Der Ausloeser
Stock.«
»Haben Sie schon einen Arzt …«
»Ich weiß es nicht, Ma’am. Tut mir leid.«
»Schon gut. Danke.« Damit legte sie auf, warf das Telefon auf die Couch und lief ins Schlafzimmer, wo sie die Schlafanzughose abstreifte, in eine Jeans stieg und ihre Füße in Flipflops schob. Dann schnappte sie sich die Handtasche von der Kommode und rannte zur Tür.
Draußen schien die Sonne. Ein perfekter Sommertag, an dem eigentlich nichts schiefgehen konnte. Sie winkte einem Taxi und bat den Fahrer, ein bisschen auf die Tube zu drücken, und tatsächlich schlängelte er sich durch den Verkehr und überfuhr eine gelbe Ampel nach der anderen.
Aber was für einen Unfall hatte Mitch denn gehabt? Offensichtlich keinen allzu schlimmen, sonst hätten sie ihn gleich ins Krankenhaus gebracht. Und war es nicht irgendwie merkwürdig, dass er ausgerechnet nach ihr fragte? Sie hatten erst ein paar Mal miteinander rumgemacht, und schon sollte sie die feste Freundin geben?
Das heißt … Es könnte auch mit dem Überfall zu tun haben. Oder mit dem Anruf von gestern Abend.
Jenn zuckte zusammen und biss sich auf die Unterlippe. War Johnny ihnen auf die Spur gekommen? Hatte er Mitch … O Gott.
Die Taxifahrt zog sich ziemlich in die Länge.
Endlich hielten sie vor dem Haupteingang des Hotels. Ein Typ eilte herbei, um ihr die Tür aufzuhalten, und im ersten Moment dachte sie, es wäre Mitch – aber nein, er trug nur die gleiche Uniform. Sie gab dem Taxifahrer zehn Dollar Trinkgeld und rannte ins Foyer. »Der Tagungsraum Atlantic?«
»Erster Stock, Ma’am. Die Aufzüge finden Sie …«
Jenn ließ ihn nicht ausreden, sondern sprintete die nächstbeste Treppe hoch. Was für ein traumhaftes Hotel, ideal für Flitterwochen und heimliche Affären. Eine gravierte Tafel wies den Weg zu verschiedenen Räumen, unter »Atlantic« zeigte ein Pfeil nach links. Aus unerfindlichen Gründen wäre es ihr grotesk vorgekommen, in einem solch edlen Laden zu rennen, weshalb sie sich mit einer Art ungeschicktem Power Walking begnügte. Schließlich drückte sie die schwere, holzvertäfelte Tür des Tagungsraums auf …
…und sah Mitch und Ian neben einem langen Mahagonitisch stehen. Ian hatte die Hände erhoben, wie um zu zeigen, was für einen dicken Fisch er neulich gefangen hatte. Als sie eintrat, klappte sein Unterkiefer herunter.
Mitch zog die Augenbrauen zusammen. »Jenn?«
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Was tust du hier?«
Sie hatten alle drei gleichzeitig gesprochen, innegehalten, weitergesprochen und wieder innegehalten. Jenn nutzte die plötzliche Stille. »Alles in Ordnung mit dir?«
Mitchs Blick wanderte von ihr zu Ian. »Was soll denn mit mir sein?«
»Ich …« Sie zögerte. »Dein Kollege hat mich angerufen. Du hättest einen Unfall gehabt.«
»Einen Unfall? Wer sagt das?«
»Ein Kollege von dir … Paul. So hieß er.«
Mitch schüttelte den Kopf. »Ich kenn keinen Paul.«
»Also hattest du auch keinen …« Ihr Adrenalinpegel ebbte langsam ab, doch die Verspannung in ihren Schultern blieb. »Und was machst du hier?«, fragte sie Ian.
»Ich soll hier jemanden treffen.«
»Wen?«
»Einen Bekannten.« Er schwieg, bis er kapierte, dass er nicht damit durchkommen würde. »Na gut.« Ian seufzte. »Er heißt Katz. Der Typ, der mir die … die Dinger besorgt hat. Er hat mich angerufen und gesagt, ich solle sofort hierher kommen.«
Ein Klopfen an der Tür. Die Klinke wurde heruntergedrückt und Alex steckte den Kopf durch den Spalt. »Detective Bradley?« Als er die anderen drei sah, erstarrte er. Seine Augen huschten von einem zum anderen und auf seinem Gesicht spiegelte sich eine ganze Serie von gegensätzlichen Emotionen wider, bevor es schließlich zur Maske versteinerte. »Was macht ihr denn hier?«
»Das fragen wir uns auch gerade«, erwiderte Jenn. »Mich hat jemand angerufen und gesagt, Mitch hätte einen Unfall gehabt. Ian soll sich hier mit einem Typen namens Katz treffen. Ach ja, was ist eigentlich mit dir, Mitch?«
»Einer der Pagen meinte, der Manager würde hier auf mich warten.« Er nickte Alex zu, eine kurze, knappe Bewegung. Die Spannung zwischen den beiden war fast physisch spürbar. »Und du?«
Alex trat ein, die Tür fiel geräuschlos ins Schloss. »Scheiße, was soll das hier?«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Mann, das ist doch jetzt egal. Irgendwer wollte uns alle hierher locken, und ich will …«
»Nein, Alex, es ist nicht egal, weil wir herausfinden müssen, wer uns
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