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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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kleine Flunkereien auf dem Gewissen … gib mir und den Mädchen die Schuld, wir haben dich da reingedrängt.«
    Sie gab ihm einen Kuss auf den Scheitel. Es hatte kein großes Drängen gebraucht, nachdem er gestanden hatte, was ihm auf der Seele lag, denn sie war der gleichen Meinung wie er. Sie waren beide überzeugt, dass George Gardener nicht von Priscilla Fletcher lassen würde, und falls es im Schrank der Familie Burton tatsächlich irgendwelche Leichen gab, dann war es besser, selbst die Tür zu öffnen und nicht zu warten, bis ein Fremder es tat. Sie würden keinen Fuß auf den Boden bekommen, wenn plötzlich die Presse vor der Tür stünde und zu wissen verlangte, wieso Billy seine eigene Schwester nicht erkannt hatte, argumentierte Rachel. Es sei das Beste, Louise dazu zu bringen, selbst ihre Geschichte zu erzählen.
    »Und wie stellen wir das an?«, hatte Billy pessimistisch gefragt. »Sie hat in ihrem ganzen Leben noch nie einen Fehler oder eine Dummheit zugegeben.«
    »Sag den Leuten von der Detektei, wo sie sich aufhält«, schlug Rachel vor. »Du hast doch die Karte. Sieh zu, dass sie die Fragen stellen. Auf die Weise geht es ohne Polizei – jedenfalls fürs Erste.«
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    »Ach, die lügt doch nur.«
    »Aber vielleicht können sie wenigstens rauskriegen, warum sie sich als Cill ausgibt.«
    »Und was hilft uns das, wenn wir keine Rückmeldung von ihnen bekommen?«, fragte Billy. »Wir tappen weiterhin im Dunklen.«
    Rachel sah das Ganze nicht ganz so düster.
    »Dann müssen wir eben dafür sorgen, dass wir sie bekommen.« Sie streichelte sein Gesicht. »Du kannst nicht so weitermachen, Schatz. Was recht ist, muss recht bleiben. Du klappst mir noch zusammen, wenn du nicht schnell was unternimmst.
    Du warst zehn Jahre alt. Du hast nichts für das gekonnt, was damals passiert ist.«
    »Vielleicht konnte Louise ja auch nichts dafür.
    Vielleicht ist sie deshalb so geworden, wie sie heute ist.«
    »Dann wird die Wahrheit ihr nicht schaden«, erklärte Rachel mit wenig Mitgefühl. Sie kannte Louise nur von einer kurzen Zeitspanne an der Schule, als diese es darauf angelegt hatte, ihr das Leben schwer zu machen. Die rundliche kleine Rachel Jennings mit dem sommersprossigen Gesicht und den kupferroten Haaren war von der dunkelhaarigen Daisy Burton, die sie als »di-cken kleinen Rotmops« verhöhnte, erbarmungslos terrorisiert worden. Aus Hass auf Daisy hatte sie Billy jahrelang gemieden, erst als er zugegeben hatte, dass seine Schwester in Wirklichkeit Louise 477

    hießt und selbst rothaarig war und – noch besser –wahrscheinlich längst an einer Überdosis gestorben war, hatte Rachel die alte Binsenweisheit entdeckt –dass Geschwister einander selten ähnlich sind.
    Aber es überraschte sie dennoch nicht, als Billy ihr seine Zerstreutheit der letzten Wochen mit dem Wiederauftauchen Louises erklärte. Sie hatte immer gefürchtet, dass der Tag kommen würde. Sie fragte ihn, warum er ihr nicht gesagt hatte, dass er die Frau auf dem Foto, das George Gardener ihm gezeigt hatte, erkannt hatte, und er hatte geantwortet: »Weil ich hoffte, ich würde mich irren. Von Louise war nie Gutes zu erwarten. Als ich sie für tot hielt, kam ich besser damit zurecht. Ich konnte wenigstens um sie trauern.«
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    Von:
    [email protected]
    Abgesandt: Sa, 10. 05. 03, 21 : 10
    An:
    [email protected]
    Betrifft:
    Cill Trevelyan
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich bin Louise Burtons Bruder. Vor drei Jahren hat einer Ihrer Detektive sich bei mir nach ihr erkundigt und Ihre Karte hinterlassen. Der Besuch erfolgte in Zusammenhang mit der Suche von Mr. und Mrs. Trevelyan nach ihrer Tochter Cil . Ich kann Ihnen jetzt Namen und Adresse meiner Schwester liefern. Ich habe sie jedoch erst vor kurzem wiedergefunden und bin um ihr Wohlbefinden besorgt. Wenn Sie sich entschließen sol ten, mit ihr zu sprechen, möchte ich als Gegenleistung für meine Informationen ein nachfolgendes Gespräch mit Ihnen erbitten.
    Ich habe Schwierigkeiten, mit ihr ins Gespräch zu kommen, und hoffe, Sie werden mehr Erfolg haben als ich. Es wird Sie viel eicht interessieren, dass sie sich Priscil a nennt und sich so herrichtet, dass sie wie Cill Trevelyan aussieht. Es ist selbstverständlich, dass das al es vertraulich bleibt.
    Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören.
    Mit freundlichen Grüßen
    Wil iam Burton
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    Peckham, London
    Samstag, 10. Mai 2003, 21 Uhr 30
    Als es läutete, blickte Andrew mit unwillig gerun-zelter Stirn von dem

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