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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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aufgefallen, aber jetzt sehe ich ihn fast jedes Mal, wenn ich am Pub vorüberkomme, dort auf der Straße stehen. Man sollte meinen, sie hätte Angst, Nicholas könnte etwas merken. Ich meine, wenn es sogar mir aufgefallen ist, wieso nicht ihm?«
    »Was für ein Wagen ist es?«
    »Ein schwarzer BMW«, antwortete Jonathan.
    »Wir können Ihnen sogar das Kennzeichen sagen.«
    Sasha betrachtete ihn nachdenklich. »Und was für ein Auto fährt Nicholas?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann gehört der BMW vielleicht ihm. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert.« Sie nahm ihr Handy heraus. »Ich habe kein Auto in der Einfahrt gesehen, als ich dort war«, erklärte sie, »aber ich bin mir ganz sicher, dass jemand im Haus war.«
    Sie gab eine Nummer ein. »Können Sie mir das Kennzeichen aufschreiben?«, fragte sie Jonathan.
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    »Ich möchte es gern überprüfen lassen. Das kann ich über die Firma ganz schnell erledigen.«
    Louise schlüpfte zur Küchentür hinein und sah Roy beim Kartoffelschälen zu. Er arbeitete an einem Tisch vor dem Bildschirm und stand mit dem Rücken zu ihr. Merkwürdig, wie sehr er sie an ihren Vater erinnerte. Er war ihm in der Statur und in der Ausdrucksweise ähnlich, aber sie glaubte nicht, dass davon die Erinnerungen an ihren Vater ausgelöst wurden. Es hatte mehr damit zu tun, dass Roy dauernd damit beschäftigt war, Mahlzeiten vorzubereiten. »Ich versteh nicht, wieso du dir die Mühe machst«, sagte sie in die Stille hinein. »Wer soll das denn essen?«
    Er hatte gewusst, dass sie da war. Er hörte sie immer, genau wie ihr Vater. »Das Zimmer oben ist bis Mitternacht gebucht«, sagte er. »Für ein Kartenspiel.« Er wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch und drehte sich herum. »Was gibt’s?«
    Sie ging um den Tisch herum und gab ihm Sasha Spencers Karte. »Diese Kuh, diese George, muss denen was gesteckt haben. Was soll ich jetzt tun?«
    Roy las mit zusammengekniffenen Augen das Geschriebene auf der Rückseite. »Wie ist die gekommen?«
    »Durch den Briefschlitz in der Haustür.«
    »Hast du sie Nick gezeigt?«
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    »Ich bin doch nicht verrückt.«
    Roy wies mit einer Kopfbewegung zum Bildschirm. »Ich habe ihn beobachtet. Er hat hinter der Tür gewartet, als diese Spencer sie reingeschoben hat.« Er steckte die Karte wieder in ihre Tasche.
    »Am besten überlegst du dir jetzt, wie du ihm bei-bringst, wer Louise Burton ist. Er wird dich dafür wahrscheinlich umbringen – aber mir ist inzwischen alles egal.«
    Sie hob ihren Mund zu seinem und ließ ihre Zunge über seine Lippen spielen. »Mit Nick werde ich schon fertig. Aber was stelle ich mit Sasha Spencer an?«
    Er sah ihr einen Moment in die Augen, bevor er sie grob an sich zog. »Tu einfach, was du immer tust«, sagte er mit einem hässlichen Lächeln.
    »Sag ihr, es war jemand anders. Diesmal bleibt Cill nicht begraben. Inzwischen fragen zu viele Leute nach ihr.«
    Als George ins Haus ging, um Tee zu machen, schlug Jonathan vor, den Tisch näher an den Zaun zu rücken, wo ein Baum aus dem Nachbargarten Schatten spendete. Sasha nahm das Angebot dankbar an. Er zog ihren Stuhl tief unter den Baum, holte die beiden anderen, stellte seinen neben dem Tisch in die Sonne und streckte seine langen Beine aus. »Darf ich Sie etwas fragen?«
    Sie kannte die Frage, sie war ihr schon so oft 589

    gestellt worden, und sagte lächelnd: »Ich habe einen mongolischen Großvater. Er kam als Kunstreiter mit einem Zirkus nach England und heiratete meine Großmutter. Seine Gene sind praktisch unverwässert auf mich übergegangen. Meine Schwester hingegen sieht aus wie die sprichwörtliche englische Rose.«
    »Tja, diese Gene sind seltsame Dinger«, sagte Jonathan nonchalant. »Mein Vater war ein jamaikanischer Straßenkehrer und meine Mutter ein chinesisches Dienstmädchen.«
    Sasha sah auf seine Karte hinunter. »Und aus Ihnen ist richtig was geworden«, sagte sie. »Sie sind sicher stolz auf Sie.«
    Vielleicht, ja, dachte er. »Wie sind Sie zur Detek-tivarbeit gekommen?«, fragte er.
    »Über eine Zeitungsannonce«, bekannte sie aufrichtig. »Der Job hörte sich interessanter an als meine damalige Arbeit.«
    »Was haben Sie denn gemacht?«
    »Verwaltungskram.«
    »Welcher Art?«
    »Beim Finanzamt.« Sie lachte über sein Gesicht.
    »Jetzt wissen Sie, warum ich mich verändern wollte.«
    »Das ist es nicht«, sagte er. »George war früher auch beim Finanzamt. In London.« Er lachte.
    »Gleich werden Sie mir sagen, dass Sie Psychologie studiert

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