Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
Vom Netzwerk:
darüber nach, er tat es einfach. »Er hatte dein Gesicht gesehen.«
    Sie schwieg. Hinter ihren Augen regte sich etwas, veränderte sich etwas, doch er wusste nicht, was. Deshalb redete er weiter, immer schneller, um ihre Sorgen irgendwie zu zerstreuen. »Wir sind in Sicherheit. Klar, unser Plan hat nicht ganz funktioniert, aber jetzt sind wir hier, mit dem Geld, und wir haben keine Spuren hinterlassen.«
    »Aber wir …«
    »Ja«, schnitt er ihr das Wort ab. Auf einmal war seine Geduld aufgebraucht. »Ja, ich weiß. Unter anderem deshalb wollte ich nicht mitmachen. Schon vergessen? Aber du warst ja auf das große Abenteuer aus. Tja, jetzt hast du dein Abenteuer.«
    »Das ist nicht fair.«
    »Fair? Als ginge es hier noch um Fairness! Passiert ist passiert. Wir können es nicht mehr ändern. Kapierst du das?   Es ist   passiert.   Verstehst du, was ich sage?«
    Jenn blickte ihn aus großen Augen an. Schließlich nickte sie, auch wenn ihre ganze Körpersprache sagte: Nein.
    Mit einem tiefen Seufzer drückte er ihre Hände. »Hör mal. Weder du noch sonst jemand trägt die Schuld daran. Aber es gibt keine Spur, die zu uns führt. Keine einzige. Das ist jetzt das Wichtigste.«
    »Klar gibt es Spuren«, sagte Ian. »Das Geld. Die Autos. Die Waffen.«
    Ein berechtigter Einwand, der Mitch völlig unvorbereitet traf. Er hatte sich so sehr auf das konzentriert, was gerade geschehen war, dass er ganz aus den Augen verloren hatte, was als Nächstes geschehen würde. Trotzdem. Immerhin war es ihm gelungen, die Zügel in der Hand zu behalten. Die anderen wirkten, als würden sie jeden Moment zusammenbrechen: Jenn war drauf und dran, sich komplett in sich zurückzuziehen, während Ian verzweifelt versuchte, seine Panik durch Coolness zu überspielen. Nein, einer von ihnen musste stark bleiben, einer von ihnen musste in der Lage sein, harte Entscheidungen zu treffen, und offenbar lief alles auf ihn hinaus.
    Mitch war erstaunt, wie gut er sich damit fühlte.
    Er räusperte sich. »Du hast recht. Wir werden uns darum kümmern, um alles. Aber der Reihe nach. Erst mal müssen wir mit Alex sprechen, wir müssen wissen, wie es bei ihm gelaufen ist. Wegen der Schüsse ist jetzt sicher die Polizei im Spiel. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir müssen wissen, was die Cops wissen.«
    »Ich ruf ihn an.« Jenn wollte schon aufstehen.
    »Moment. Wahrscheinlich ist er gerade auf dem Weg ins Krankenhaus.«
    »Ins Krankenhaus!?« Sie wirbelte herum und fixierte Ian. »Mein Gott, was hast du denn mit ihm gemacht?«
    Ian seufzte und ließ sich aufs Sofa fallen. »Ja, ich hätte nicht so fest zuschlagen sollen. Ich geb’s zu, okay? Ich war halt nervös.«
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Was denkst du, in welches Krankenhaus bringen sie ihn?«
    Erst nach ein paar Sekunden begriff Mitch, dass sie ihn gefragt hatte, nur ihn. »Weiß nicht.« Er hielt inne. »Aber wir können ihn jetzt sowieso nicht hundertmal anrufen oder überall nach ihm fragen. Wir dürfen uns nicht verdächtig machen.« Sein Hirn lief immer noch auf Hochtouren, sein ganzes Denken war auf ihre akuten Probleme fokussiert.   Und wenn du immer so weitermachst, musst du dich nicht daran erinnern, was – Stopp.   Er atmete tief ein. »Der Clou bei der ganzen Geschichte war doch, dass es keinen Grund gibt, uns zu verdächtigen. Und soweit wir wissen, hat sich daran nichts geändert. Also müssen wir erst mal nur mit Alex reden und herausfinden, was bei ihm passiert ist. Wahrscheinlich wird er nicht lange im Krankenhaus bleiben. Spätestens morgen früh ist er wieder draußen, denke ich.«
    »Also, was sollen wir tun?«
    »Wir hinterlassen ihm eine Nachricht auf dem Handy. Irgendwas Alltägliches … Sag ihm einfach, wir würden uns morgen zum Frühstück treffen, hier bei dir.«
    »Und bis dahin?«
    »Bis dahin warten wir.«

14
    ALEX WAR FROH, DIE COMPUTERTOMOGRAFIE HINTER SICH ZU HABEN.   Nicht unbedingt, weil er Platzangst gehabt hätte, nein, eher wegen des Lärms – ein lautes, rhythmisches Hämmern und Schlagen. Dabei dröhnte sein Kopf ohnehin schon, als hätte er einen apokalyptischen Kater. Doch am schlimmsten war, in der Röhre zu liegen und sich die ganze Zeit zu fragen, was denn nun passiert war.
    War die Pistole versehentlich losgegangen? Nein. Er hatte zwei Schüsse gehört.
    Vielleicht lag einer – oder auch zwei – seiner besten Freunde genau jetzt tot in der Gasse hinter der Bar.
    »Mr. Kern.«
    »Ja?« Als er die Augen

Weitere Kostenlose Bücher