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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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der Vergewaltigung weiß und
    glaubt, wir beide hätten miteinander ein Kind gehabt, als wir noch Teenager waren.« Sie warf ihm einen scheuen Blick zu. »Sie ist durcheinander, weil sie glaubt, ich wäre Cill – was bedeuten würde, 421

    dass das Kind das Produkt einer Vergewaltigung ist und du der Erzeuger bist.«
    Roys Gesicht wurde angespannt. »Und?«
    »Ich habe Billy erklärt, er wär dein Sohn von einer deiner Nutten, und ich hätte mich bemüht, ihm die Mutter zu ersetzen, so weit das bei den Gegebenheiten möglich war.«
    »Was für Gegebenheiten?«
    »Dass er seinem Vater nachschlug«, antwortete sie schnippisch. »Dass er ein frühreifer, total hemmungsloser Bursche war, der Drogen genommen und geklaut hat wie ein Rabe und deshalb im Knast gelandet ist.«
    »Mein Gott!«, sagte er voll Abscheu. »Du bist wirklich ein hinterhältiges Luder!«
    Sie zog gleichgültig eine Schulter hoch und ließ sie wieder herabfallen. »Na, es kommt doch der Wahrheit ziemlich nahe.«
    Flüchtig erkannte Roy, dass er sie nie beherrscht hatte – nicht einmal, wenn sie auf den Knien gelegen und um einen Schuss gebettelt hatte – , aber der Gedanke war so erschütternd, dass er nicht an ihm festhalten konnte. »Du bist echt krank, Lou.«
    Sie ließ die Bemerkung an sich abprallen. »Also, was soll ich Billy sagen? Der kommt nämlich garantiert wieder. Wie immer.«
    Roy drückte seine Zigarette aus und ließ sie zu Boden fallen.
    »Das ist nicht mein Problem«, versetzte er schroff.
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    »Du hast dir das selbst eingebrockt. Du hättest George mir überlassen sollen, wie ich dir geraten habe.«
    Louise schlang ihre dünnen Arme um ihren Oberkörper. »Vielleicht wollte ich das ja nicht«, sagte sie mit stockender Kleinmädchenstimme.
    »Vielleicht habe ich gehofft, sie würde alles über Cill rauskriegen … vielleicht kann ich nicht so lässig mit der Vergangenheit leben wie du, Roy.«
    Er lachte zornig. »Das Getue kannst du dir sparen«, warnte er. »Das wirkt vielleicht bei deinem Bruder, aber nicht bei mir. Da ist das Telefon.« Er wies mit einer ruckartigen Kopfbewegung zu einem Gerät auf einer der Arbeitsplatten. »Nimm’s.
    Ruf sie an. Schau mal, wie gut die Nummer vom traumatisierten kleinen Mädchen bei der Frau ankommt. Oder noch besser, ruf die Bullen an. Wenn du Glück hast, glauben sie dir nicht …« Er brach ab, als sie sich vorbeugte, um auf den Bildschirm zu sehen. »Was ist los?«
    »Du hast Besuch«, sagte sie bemerkenswert sachlich, nichts Mitleidheischendes mehr in der Stimme.
    Er warf einen Blick auf den Bildschirm und erkannte George und Jonathan im Gespräch mit der Bedienung. »Verdammte Scheiße«, murmelte er, als das Mädchen die Klappe im Tresen hob und die Besucher zur Küche wies. »Geh rauf und bleib da, bis ich dich hole«, befahl er und packte Louise grob am Arm. »Ich warne dich – wenn dieser Hughes 423

    dich zu Gesicht bekommt, hau ich dich schneller in die Pfanne, als du O sagen kannst.«
    Mit einem Blick, der ihre ganze Verachtung ausdrückte, setzte Louise den Fuß auf die unterste Treppenstufe.
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    17
    Crown and Feathers, Friar Road, Highdown
    Mittwoch, 23. April 2003, 19 Uhr 35
    George, die prophezeit hatte, dass Roy den Jovialen spielen würde, zumindest anfänglich, beunruhigte die Feindseligkeit, mit der er sie empfing, als sie in die Küche traten. Eine große Seelenkennerin bin ich offensichtlich nicht, sagte sie sich und ließ ihren Blick zu dem Bildschirm schweifen, der die Bar zeigte. Gewarnt sein hieß, gewappnet sein, und ein Mann wie Roy Trent sah natürlich im Angriff die beste Verteidigung. Der zweite Bildschirm war wie meistens ausgeschaltet, und nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wozu er eigentlich zwei Geräte brauchte.
    Jonathan reagierte sofort auf die feindselige Atmosphäre und ging instinktiv in Abwehrstellung, indem er das Kinn vorschob und seine seitlich herabhängenden Hände zu Fäusten ballte. Er fühlte sich an ihr erstes Zusammentreffen erinnert, doch diesmal erfolgte keine Entschuldigung von Roy, um die Wogen zu glätten.
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    Er stand mit dem Gesicht zur Tür, das Gesäß gegen den Tisch gestemmt, in der rechten Hand ein Bierglas, das er nachlässig mit einem Geschirrtuch polierte. Er hielt es am Griff, als wäre gar nicht das Polieren Zweck der Übung. Er wirkte sehr entspannt und hatte sich so postiert, dass George und Jonathan im Türrahmen gebannt waren und nicht ins Zimmer treten konnten. Eine ungünstige Position, nicht zuletzt, weil

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