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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Aufzeichnungen, als wollte sie sich des Namens vergewissern. Es war reine Taktik und sie wirkte meistens. Anzeichen von Unsicherheit und Nervosität pflegten bei den Befragten den Eindruck hervorzu-rufen, dass sie mehr wussten als die Fragerin, und sie fühlten sich dann häufig veranlasst, ihr auf die Sprünge zu helfen. Dabei gaben sie im Allgemeinen mehr preis, als sie beabsichtigt hatten.
    »Ich habe nicht selbst mit der Person gesprochen, um die es geht, aber wenn ich recht verstanden habe, wollte sie die Adresse der Familie Trevelyan von uns haben.« Sie blickte wieder auf.
    »Informationen dieser Art können wir aber nicht weitergeben, da war das Gespräch selbstredend ziemlich schnell zu Ende.«
    »Mit anderen Worten, Ihre Firma hat ihr keine Auskünfte erteilt?«
    Die junge Frau nickte. »Wir konnten nichts weiter tun, weil uns nichts darüber gesagt wurde, warum die betreffende Person sich für Cill Trevelyan und ihre Eltern interessierte. Aber als wir dann Ihre 515

    E-Mail bekamen, haben wir Mr. Trevelyan angerufen, um ihm mitzuteilen, dass wir in weniger als einem Monat zwei verschiedene Anfragen erhalten hatten. Wir haben ihn um die Erlaubnis gebeten, einer oder auch beiden nachzugehen. Er sagte Ja.«
    Rachel beugte sich stirnrunzelnd vor. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie uns keine Rückmeldung geben können, weil er ihr Vertragspartner ist?«
    »Nicht unbedingt, nein. Ich habe ihm erklärt, dass eine der Parteien, die mit uns Verbindung aufgenommen haben, als Gegenleistung für die Preisgabe eines Namens und einer Adresse selbst auf dem Laufenden gehalten werden möchte. Als ich ihm klar machte, dass die Suche möglicherweise nur auf diesem Weg voranzutreiben ist, sagte er, er lasse mir freie Hand.« Sie blickte von einem zum anderen. »Ich könnte mich natürlich an die andere Partei wenden – ich weiß, wo ich sie erreichen kann – und von ihr vielleicht Namen und Adresse erhalten, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen, aber ich glaube nicht, dass diese Person mir die gleichen Hintergrundinformationen liefern könnte wie Sie.«
    »Wenn es sich um Georgina Gardener handelt, sicher nicht«, bestätigte Billy. »Ich glaube, sie ist nur durch Zufall auf Cill gestoßen, als sie Howard Stamps Geschichte nachgegangen ist.«
    Sasha Spencer musterte ihn einen Moment, dann nahm sie aus ihrer Tasche einen kleinen Kassetten-516

    recorder und stellte ihn auf den Couchtisch. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich unser Gespräch auf-zeichne? Ich schreibe natürlich mit, aber so eine Rückversicherung ist immer recht nützlich.«
    Billy behagte das nicht. »Wem wollen Sie das Band denn vorspielen?«
    »Niemandem. Es ist lediglich eine Gedächtnis-stütze.«
    Doch Rachel schüttelte mit Entschiedenheit den Kopf, nahm das Gerät vom Tisch und schob es unter ein Sofapolster. »Tut mir Leid«, sagte sie. »Das würde Billy nur das Leben schwer machen. Seine Eltern bringen ihn um, wenn rauskommt, dass er Familiengeheimnisse ausgeplaudert hat. Außerdem wissen wir ja gar nicht, ob er überhaupt Recht hat. Er wird also wieder monatelang kein Auge zutun, weil er ständig von dem Gedanken gequält wird, dass eine Kassette mit seiner Stimme drauf in Umlauf ist.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf den Notizblock. »Halten wir uns an die alther-gebrachte Methode.«
    »Kein Problem.« Sasha, die erkannte, dass die Ehefrau die Härtere und Pfiffigere von beiden war, blieb freundlich. »Ich kann mich besser auf das Gesprochene konzentrieren, wenn das Band mitläuft, aber so wichtig ist es auch wieder nicht.«
    Sie lachte Rachel an, buhlte ganz bewusst um ihr Wohlwollen und überlegte dabei, wie sie sie dazu bewegen könnte, das Zimmer zu verlassen.
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    Während Billy im ehemaligen Wohnzimmer seiner Eltern vom Heranwachsen seiner Schwester erzählte, gewann diese auf eine Art Substanz, wie das wahrscheinlich unmöglich gewesen wäre, hätte er dieselbe Geschichte in einem neutralen Büroraum erzählt. Es gab in einer Kredenz ein Album mit Kinderfotos. Es gab Möbelstücke, die die Familie aus Highdown mitgenommen hatte und die von den Eltern auf den Sohn übergegangen waren, als sie nach Cornwall übergesiedelt waren. Ja, sogar eine Porzellanpuppe war noch da, von der Rachel erzählte, dass sie seiner Schwester gehört hatte.
    Dennoch hatte das Bild, das Billy von dem Mädchen zeichnete, mit dem er aufgewachsen war, große weiße Flecken. Er berichtete, seine Mutter habe sie nach Cills Verschwinden kaum aus den Augen

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