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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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»Aber sie kann nicht über den Missbrauch und die Vergewaltigung Bescheid gewusst haben.
    Über das eine oder das andere vielleicht – nicht über beides.«
    583

    »Warum denn das?«, fragte Jonathan.
    »Weil sie dann Louise befohlen hätte, vor der Polizei den Mund zu halten. Es gab ja keine Garantie dafür, dass sie Louise ihre Geschichte abnehmen würden. Und wenn sie darauf bestanden hätten, die Kleine untersuchen zu lassen, um festzustellen, ob sie ebenfalls vergewaltigt worden war, wäre der Missbrauch durch den Vater womöglich ans Licht gekommen.«
    Es blieb eine kleine Weile still.
    »Was glauben Sie denn, wie es war?«, fragte Sasha schließlich.
    »Weiß der Himmel«, antwortete George niedergeschlagen. »Es gibt da so viele Aspekte … ich seh den Wald vor lauter Bäumen nicht.«
    »Ach was, so schlimm ist es doch gar nicht«, widersprach Jonathan tröstend und griff nach einem leeren Blatt Papier. »Fangen wir mit den uns bekannten Fakten an.« Er schrieb sie nieder, während er sprach. »Die Vergewaltigung. Die Namen der Vergewaltiger. Die Verbindung von Cill und Louise zu Grace Jefferies. Mrs. Burtons Kenntnis davon. Ihre Bereitschaft, die Polizei zu belügen.«
    Er sah die beiden Frauen an. »Noch etwas?«
    »Der Missbrauch«, sagte Sasha.
    »Dazu kommen wir gleich. Mir geht’s im Moment um die Dinge, die von unabhängigen Zeugen bestätigt werden können.«
    »Die Prügelei zwischen den beiden Mädchen«, 584

    sagte George, »vermutlich auch die zwischen Robert Burton und David Trevelyan – und Robert Burtons Bemerkung, Cill habe es nicht anders verdient. Die Tatsache, dass Cill erst verschwand, nachdem ihr Vater das Haus verlassen hatte, um zur Arbeit zu gehen.« Mit einer Handbewegung wandte sie sich Sasha zu. »Die fortgesetzten Anstrengungen der Eltern Trevelyan, ihre Tochter wiederzufinden. Die Bereitschaft der Eltern Burton, die ihre aufzugeben. Louises bewegte Geschichte –
    Ehe mit einem der Vergewaltiger, zweite Ehe mit einem Mann vom gleichen Schlag.«
    »Ist das ein uns bekanntes Faktum?«, unterbrach Jonathan.
    »Sie hatte ein blaues Auge, als ihr Bruder sie aufsuchte«, sagte Sasha.
    »Aber wir wissen nicht mit Sicherheit, dass das Veilchen von ihrem Mann stammt.« Er tippte auf die Aufzeichnungen seines Gesprächs mit Andrew.
    »Im Übrigen kann es gut sein, dass die Verletzung nur vorgetäuscht war. Als sie bei unserem Agenten erschien, hatte sie sich blaue Flecken mit Schminke aufgemalt.«
    »Was wissen Sie über ihren Ehemann?«, fragte Sasha. »William Burton sagte mir, dass er Nicholas Fletcher heißt und Buchmacher ist. Mehr konnte er nicht über ihn rausbekommen.«
    George zuckte mit den Schultern. »Uns ist es auch nicht besser ergangen. Einmal hat er sich mit 585

    Roy Trent wegen Priscilla Fletcher geprügelt.« Sie blickte skeptisch drein. »Wenn wir meiner nicht unbedingt zuverlässigen Informantin im Crown and Feathers glauben können. Sie hat ihre Weisheit von einem Gast. Die Bedienung«, fügte sie erläu-ternd hinzu. »Sie hat es mir neulich erzählt, nachdem Jonathan und ich mit Roy aneinander geraten waren.«
    »Hat Mr. Trent damals Anzeige erstattet?«, fragte Sasha interessiert. »Dann könnte ich mir genau-ere Informationen über Fletcher beschaffen.«
    »Ich glaube kaum, dass er das getan hat. Er geht der Polizei lieber aus dem Weg.«
    »Wann war denn diese Schlägerei?«
    »Vor zwei Jahren. Tracey hat damals noch nicht im Pub gearbeitet, daher weiß sie es nur vom Hörensagen.«
    Sasha warf einen Blick auf ihre eigenen Notizen.
    »Sagten Sie nicht, dass Priscilla im Februar, als sie Dr. Hughes’ Brieftasche stahl, im Pub war?«
    George nickte.
    »Weiß ihr Mann, dass sie noch Kontakt zu Trent hat?«
    »Keine Ahnung – es ist möglicherweise sowieso nicht relevant, wenn sie immer noch als Prostituierte arbeitet, und ihr Mann ihr Zuhälter ist.« George verzog abschätzig den Mund. »Es ist alles ziemlich schmuddelig, ganz gleich, wie man es betrachtet. Mein Vater würde sich im Grab um-586

    drehen, wenn er wüsste, was die Leute heute alles treiben. Was ist denn daran auszusetzen, wenn man einem Partner treu ist? Es hat doch früher immer geklappt.«
    Sasha und Jonathan wechselten einen Blick, und ein Schimmer der Erheiterung blitzte zwischen ihnen auf.
    George tat so, als bemerkte sie es nicht. »Wenn Louise jetzt nicht zu Hause ist, ist sie möglicherweise im Crown and Feathers. Sie kann offenbar nicht von Roy lassen. Früher ist mir ihr Wagen nie

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