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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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die schmalen Hüften wickelte, lief er tatsächlich rot an. Süß. Trotzdem blitzte Alex’ Körper vor ihr auf, der Kontrast zwischen ihnen beiden trat in diesem Moment einfach zu deutlich hervor: tätowierte Muskeln gegen blasse, leicht unbeholfene Arme und Beine und eine teigige Brust.   Aber das gestern Nacht war alles andere als unbeholfen gewesen.
    »Was ist denn los?«, fragte sie.
    »Wir haben was übersehen, was Wichtiges. Scheiße, wie konnte ich das nur übersehen!«
    »Was?«
    »Der Wagen. Wir haben an alles gedacht, aber nicht …«
    »Langsam. Was ist mit dem Wagen?«
    »Was wollte der Dealer bei Johnny? Er wollte ihm Drogen verkaufen, oder? Aber er trug nichts bei sich, keinen Koffer oder so.« Mitch sah sie an. »Also wo sind die Drogen?«
    Kurz flackerte Panik in ihr auf, gefolgt von einer merkwürdig gelassenen Erkenntnis. »Im   … «
    »Im Wagen. Ganz genau.« Er fuhr sich durch das nasse Haar. »Und deshalb sollten wir uns den Wagen ein bisschen genauer anschauen, bevor wir ihn klauen lassen.«
    »Okay. Tu einfach so, als wär es unser Wagen.«
    »Ist er doch«, erwiderte Jenn.
    Mitch lachte durch die Nase, überrascht von ihrem makabren Scherz, und öffnete die Tür des Cadillac Eldorado.
    Glänzende Ledersitze, ein makellos sauberer Innenraum. Wie stellten die Leute das nur immer an? Er legte es ja nicht darauf an, möglichst viele ausgedruckte Wegbeschreibungen, zerdrückte Getränkedosen und eselsohrige Straßenkarten in seinem Honda zu verteilen, aber irgendwie lief es doch immer darauf hinaus. Sein Wagen glich eher einer rollenden Müllhalde.
    »Was ist mit dem Handschuhfach?«
    Sie klappte es auf und kramte darin herum. »Das Handbuch, eine Sonnenbrille und der Fahrzeugschein. Sonst nichts.«
    »Zeig mal.«
    Auf dem Fahrzeugschein stand: David Crooch. Als Mitch auf den maschinengeschriebenen Namen starrte, erfasste ihn ein merkwürdiges Gefühl, eine Mischung aus Schuld und Angst. David Crooch. So hieß er also, der Mann, den er …
    Weg damit.
    Während er den Schein zusammenfaltete und in die Tasche steckte, stellte er fest, dass es ihm immer leichter fiel, seine aufkeimenden Gewissensbisse zu ignorieren. Er drehte sich um und überprüfte die Rückbank: nichts, bis auf den Regenschirm im Fußraum. »Schauen wir mal in den Kofferraum.«
    Ein Karton mit der üblichen Notfallausrüstung: eine Dose Reifenspray, ein zusammengerolltes Seil, eine Plastik-Wärmedecke. Daneben lagen ein Kreuzschlüssel – und eine schwarze Sporttasche, wie man sie normalerweise ins Fitnessstudio mitnahm. Es war verrückt. In seinem bisherigen Leben hatte Mitch keine zwei Gedanken an Sporttaschen verschwendet, und jetzt verfolgten sie ihn auf Schritt und Tritt. Er tastete nach dem Reißverschluss.
    »Sollten wir das nicht … ein bisschen diskreter erledigen?« Jenn nickte in Richtung einer jungen Mutter, die einen Kinderwagen über den Gehweg schob.
    »Gute Idee.« Er schulterte die Tasche; sie war weder besonders schwer noch besonders leicht, und in ihrem Inneren klapperte Plastik, vielleicht irgendwelche Gefäße. Mitch warf den Kofferraum zu.
    Zurück im Cadillac wurde es still. Eine Stille, die von der Tasche in ihrer Mitte auszugehen schien.
    »Preisfrage«, sagte Mitch. »Wie sehen Drogen für eine Viertelmillion Dollar aus?« Damit öffnete er den Reißverschluss.
    In der Tasche lagen vier Flaschen. Er nahm die nächstbeste in die Hand – eine Flasche aus hartem Plastik, so hart, dass es womöglich auf dem Boden zerspringen würde, gefüllt mit einer dicken, dunklen Flüssigkeit. Mitch reichte die Flasche an Jenn weiter und nahm sich eine andere. Genau gleich. Er wühlte in der Tasche herum, aber nein, das war’s. Diese vier Flaschen, sonst nichts. »Hmm.«
    »Was ist das für ein Zeug?« Jenn beugte sich zur Windschutzscheibe und hielt die Flasche ins Licht. »Sieht aus wie stinknormales Motoröl.«
    »Vielleicht flüssiges Heroin? Oder eine Designerdroge?«
    »Ja, wie hieß diese Partydroge noch mal, die vor ein paar Jahren total in war? Irgendein Buchstabe, aber nicht E oder K.«
    »K steht für Ketamin, das ist eigentlich ein Beruhigungsmittel für Pferde. Aber ich glaube, normalerweise ist das nicht flüssig.«
    »Nee, du hast recht, es war irgendwas mit G. Vielleicht GHB? Ich hab mal einen Artikel gelesen, da hieß es, das wäre das neue Rohypnol.« Sie rollte die Flasche in der Hand. Träge schwappte die Flüssigkeit hin und her und hinterließ eine Spur an der Innenwand. »Aber vier Flaschen

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