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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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beugte sich vor. »Wir wollten doch ein Spielchen spielen. Ich hätte da eine Fertig-los-Frage: Habt ihr schon mal einem guten Freund eins reingewürgt? Also so richtig übel?« Er fixierte Alex. »Fertig, los.«
    Es wurde still. Eine bleierne Stille, die die Luft vergiftete.
    »Ich geh dann mal«, sagte Ian und stand auf.
    »Nein, hey, warte!« Jenn blickte mit großen, bettelnden Augen in die Runde. »Das ist doch Schwachsinn. Wir …«
    »Wir sind fertig miteinander.« Alex stand ebenfalls auf, schnappte sich ein Handtuch und wischte sich die Hände ab. »Das wolltest du doch sagen, oder?«
    Mitch spürte ein Stechen in der Brust, ein kindliches Verlangen, sofort alles zurückzunehmen. Aber er war kein Kind mehr. »Genau«, meinte er und riss sein Sakko vom Hocker, bevor er sich an Jenn wandte. »Ich gehe. Kommst du mit?«
    »Ich …« Sie blickte zwischen Alex und ihm hin und her. »Nein. Ich fahr nach Hause.«
    »Ich kann dich nach Hause bringen.«
    »Nein, heute nicht.« Damit stand sie auf und griff nach ihrer Handtasche, zog ein paar Zwanziger heraus und ließ sie auf die Theke fallen. »Schade. Das ist einfach nur schade. Aber ihr Typen mit euren Riesenegos müsst ja alles kaputtmachen. Ihr fahrt lieber alles an die Wand, als auch nur ein Mal über euren Schatten zu springen. Typisch Mann.«
    »Ja, mit Männern musst du dich ja auskennen,   Tasty .« Alex sah sie an, ein Blick voller Bosheit. »Ich meine, bei deiner Erfahrung.«
    Ihre Augen weiteten sich, sie wurde blass. Doch dann schüttelte sie bloß den Kopf. »Was soll’s. Hat Spaß gemacht.«
    »Was?«, fragte Ian.
    »Der Donnerstagabend-Kneipen-Club.« Sie warf die Arme hoch und lächelte traurig. »Das mit uns.«

22
    EINES MUSSTE MAN IAN VERDONS WOHNUNG LASSEN: Der Blick war fantastisch. Vor den deckenhohen Fenstern glitzerte die Silhouette der Stadt, der Fluss schimmerte rosafarben im schattenlosen Licht des Spätnachmittags. Es war genau fünf Uhr – die   magic hour   der Fotografen.
    Bennett genoss das Panorama noch eine Weile, bevor er sich ein bisschen umschaute. Keine Eile. Das Wohnzimmer war modern und geschmackvoll eingerichtet. Klare Linien, niedrige Möbel. Er schlenderte zu den Bücherregalen, in denen vor allem gerahmte Bilder und anderer Schnickschnack herumstanden: ein Schnappschuss von einem Typen vor einem Lattenzaun, einem Typen mit erstaunlich zerfurchtem Gesicht, als hätte er die letzten zehn Jahre in der Wildnis verbracht; eine Schachtel Montecristos, dem gebrochenen Siegel nach direkt aus Kuba; eine elegante, mit blassblauen Körnchen gefüllte Sanduhr. Aus purer Langeweile öffnete Bennett die Zigarrenschachtel – und fand einen Spiegel, eine Rasierklinge und eine Pergamenttüte mit weißem Pulver. Na, da schau her. Er kippte sich ein kleines Häufchen auf den Handrücken und zog es durch die Nase.
    Verdammt.
    Danach räumte er das Zeug wieder weg. Er achtete darauf, alles wieder exakt so zu platzieren, wie er es vorgefunden hatte. Im Allgemeinen hatten Drogensüchtige wenig Ahnung von nichts, aber über ihre Vorräte wussten sie Bescheid.
    Im Bücherregal stand ein billiges Telefon, in der Küche lag ein Mobilteil. Bennett entschied sich für Letzteres. Wie einfach das alles heutzutage war; jeden Scheiß konnte man im Internet bestellen. Zwei Minuten später hatte er das Ding aufgeschraubt, die nötigen Modifikationen vorgenommen und es wieder zugeschraubt. Ein Blick auf die Uhr: 5:30. Okay, an einem Freitagnachmittag war das vielleicht etwas gewagt. Also nichts wie weg hier.
    Bennett legte das Telefon zurück an seinen Platz und blickte sich noch einmal um, ehe er zur Tür ging und hinter sich absperrte. Im Hausflur erwartete ihn die übliche Kombination aus indirekter Beleuchtung und gedeckten Farben, ganz nach dem Geschmack des Durchschnittsyuppies. Er schlenderte zum Aufzug, drückte den Knopf und pfiff ein schräges Liedchen. Er war locker, entspannt. Guter Stoff. Gute Qualität.
    Die Türen des Lifts öffneten sich. Vor ihm stand ein hagerer Typ in einem teuren Anzug, mit perfekt gegeltem und modisch zerzaustem Haar. Nur die eingesunkenen Augen und die grünlich schimmernden Überreste eines Veilchens passten nicht so recht ins Bild. »Entschuldigung«, murmelte er, als er sich an Bennett vorbeidrückte.
    Bennett trat lächelnd zur Seite. Der Aufzug brachte ihn runter in die Parkgarage, wo er sich im Schatten der Einfahrt hielt, bis ein schwarzer Jeep Wrangler die Rampe hinuntergefahren war. Dann huschte er ins

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