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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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töten.
    Wahrscheinlich ist, dass im Falle Stamp eine Reihe unglückseliger Umstände zusammentra-fen. Viele Briten haben rotblondes Haar, und es ist häufig naturkraus – das scheint zu ihren typischen Eigenschaften zu gehören. Zu den Menschen, die damit gesegnet waren, bzw. sind, gehören Heinrich VIII., Königin Elisabeth I., Vincent van 6 So war es jedenfalls 1970. Mit der Einführung der DNA-Untersuchung 1987 ist es eines der zuverlässigsten Mittel geworden.
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    Gogh, Ginger Baker, Art Garfunkel, Bette Midler, Mick Hucknall. Um ein solches Zusammentreffen unglückseliger Umstände für möglich zu halten, brauchen wir uns nur die Worte Professor Simpsons ins Gedächtnis zu rufen: »Identische Haare sind kein zwingender Beweis wie etwa Fingerabdrücke, denn sie sind viel weniger aussagekräftig.«
    Der überzeugendste Beweis für Stamps Un-
    schuld an dieser Tat sind letztlich die blitzblan-ken Wasserhähne der Wanne und die blutigen Handschuhe in der Mülltonne. Diese beiden Details weisen eindeutig darauf hin, dass eine andere Person in Grace’ Haus war. Die Handschuhe wurden zur Durchsuchung der Schubladen, zur Verwüstung des Hauses und zur Handhabung des
    Messers benutzt, mit dem sie erstochen wurde; die Wasserhähne mussten gereinigt werden, weil der Mörder die Handschuhe auszog, als er in die Wanne stieg.
    Die Anklage zeichnete Howard Stamp als einen zornigen jungen Mann mit geringer Intelligenz, der eines Tages in einem Wutanfall gegen die Großmutter, die ihn liebte und beschützte, gewalttätig wurde. Um nicht »erwischt« zu werden, zog er Handschuhe über, nahm ein Vollbad, entfernte seine Fingerabdrücke von den Wasserhähnen, jedoch von keinem anderen Gegenstand im Haus.
    Warum? Seine Abdrücke wurden an anderen
    Stellen im Badezimmer gefunden, sogar auf dem 73

    Toilettensitz. Wenn ihm nach dem Verbrechen aufgegangen ist, dass es ihm schaden würde, die Abdrücke auf den Wasserhähnen zu hinterlassen, warum behauptete er dann später hartnäckig, er habe die Badewanne nie benutzt? Diejenigen, die ihn als den Schuldigen sehen, werden vorbringen, dass er nicht intelligent genug war, um anders zu handeln. Nachdem er gleich zu Beginn alles gestanden hatte, begann er ebenso überstürzt, alles zu leugnen. Ja, die Anklage unterstellte sogar, sein Leugnen sei ein stillschweigendes Eingeständnis seiner Schuld.
    »In seinem Schlussplädoyer wies Robert Tring die Geschworenen ausdrücklich auf das Beweismaterial aus der Badewanne hin. ›Der Angeklagte behauptet, die Wanne nie benützt zu haben‹, sagte er. ›Wir haben nachgewiesen, dass das nicht stimmt. Sie müssen sich fragen, warum er gelogen hat, da doch nur ein Schuldiger abstreiten würde, in Grace Jefferies’ Haus ein Bad genommen zu haben‹« ( Daily Telegraph , Freitag, 16. April 1971).
    Zu Stamps Unglück schluckten die Geschworenen diese Argumente unbesehen, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, warum der Mann, der ausgesagt hatte, er sei zu seinem Geständnis genötigt worden, sich an ein kürzlich genommenes Bad par-74

    tout nicht mehr »erinnern« konnte. Auch wenn es für einen Anwalt unmöglich gewesen wäre, auf seinen Mandanten direkt einzuwirken, wird Fanshaw Stamp die Widersprüche in der Beweislage auf eine Art und Weise vor Augen geführt haben, die an deren Tragweite keinen Zweifel ließ. »Es würde mir meine Arbeit wesentlich erleichtern, wenn Sie in der Wanne Ihrer Großmutter gebadet hätten, Howard. Sind Sie ganz sicher, dass Sie das nie getan haben?« Hätte nicht ein Schuldiger bei einem solchen Angebot mit beiden Händen zugegriffen?
    Im Licht der Fehlurteile Evans, Bentley, Kiszko und Downing ist es unmöglich, Stamps Fall zu untersuchen, ohne dass sich entsprechende Bedenken einstellen. Er war ein unreifer junger Mann mit Lernschwierigkeiten, der aufgrund eines widerru-fenen Geständnisses und strittiger Beweise verurteilt wurde. Es ist fraglich, ob er überhaupt begriff, was gegen ihn vorgebracht wurde, geschweige denn intelligent genug war, um sich adäquat zu verteidigen.
    Weniger als drei Jahre nach seinem Prozess war Stamp tot, von Einsamkeit und Verzweiflung in den Selbstmord getrieben. In seinem relativ kurzen Leben war er wegen seiner Hasenscharte gehänselt und schikaniert, wegen seiner Dummheit verspottet worden, wegen Mordes an dem einzigen Menschen, der ihn beschützte, angeklagt und verurteilt und dann im brutalen Gefängnisalltag 75

    allein gelassen worden. Die meisten würden sagen, das sei

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