Der Außenseiter
waren es gar nicht«, sagte sie wegwerfend,
»und ich muss es wissen. Ich hab schließlich einen von den Kerlen geheiratet.«
Andrew lächelte. »Das ist wohl kaum ein Un-schuldsbeweis.«
»Sie glauben, ich würde einen Mörder heiraten?«
»Warum nicht? Mörder tragen kein großes M auf der Stirn.«
Sie überlegte einen Moment. »Sie meinen, er könnte es gewesen sein, nur ich wusste es nicht?«
»So kann man es auch interpretieren.«
»Und wie noch?«
»Man könnte sagen, dass Sie ihn ruhig heiraten konnten, weil sonst kein Mensch wusste, dass er ein Mörder war.« Er sah die Erheiterung in ihren Augen. »Also, warum haben Sie ihn geheiratet?«
»Warum heiratet man jemanden? Er war eben da. «
»Und was er Cill angetan hatte, das hat Sie nicht gestört?«
»Nicht besonders. Er war zehnmal besser als der Mistkerl, den ich vorher hatte. Roy hatte wenigstens ein Dach über dem Kopf und ein Einkommen.« Sie warf den Kopf in den Nacken. »Nennen Sie mir einen Mann, der nicht auf harten Sex abfährt. Das ist ganz natürlich. Unter euren 504
korrekten Anzügen seid ihr doch alle nur Stein-zeittypen.«
Andrew lachte kurz. »Ach, so ist das. Ich hatte keine Ahnung, dass Sex wehtun soll. Ich dachte immer, es ginge um Lust und Lustbefriedigung.«
»Na klar«, murmelte sie sarkastisch. »Und Sie wissen natürlich, wann eine Frau einen Orgasmus hat?«
Das hatte er immer geglaubt, bis Greg ihn aus dem Bett verdrängt hatte. »Nein«, bekannte er.
»Dann wäre ich nicht geschieden.«
»Du meine Güte!« Louise war an Ehrlichkeit bei Männern nicht gewöhnt. »So was sollten Sie nicht zugeben.«
»Ich bin kein guter Lügner.« Er lächelte, als sie eine Grimasse schnitt. »Und ich gehöre nicht zu den Männern, die sich über ihren Penis definie-ren.« Er tippte sich an den Kopf. »Mir ist das hier wichtiger. Was geht in den Köpfen der Menschen vor? Warum sind die einen erfolgreich, während die anderen scheitern?« Er ließ einen Moment verstreichen. »Woher kommen Roys Einkünfte, wenn sein Pub immer leer ist?«
Louise griff nach ihrer Jacke. »Das ist nicht mein Problem. Es war gut besucht, als ich dort war.«
»Wem gehört es?«
»Vielleicht Roy.«
Andrew schüttelte den Kopf. »Nie im Leben. Das ist hochwertiger Baugrund. Da würden ihm die 505
Immobilienspekulanten die Türen einrennen …
und einer von ihnen hätte ihn längst zum Verkauf überredet.«
Sie schlüpfte in ihre Jacke. »Sie wissen ja eine ganze Menge. Ich dachte, Ihr Freund schreibt das Buch.«
Andrew sah sie belustigt an. »Er bespricht alles mit mir. Und George Gardener tut das ebenfalls.
Enttäuscht Sie das? Haben Sie mich erkoren, weil Sie glaubten, ich wusste nicht genug, um nachzufragen?«
»Ihre Adresse war außer der von George die einzige, die ich hatte«, antwortete sie sachlich, »und mit George wollte ich auf keinen Fall reden. Die hätte alles Roy weitererzählt, und das brauch ich im Moment nicht.«
»Und warum nicht? Sie sagten doch, er habe mit alledem nichts zu tun.«
»Da geht’s um was andres«, erklärte sie beinahe niedergeschlagen. »Hat mit Cill oder Grace nichts zu tun.« Sie richtete sich in ihrem Sessel auf.
»Haben Sie vor, George und Ihrem Freund zu erzählen, was Sie von mir gehört haben?«
»Darum sind Sie doch gekommen.« Er nahm ihr Schweigen als Zustimmung. »Aber ich denke, die beiden werden selbst mit Ihnen sprechen wollen. Wenn Sie mir die Wahrheit gesagt haben, dann können Sie in Howards Fall nur vermuten, dass er bei Cill zu weit ging … aber was Roy und 506
seine Freunde betrifft, wissen Sie mit Sicherheit, dass es so war. Sie waren dabei«, sagte er, ganz bewusst ihre eigenen Worte gebrauchend, »und Vergewaltigung ist nun weiß Gott etwas anderes als ein bisschen tollpatschiges Gegrapsche auf dem Sofa.«
»Sie hat sie vorher wochenlang aufgegeilt«, sagte sie mit einem gehässigen Unterton in der Stimme.
»Sie waren stockbetrunken, und sie hat eine halbe Stunde lang mit dreckigen Bemerkungen rum-geworfen, um sie auf Touren zu bringen. Ich hab ihr gesagt, dass das gefährlich ist, aber auf mich hat sie ja nie gehört.« Ihr Mund wurde schmal, als sie sich zurückerinnerte. »Sie war eine arrogante Ziege. Sie hat sich eingebildet, sie wüsste alles. Das hat mich manchmal total wütend gemacht.« Ihre Augen funkelten zornig.
»Warum strengen Sie sich dann so an, wie sie auszusehen?«, fragte Andrew.
Auch auf diese Frage war sie offensichtlich vorbereitet. »Wenn sie neben mir
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