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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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  … «
    »Aber weißt du was, Johnny? Eigentlich ist es mir egal. Wirklich. Ich will meine Ware. Ich habe ein Geschäft abgeschlossen, weil ich auf dein Wort vertraut habe, und jetzt musst du liefern. So einfach ist das.«
    »Moment   … «
    »Daher sollte dir eines klar sein.« Victor ging einen Schritt auf ihn zu, und Johnny reagierte augenblicklich mit einem Schritt nach hinten, wenn auch mit schlotternden Beinen. »Du hast nur noch zwei Schritte. Ich werde einfach immer weiter auf die Kante zugehen, du wirst nicht wagen, meinem Blick auch nur für eine Sekunde auszuweichen, nein, du wirst einen Schritt nach dem anderen zurücktreten, bis du schließlich … abtrittst. Weil du ganz genau weißt: Wenn du es nicht tust, stehen dir noch ganz andere Dinge bevor. Und warum weißt du das? Weil du mir jedes einzelne Wort glaubst.« Er trat einen weiteren Schritt vor, Johnny einen zurück. »Kapiert?«
    »Ja!« Johnny stand fünfzehn Zentimeter vor der Kante, leicht vorgebeugt, als würde er seinem Gleichgewichtssinn nicht trauen. Seine Hände waren noch immer auf dem Rücken gefesselt. »Ich schwöre dir, ich schwöre bei Gott, ich habe nichts damit zu tun. Ich hätte mich gleich bei dir gemeldet … Ich hätte mich gleich bei dir melden sollen, aber, aber ich wollte es lieber allein regeln. Du bekommst das Zeug, ehrlich, aber ich, o Gott, ich will nicht, bitte, bitte tu das nicht. Bitte!« Von unten stieg ein durchdringender Gestank auf, Johnnys Jogginghose färbte sich dunkel. »Ich schwöre es, du bekommst das Zeug!«
    »Und wie willst du das anstellen?«
    »Ich werde mir Bennett vorknöpfen, und wenn er’s nicht war, werde ich die Verantwortlichen finden. Das schwöre ich dir, ich schwöre es bei meiner Mutter.«
    »Bei deiner Mutter, die in diesem wunderhübsch ausgebauten Bungalow in Jefferson Park wohnt?«
    Johnny riss die Augen auf. In seinem Gesicht spiegelte sich nichts als Panik.
    »Tut mir leid, Johnny. Du wolltest ganz oben mitspielen. Hier weht ein anderer Wind.«
    »Du bekommst das Zeug. Versprochen.« Seine Stimme drang aus dem tiefsten Inneren, einem völlig ungeschützten Ort, den die meisten Menschen am liebsten verleugneten.
    Victor blickte ihm fest in die Augen, hob den Fuß und sah zu, wie Johnny zusammenzuckte – bevor er den Fuß wieder auf den Boden setzte und lächelte. »Alles klar.« Er gab seinen Männern ein Zeichen, woraufhin diese den Restaurantbesitzer in die Mitte nahmen und die Fesseln lösten. Johnny stieß eine Art Schluchzen aus und stolperte hastig nach vorne, weg vom sicheren Tod.
    »Okay«, sagte Victor, »eins nach dem anderen. Zuerst will ich Bennett sprechen, und zwar heute. Zweitens will ich, dass du dich umhörst. Überall. Du fragst jeden Zuhälter, jeden Dealer, jeden Buchmacher, ob er etwas gehört hat, und wenn dein Ruf dabei den Bach runtergeht. Setz eine ordentliche Summe aus, natürlich von deinem eigenen Geld. Irgendwer in dieser Stadt weiß Bescheid, und ich will diese Information.«
    »Ja. Selbstverständlich. Kein Problem.« Johnny rieb sich die Handgelenke. Er zitterte am ganzen Körper.
    »Okay. Du kannst gehen.«
    Sofort sprintete er los. Victor wartete, bis er kurz vorm Ausgang angekommen war. »Ach ja, Johnny?«
    Er erstarrte, obwohl ihn sein Instinkt dazu drängte, weiterzurennen, einfach zu rennen. Langsam drehte er sich um. »Ja?«
    »Von jetzt an bleiben wir in Verbindung, okay? Meiner Erfahrung nach lassen sich dadurch viele Missverständnisse von vornherein vermeiden.«
    »Äh … Ja. Ja, klar. Sobald ich irgendetwas weiß, sag ich dir Bescheid.«
    »Hervorragend. Also bis dann.« Victor wandte sich ab, ging zum Rand des Gebäudes und blieb stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Spitzen seiner Schuhe über dem Abgrund. Vor seinen Augen erstreckte sich die ganze Stadt, Chicago, ein Meer aus Wolkenkratzern, das eine düstere Brandung aus Apartmenthäusern und Alleen vor sich her schob, bis hinaus zur aufgehenden Sonne. Als der Morgenwind an seinem Sakko zupfte, atmete er tief ein und genoss den Geschmack der frischen Luft.
    Hinter ihm räusperte sich einer seiner Männer. »Dachten Sie wirklich, er hat was damit zu tun?«
    Victor drehte sich um. Er war ehrlich überrascht. »Nein. Wie kommst du darauf?«

18
    FRAUEN UND IHRE PFLEGEMITTELCHEN. ES WAR NICHT ZU FASSEN.
    Sie besaß zehn verschiedene Shampoo- und Conditioner-Varianten, Body Lotion in diversen Tropenaromen sowie mehrere Tuben und Dosen, die ein hervorragendes »Peeling«

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