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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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nachdem sie von zu Hause abgehauen war.«
    »Meinetwegen, aber das hat doch mit uns überhaupt nichts zu tun.«
    »Doch. Alle haben sie gesucht wie verrückt.
    Warum habt ihr, du oder Lou, nicht was gesagt, als Lou wegen der Vergewaltigung befragt wurde?«
    Die Stimme seiner Mutter war brüchig. »Sie ist nicht befragt worden und ich auch nicht – und ich verstehe nicht, warum du so ekelhaft zu mir bist …«
    Sein Vater kam ans Telefon. »Hör auf, deine Mutter zu quälen, Junge. Worauf willst du überhaupt hinaus? Wenn du etwa behaupten willst, sie hätte was mit dem Mord an dieser alten Frau zu tun gehabt, kriegst du es mit mir zu tun, das sag ich dir gleich. Ist das klar?«
    Billy dachte an das lange rote Haar seiner Mutter, das er als kleiner Junge so gern zu Zöpfen gefloch-ten hatte, wenn sie es ihm erlaubt hatte. Diese Momente geteilter Intimität hatten aufgehört, als sie sich die Haare nach dem Umzug dunkelbraun färben ließ, nie wieder hatte sich solche Nähe zwischen ihnen eingestellt. Alle Intimität war fortan Louise vorbehalten, aus der zur gleichen Zeit eine braunhaarige Daisy mit frechem Stoppelkopf 450

    wurde. Bis heute hatte er vergessen gehabt, wie eifersüchtig er gewesen war.
    »Hat sie etwas damit zu tun gehabt, Dad?«, fragte er scharf. »Die Stadträtin sagte, Mrs. Jefferies wäre von einer Person mit rotblondem Haar getötet worden – Mam hatte rotblondes Haar, bevor du uns gezwungen hast, unsere Siebensachen zu packen und aus der Mullin Street zu verschwinden. Und Louise auch. Du hast sie immer die
    ›Schrecklichen Zwei‹ genannt. Weißt du noch?«
    Sein Vater legte auf.
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    Crown and Feathers, Highdown, Bournemouth Mittwoch, 23. April 2003, 20 Uhr 15
    George überzeugte Roys Theorie nicht recht. »Das würde heißen, dass drei Leute« – sie zählte sie an den Fingern ab –, »nämlich einerseits Howard Stamp und andererseits David und Jean Trevelyan am selben Ort und praktisch zur selben Zeit völlig unabhängig voneinander zwei Morde an zwei Personen verübt haben, die nichts miteinander zu tun hatten. Finden Sie das nicht reichlich unwahrscheinlich, Roy? Man kann doch weiß Gott nicht behaupten, dass Mord in unserem Land an der Tagesordnung ist. Totschlag, ja, der kommt häufiger vor, aber doch nicht Mord. 1970 hat es bestimmt nicht mehr als drei- bis vierhundert Morde gegeben. Dass zwei davon praktisch am selben Ort und zur selben Zeit begangen werden, ist statis-tisch gesehen äußerst unwahrscheinlich.«
    »Es sei denn, die Taten standen miteinander in Zusammenhang«, warf Jonathan ein.
    »Wir wissen nicht einmal, ob Cill tot ist«, fuhr George fort. Sie richtete die Spitze ihres Bleistifts auf die Fotografie von Priscilla Fletcher. »Vielleicht ist sie das .«
    Jonathan beobachtete, wie Roy Trents Blick zu dem Bild flog.
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    »Ist sie es, Mr. Trent?«
    »Nein.«
    »Würden Sie uns freundlicherweise sagen, wer die Frau ist?«
    Roy Trent zuckte lässig mit den Schultern. Er wurde von Minute zu Minute unbeschwerter, und Jonathan fragte sich, aus welchem Grund. Weil sie von Howard Stamp abgekommen waren? »Sie hat
    sich Priscilla Curtis genannt, als ich sie geheiratet habe.«
    »Wie können Sie so sicher sein, dass sie nicht Cill Trevelyan ist? Sie sieht aus wie sie.« Jonathan beobachtete Roy Trent scharf, aber dessen Miene blieb unbewegt. »Beides zugleich geht nicht, Mr.
    Trent«, fuhr er fort. »Wenn Sie Cill nicht gekannt haben, können Sie nicht wissen, ob sie sich nicht doch hinter der Frau versteckt, die Sie geheiratet haben.«
    Roy Trent starrte zu Georges schreibender Hand hinunter. »Sie sind auf dem Holzweg, Meister«, sagte er und versuchte nicht, seine Gereiztheit zu verbergen. »Ich bestreite nicht, dass ich es als junger Kerl schlimm getrieben habe, aber mit Mord hatte ich nichts zu tun. Ich weiß nicht, was mit Cill Trevelyan passiert ist, und« – er stach mit einem Finger gegen die Tischplatte, um seinen nächsten Worten Nachdruck zu verleihen – »ebenso wenig weiß meine Exfrau etwas darüber. Sie können mir das glauben oder Sie können zur Polizei gehen und 453

    denen diesen ganzen Mist auftischen, mir reicht’s jetzt jedenfalls. Ich hab George vielleicht nicht genau erzählt, wie das mit mir und Howard war –ich war nicht gerade stolz drauf, wie ich den armen Kerl behandelt habe –, aber alles andere, was ich gesagt habe, ist wahr.« Er stand auf und trat zur Tür. »Tun Sie, was Sie wollen. Für mich ist das Gespräch beendet.«
    Jonathan

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