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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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hatte schon, während Roy mit uns sprach, den Eindruck, dass das, was er über Howard und die anderen beiden Jungs sagte, die Wahrheit war. Betroffen gemacht haben mich vor al em Roys Bemerkungen über »suizidale Neigungen«
    und »das Scheißleben«, das sie al e führten. Sie spiegeln genau das, was in der einschlägigen Literatur über seelisch ent-wurzelte Jugendliche berichtet wird.
    Ich werde morgen einige Hintergrundinfos dazu mailen, aber im Moment frage ich mich ernsthaft, ob es Sinn hat, noch mehr Zeit auf Cill und Louise zu verschwenden. Ich fürchte, es ist so, wie Sie zu Anfang sagten – Zufäl e sind verführerisch –, und wenn die Polizei 1970 keinen Zusammenhang herstel en konnte, ist zu bezweifeln, dass es einen gibt.
    Liebe Grüße
    George
    P. S. Wie ist das mit Emmas Vater weitergegangen?
    468

    Von:
    Andrew Spicer

    [[email protected]]
    Abgesandt: Mo, 05. 05. 03, 10 : 46
    An:
    [email protected];

    geo.gar@mul inst.co.uk
    Betrifft:
    Wie man sich einen Vorschuss verdient
    Liebe Freunde,
    ich stecke mitten in heiklen, aber handfesten Verhandlungen zu einem Vertrag, der auf der Annahme von Howards Unschuld basiert. Nach Anhörung Ihres Gesprächsmitschnitts und der einigermaßen erheiternden Lektüre Ihrer händeringenden Mails zu der Frage, ob Roy Trent über sein ausgesprochen widerwärtiges Verhalten als Jugendlicher die Wahrheit gesagt hat oder nicht, darf ich Sie beide viel eicht daran erinnern, dass es darum geht, den guten Mann so weit zu bringen, dass er Ihnen erzählt, was er über die Familie Stamp weiß, und zwar al es .
    Mir persönlich ist es offen gesagt schnurzegal, wie suizidal ihm in seiner Jugend zumute war. Fal s es Sie interessiert, ich wurde im zarten Alter von vierzehn Jahren von den gleichen Gefühlen geplagt, wenn ich über mein zukünftiges Schicksal nachdachte, das mich dazu bestimmt hatte, dick und rund zu werden wie meine Mutter, bei schönen Frauen durchzufal en wie mein Vater und schließlich das Familiengeschäft zu über-469

    nehmen, um mich mit Autoren herumzuschlagen, die ständig ihre Meinung ändern.
    Trotz dieser mehr als bedrückenden Aussichten bin ich nicht losgezogen und habe eine Dreizehnjährige vergewaltigt, weil es mir Spaß machte, andere leiden zu sehen. Es ist mir auch nicht eingefal en, einen traurigen jungen Mann mit einer Hasenscharte und einer Lernbehinderung so weit zu treiben, dass er sich ein Messer beschaffte, weil mein psychopathi-scher Freund ihn mit Messerstichen in den Rücken terrorisierte.
    Sol te es mich bedenklich stimmen, dass du, Jon, Trent Paroli geboten und ihn einen Soziopathen genannt hast? War das ein »Ausraster«? Und wie steht es mit deinem »Ausraster« am Bahnhof in Bournemouth? Heißt das, dass keiner von uns mehr sicher ist?
    Sie wissen, dass Howard ein Messer hatte, er pflegte sich ja selbst damit in die Haut zu ritzen, und ohne irgendeine Waffe gegen Trent und seine Bande anzutreten, wäre völ ig sinnlos gewesen. Wol en Sie dem armen Kerl nicht einfach zugestehen, dass er endlich einen Funken Mut aufgebracht hatte, anstatt gleich anzunehmen, dass dieser eine verzweifelte Versuch, Selbstachtung zu zeigen, automatisch in einen Abgrund mörderischer Raserei führte? Ich an Ihrer Stel e würde nach Hinweisen suchen, dass sein Selbstvertrauen nach diesem Zwischenfall stieg. Stöbern Sie Wynne auf. Reden Sie mit ihr.
    Fragen Sie sie, warum Howard an dem Montag und Dienstag, 470

    bevor man Grace fand, auf Arbeitssuche war? Wer hatte das veranlasst? Sie oder er?
    Erinnern Sie sich an die Aussage der Nachbarin von George, die besagt, dass Howard den Mord am Mittwoch gar nicht ver-
    übt haben kann, weil er erst um 14 Uhr bei Grace eintraf. Dann lesen Sie noch einmal Jons Kapitel über Howard, die Passage, wo der Pathologe behauptete, der Mord sei am Montag verübt worden, zu der Zeit also, als Howard auf Jobsuche war. Wenn die Messer-Episode Sie so bedenklich stimmt, dann konzentrieren Sie sich auf die Frage der Gelegenheit. Wie und wann hätte Howard es tun können?
    Ich spiele wirklich nicht gern den strengen viktorianischen Papa, aber wachen Sie endlich auf! Anthropologen, die sich mit hochgestochenen Kol egen zusammensetzen, um bei einer Tasse Tee ein Band abzuhören, und Stadträtinnen mit politisch korrekten Tendenzen gehen mir, ehrlich gesagt, total auf den Sack. Natürlich war Roy Trent überzeugend. Er hat jahrelange Übung – er hat sogar eines seiner Opfer beredet, ihn zu heiraten, wenn Jons

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