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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Männer und Frauen in Abendgarderobe, auf den Balkonen wurde geraucht. Eine Party in vollem Gange. »Erzählen Sie doch mal ein bisschen von Johnny Love.«
    »Was soll ich Ihnen denn erzählen?«
    »Wie lange arbeiten Sie schon für ihn?«
    »Zehn Jahre, ungefähr. Das heißt, nein, so lange arbeite ich schon im Rossi’s. Johnny hat den Laden erst vor … sechs Jahren übernommen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Hatten Sie vorher schon mit ihm zu tun?«
    »Nein.«
    »Könnte es nicht sein, dass Sie ab und zu mal was für ihn erledigt haben? Kleine Nebenjobs?«
    »Was denn für Nebenjobs?«
    »Ganz egal.«
    »Hören Sie, ich kannte ihn überhaupt nicht, bevor er das Restaurant gekauft hat.« Bradley war viel näher dran, als Alex lieb sein konnte. Er schnitt eine leidende Grimasse. »Bitte, Detective, mir geht’s echt nicht gut. Könnten wir vielleicht ein andermal …«
    »Sicher, kein Problem. Lehnen Sie sich einfach zurück, und entspannen Sie sich.« Bradley wechselte die Spur und beschleunigte. »Sie dürfen sich nicht überanstrengen.«
    Alex spürte, wie ihn eine beinahe lächerliche Welle der Dankbarkeit überkam. »Danke.«
    Sie glitten durch die Nacht. Zu ihrer Linken leuchteten Wolkenkratzer, ein Gewirr aus gleißend hellen Fenstern. Zu ihrer Rechten, auf Alex’ Seite, schaukelten Segelboote im Hafen. »Ich kann das alles immer noch nicht fassen.«
    »Glauben Sie mir, Sie hatten noch Glück. Es hätte viel schlimmer ausgehen können.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Ein Krimineller wurde getötet, aber Ihren Kollegen geht’s gut.« Den Blick starr geradeaus gerichtet, lenkte der Detective um die Kurve, wo der Lake Shore Drive in die Hollywood Avenue mündete. »Wissen Sie eigentlich, womit Johnny Love sein Geld verdient hat?«
    Ein Krimineller. Mitch? Ian?
    »Ich hab ein paar Gerüchte gehört.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Nichts Gutes.«
    »Und warum sind Sie dann geblieben? Wenn ich fragen darf.«
    »Mein Gott, ich hab den Job gebraucht. Ich bin geschieden, ich habe eine Tochter.«
    »Es gibt andere Jobs.«
    »Ja, aber als Chef war Johnny schon okay. Und es waren ja nur Gerüchte.«
    Der Detective sah ihn an. Seine rechte Augenbraue wanderte nach oben.
    »Ja, ja, ich weiß.« Alex seufzte. »Sie denken genau wie meine Ex – ich hätte schon vor Jahren kündigen sollen. Aber ich … Ich bin irgendwie nicht dazu gekommen. Es lief eben immer ganz gut, und deshalb hab ich die Gerüchte einfach ignoriert.«
    »Sie haben es laufen lassen.«
    »Genau. Eigentlich ist das mein Lebensmotto. Bloß nicht zu viel nachdenken.«
    »Das kenn ich.« Bradley nickte. »Wo wohnen Sie genau?«
    »An der Ecke Western und Howard ist ’ne Drogerie. Könnten Sie mich da rauslassen? Dann kann ich gleich das Rezept einlösen.«
    »Klar. Ich warte gern auf Sie.«
    »Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich wohne gleich um die Ecke.« Alex versuchte, möglichst gelassen zu klingen und vor allem nicht durchblicken zu lassen, dass er nur noch hier rauswollte, so schnell wie möglich. Wenigstens kamen sie ziemlich gut voran, denn auf der Straße war kaum noch was los. Aus unerfindlichen Gründen musste er an seine erste Zeit in Rogers Park denken. Damals hatte er sich über die Sirenen gewundert, die fast jede Nacht zu hören waren. Klar, gerade in den Randbezirken war das Viertel kein Kindergarten, aber derart viele Polizeieinsätze? Doch bald war ihm der eigentliche Grund aufgegangen: die vielen Altersheime an der Ridge. Da kratzte immer einer ab.
    »Wie war das mit den Schüssen?«, fragte Bradley. »Woran erinnern Sie sich?«
    Ein Krimineller wurde getötet …   »An zwei Schüsse, ein paar Minuten nachdem die Typen abgehauen waren, mit einer Pause dazwischen … Dreißig Sekunden oder so. Aber ich bin mir nicht sicher, mein Zeitgefühl war ziemlich im Eimer.«
    »Und danach?«
    »Dann sind schon die Sirenen gekommen.«
    Der Detective schnalzte mit der Zunge. »Und sonst? Irgendwas?«
    Alex überlegte. Er versuchte, sich den genauen Ablauf in Erinnerung zu rufen. Was würde er sagen, wenn er keine Ahnung von den wahren Hintergründen hätte? »Glaube nicht. Doch, sie hatten Jeans an, Arbeitshosen. Und Skimasken über dem Gesicht, schwarze Skimasken.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin einfach dagestanden, und plötzlich fliegt die Tür auf, diese Typen kommen reingestürmt und schreien herum …«
    »Was haben sie geschrien?«
    »›Maul halten und keine Bewegung!‹, oder so was in der Art. Dabei haben sie mit den

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