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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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…« Sie zuckte die Schultern. »… sollten wir es wohl aufheben.«
    »Wo sind die Flaschen jetzt?«
    Jenns Hände waren feucht, unter den Achseln war ihr Shirt klitschnass. Unwillkürlich musste sie an einen alten Spruch denken: Frauen würden nicht schwitzen, sondern glänzen wie Tau, oder so ähnlich. Fast hätte sie gelacht, doch sie unterdrückte die aufkeimende Hysterie und blickte Mitch in die Augen, als könnte sie ihm ihre Gedanken hinüberbeamen. Vielleicht gab es ja doch so etwas wie Telepathie.
    »Ms. Lacie?«, sagte Victor.
    »Die Flaschen sind in einem Schließfach in meiner Bank«, antwortete sie, und wie durch ein Wunder zitterte ihre Stimme nicht.
    »Warum ausgerechnet ein Schließfach?«
    »Wie gesagt, wir konnten nichts damit anfangen«, schaltete sich Mitch ein. »Aber uns war klar, dass sie einiges wert sein müssen.«
    Ein Lächeln stieg in ihr auf wie Luftbläschen in einer Champagnerflasche. Jenn schluckte es herunter.
    »Verstehe.« Victor nickte. »Dann gehen wir jetzt zu dieser Bank.«
    Ab jetzt wurde es gefährlich. Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder.   Denk nach , sagte sie sich , zeig ihm, dass du Angst hast, aber nicht, dass du dir jedes Wort genau überlegst.   »Heute ist Samstag.«
    »Und?«
    »Die Bank hat geschlossen.«
    »Wie praktisch.«
    Sie zuckte die Schultern. »Daran kann ich jetzt leider auch nichts ändern.«
    »Aber finden Sie es nicht auch erstaunlich, dass sich die Ware ausgerechnet an einem Ort befindet, an den wir jetzt nicht rankommen?«
    »Sie haben den Zeitpunkt für unser Treffen ausgesucht, nicht wir.«
    Victor stieß ein eigenartiges Geräusch aus, eine Mischung aus einem Lachen und einem nachdenklichen   Hmm .
    »Jetzt hör mir mal zu, du verdammte Mistfotze!«, rief Johnny und stieß sich von der Wand ab. »Spar dir die Lügen, und rück das Zeug raus, oder Gnade dir …«
    »Den Schlüssel hab ich hier«, sagte sie schnell.
    »Was?«
    »Der Schlüssel ist in meiner Handtasche. Darf ich ihn rausholen?«
    Victor zuckte die Schultern, als wollte er sagen: Warum nicht?
    Mit zitternden Fingern wühlte sie im Kleingeldfach und zog einen simplen, nicht gravierten Blechschlüssel heraus, etwa so groß wie ihr Briefkastenschlüssel. »Hier ist er.«
    Jenn stand in der frostigen Klimaanlagenluft des Tagungsraums und hielt den Schlüssel hoch wie ein magisches Totem, als könnte sie dieses lächerliche kleine Ding vor Unheil bewahren.
    »Kann ich mal sehen?«, sagte Victor.
    »Nein«, erwiderte sie, und diesmal brachte sie nur ein Krächzen heraus.
    »Nein?«
    »Keiner von uns wollte sich mit Ihnen anlegen. Ich wünschte, wir hätten diesen Überfall nie begangen. Es war eine beschissene Idee. Aber wenn ich Ihnen jetzt diesen Schlüssel gebe, wie soll ich mir dann sicher sein, dass Sie uns nicht …«
    »Wie gesagt, ich interessiere mich einzig und allein für die Ware.«
    »Und die werden Sie bekommen. Gleich am Montagmorgen in der Bank.«
    »Weil Sie sich dort sicher fühlen.«
    »Genau.«
    »Aber Ihnen ist doch klar, dass ich Ihnen den Schlüssel auch einfach abnehmen könnte.«
    »Ich könnte schreien …«
    »Und meine Leute könnten Ihnen eine Kugel verpassen.« Victor lächelte dünn. »Aber das ist eigentlich nicht mein Stil.« Stille. Als er sich das Kinn rieb, hörte Jenn, wie seine Fingerkuppen über die Bartstoppeln kratzten. »Das ist wirklich Ihr erstes Mal, oder? Irre ich mich, oder sind Sie tatsächlich waschechte Amateure?«
    »Und was für Amateure«, spottete Johnny.
    »Stimmt.« Sie beugte sich leicht vor. »Sie haben völlig recht, Victor. Wir haben so was noch nie getan, und hätten wir gewusst, wie es laufen würde, wäre es auch dabei geblieben. Wir wollen keine Schwierigkeiten machen, aber heute kommen wir nun mal nicht an das Schließfach ran. Glauben Sie mir, mir wäre es wirklich lieber, wir könnten es …«
    Victor blickte auf seine schwere Golduhr. »Na gut. Zwei Tage hin oder her, das macht keinen großen Unterschied … Und wenn Sie unbedingt dabei sein wollen, meinetwegen.«
    Die Faust um ihr Herz lockerte sich ein wenig.
    »Aber eines ist   nicht   egal, ob Sie mir glauben, was ich Ihnen jetzt sage: Sollten Sie zur Polizei gehen oder Anstalten machen, die Stadt zu verlassen, sollten Sie versuchen, mir einen wie auch immer gearteten Streich zu spielen, bringen Sie nicht nur Ihr eigenes Leben in Gefahr.« Er blickte in die Runde. »Mir macht so was auch keinen Spaß, aber glauben Sie mir: Ich kann dafür sorgen, dass Ihnen

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