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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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hier nach Ihrem Aussehen geht, sollten Sie’s am besten so schnell wie möglich hinter sich bringen.«
    Trent schloss die Tür hinter sich, lauschte aber noch ein, zwei Minuten, ehe er davonging. Er hatte schon Recht gehabt mit seiner ersten Bemerkung zu diesem Hughes. »Ein hochgestochener Bimbo im teuren Anzug.« Bei George kam der bestimmt nicht an. Abgesehen von allem anderen nannte er sie auch noch hartnäckig Miss Gardener. Mit einem belustigten Lächeln ging er die Treppe hinunter und trat in die Küche, wo seine Belustigung augenblicklich in Wut umschlug, als er seine Exfrau vor dem Überwachungsmonitor in der Ecke sah.
    »Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«, fuhr er sie aufgebracht an. »Ich hab dir gesagt, du sollst wegbleiben.«
    Sie wandte sich ihm zu. »Ich wollte gern mal den berühmten Autor sehen.«
    »Warum?«
    »Damit ich ihn wiedererkenne. Ich trau dir nicht über den Weg, Roy. Ich hab dir noch nie getraut.
    Wann wolltest du mir sagen, dass er ein Schwarzer ist?«
    »Ich hab’s doch selbst nicht gewusst.« Er starrte 129

    sie einen Moment an, bevor er zwei Weingläser aus einem Schrank nahm und auf ein Tablett stellte. Die Zeit war beinahe spurlos an ihr vorüber-gegangen, während George jedes einzelne Jahr ihres Alters anzusehen war. Der Unterschied lag im Charakter. George war hässlich, bescheiden und gutherzig; seine Ex war ein gut aussehendes Miststück.
    Sie spielte mit den Fransen ihres Kaschmirschals.
    »Ein armseliger Wicht, hast du gesagt, der einen Scheißdreck weiß außer dem, was er sich aus alten Zeitungen zusammengeklaubt hat. Stattdessen kreuzt Denzel Washington auf.«
    »Er hat gesagt, dass er Iraner ist.«
    »Wen interessiert das? Er ist so schwarz wie ein Neger.« Die Frau zog aggressiv die hellen Augen zusammen. »Deine Freundin wird sich auf jeden Fall eifrigst bemühen, ihm zu helfen, ganz gleich, was er ist. So nach dem Motto ›Seid gut zu Niggern‹.«
    »Na ja, der hier ist ein echt arrogantes Schwein.
    Ich glaub nicht, dass George ihn besonders mag.«
    Er grinste plötzlich. »Jedenfalls kannst du mir schon mal dafür danken, dass ich ihn so richtig hochgebracht hab, bevor sie kam, und jetzt muss sie gut Wetter machen.«
    Die Frau sprang darauf an. »Hast du’s mit Absicht getan?«
    Er wies mit dem Kopf zum Monitor. »Ich fand, es wäre einen Versuch wert. Zehn Minuten lang 130

    hab ich zugeschaut, wie Jim Longhurst, dieser alte Penner, ihn genervt hat, dann bin ich raus und hab ihn ein bisschen dumm angemacht. Der ist schnell beleidigt … aber trotzdem ein hochmütiges Arschloch. Die arme George behandelt er wie den letzten Dreck.«
    »Ich hab gesehen, wie sie ihm nachgelaufen ist.
    Die hätte ihm den schwarzen Arsch geleckt, wenn er sie gelassen hätte.«
    Roy lachte mit Verachtung. »Das würdest vielleicht du tun – sie nicht.«
    »Er sieht nicht übel aus.«
    »Ja, wie eine Schwuchtel, wenn du mich fragst«, sagte Roy und wischte sich die Hände an der Hose, als seien sie beschmutzt worden. »Bei George zieht das nicht. Die interessiert nur, was er für Howard tun kann.«
    »Bist du sicher, dass sie nichts weiß?«
    Roy griff nach dem Gevrey-Chambertin und zuckte mit den Schultern. »Was gibt’s da groß zu wissen? Wenn nicht Howard Grace umgebracht hat, war’s ein anderer Typ mit roten Haaren. Mehr als seinen Namen reinwaschen können die zwei nicht.« Er stellte die Flasche auf das Tablett und legte einen Korkenzieher dazu. »Aber dass die jemand andren da reinziehen, das passiert bestimmt nicht …« – er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu –, »außer du weißt was, was ich nicht weiß, Cill.«
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    »Nenn mich nicht so«, zischte sie ihn an. »Was ist mit einer DNA-Untersuchung? Er spricht davon in seinem Buch.«
    Er spürte ihre brennende Ungeduld. »Es gibt keine Vergleichsproben«, sagte er ruhig. »Das gesamte Beweismaterial wurde nach Howards Tod vernichtet. George hat die Polizei jahrelang gelöchert, bis sie ihr gesagt haben, dass es verbrannt wurde.« Er nahm das Tablett und drängte sich an ihr vorbei.
    »Und jetzt verpiss dich, bevor dich jemand sieht.«
    »Sie haben das mit dem Aussehen ja wohl gehört«, sagte George und seufzte, als die Tür sich hinter Roy schloss.
    Jonathan nickte.
    »Na gut.« Sie zog sich die Mütze vom Kopf, und ihr stoppeliges graues Haar stellte sich vor Elektrizität knisternd auf. »Ich hatte einen Streit mit der Friseurin«, erklärte sie verlegen, bevor sie ihren Mantel ablegte. Darunter kamen ein

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