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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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war sie für niemanden eine Gefahr gewesen. Clean war sie eine wandelnde Zeitbombe.
    »Sei vorsichtig, Lou«, warnte er. »Ich kann dich nicht ewig beschützen.«
    Sie blies eine Rauchwolke in seine Richtung. »Du bist sowas von arrogant«, sagte sie geringschätzig.
    »Hast du dir mal überlegt, dass vielleicht ich dich beschütze? Du bist derjenige, dem Nick nicht traut, Süßer. Du kennst ihn ja – wenn er sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, kann’s ihm keiner ausre-den. Ich hab dir schon vor Monaten gesagt, dass ihm dein Kumpelgetue mit George nicht passt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.«
    »So ein Quatsch!«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Und warum hat er wohl nichts dagegen, dass ich hierher komme? Er traut dir nicht über den Weg – und Micky würde er auch nicht trauen, wenn er noch am Leben wäre.
    Er hat mir damals aufgetragen, die Brieftasche 594

    von dem Bimbo durchzusehen. Er ist total von der Rolle – sieht überall Gespenster.«
    Das stimmte zumindest teilweise. Die spärlichen, noch unversehrten Reste von Nicks Gedächtnis waren zu einem sich endlos wiederholenden Film zusammengeschmolzen, der mit der Realität keine Ähnlichkeit hatte. Irgendwo in den Tiefen seines irren Gehirns erinnerte er sich einzig an Grace’ Tod.
    Sasha schloss ihre Hand um die Sprechmuschel des Handys. »Der Wagen ist auf Priscilla Fletcher Hurst zugelassen.« Sie sah George stirnrunzelnd an. »Woher kommt das Hurst? Sagten Sie nicht, ihr voriger Ehemann sei Roy Trent gewesen?«
    »Colley Hurst«, sagte George langsam. »Wie konnte ich nur so vernagelt sein! Colley ist eine altmodische Abkürzung für Nicholas.« Sie suchte in ihrem Hefter nach dem Protokoll ihrer Gespräche mit Billy Burton. »Ihr Bruder sagte, ihr erster Mann habe Mike geheißen«, bemerkte sie mit einem Blick zu Jonathan.
    »Könnte das Micky Hopkinson gewesen sein?«
    »Hätte er den nicht erkannt?«
    »Er sagte, sein Schwager sei damals im Gefängnis gewesen, und er habe ihn darum nie zu Gesicht bekommen.«
    Jonathan beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Zu welcher Datenbank hat Ihr Büro Zugang?«, fragte er Sasha. »Hätte es Sinn, Ihren Kollegen zu bitten, 595

    Nicholas Hursts Namen einzugeben – und vielleicht auch Michael Hopkinsons?«
    »Wir können es versuchen, aber ich glaube nicht, dass viel dabei herauskommen wird, es sei denn, die beiden hatten in den letzten zehn Jahren mal mit der Polizei zu tun.« Sie sprach noch einmal ins Telefon, buchstabierte beide Namen und been-dete das Gespräch. »Er ruft in ein paar Minuten zurück und gibt mir Bescheid.« Sie überlegte einen Moment. »Wir haben eine Schwesterfirma, die einem praktisch alle Informationen beschaffen kann, die man haben möchte – ob das detaillierte Auskünfte über Bankkonten, Familie und berufliche Laufbahn sind oder medizinische und Sozial-versicherungsdaten. Aber da die meisten dieser Informationen geschützt sind und damit das Risiko der Firma größer ist, liegen die Kosten höher. Ich weiß, dass Mr. Trevelyan sich so etwas nicht leisten kann, aber wenn einer von Ihnen die Auslagen übernimmt, wäre es vielleicht einen Versuch wert.«
    »Wie viel?«, fragte George.
    »Von fünfhundert Pfund aufwärts.«
    Wieder wechselte Jonathan einen erheiterten Blick mit Sasha. »Ganz bestimmt nicht«, sagte er. »Ich würde mal denken, das verstößt zumindest gegen das Recht auf Schutz der Privatsphäre – aber es wäre verdammt interessant , George. Wir könnten einen Teil des vielbesprochenen Vorschusses, mit dem Andrew uns ständig lockt, dafür verwenden.«
    596

    »Und Ihre Schulden?«
    Er fletschte die Zähne. »Erinnern Sie mich nicht daran.«
    » Jemand muss es tun. Sie werden noch dankbar sein …« Sie brach ab, als das Handy läutete, und Sasha das Gerät an ihr Ohr hob. »Ja«, sagte diese kurz, »schieß los.« Ihre Hand flog über den Block, als sie in Kurzschrift zu schreiben begann. »Okay, das hab ich. Was ist mit Michael Hopkinson? Gut – danke.« Sie legte das Handy auf den Tisch. »Zu Hopkinson haben sie nichts gefunden. Aber vor drei Jahren wurde die Londoner Metropolitan Police verurteilt, Nicholas Hurst zweihunderttausend Pfund zu bezahlen –
    Schmerzensgeld für eine von der Polizei verursach-te Hirnverletzung sowie Entschädigung für rechtswidrige Festnahme, rechtswidrige Inhaftierung und Einkommenseinbuße. Zum Zeitpunkt des
    folgenschweren Zusammenstoßes mit der Polizei betrieb Hurst ein William-Hill-Wettbüro im East End. Drei

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