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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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so leicht abwimmeln zu lassen.
    »Ist das die Frau, die Dr. Hughes am Bahnhof zu Hilfe gekommen ist?«, fragte er, unversehens stehen bleibend, und drehte sich herum. »Wenn ja, würde ich ihr gern danken.«
    Trent schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Nein, was? Nein, das ist sie nicht – oder nein, ich darf mich nicht bei ihr bedanken?«
    »Sie ist es nicht.«
    Andrew zeigte sich verwundert. »Woher wissen Sie das, ohne gefragt zu haben? Sie hat Ähnlichkeit mit der Frau, die mein Freund beschrieben hat, und diese Frau sagte, dass sie Sie kennt.«
    Trents Lächeln war nur eine Grimasse. »Mich kennen viele Leute, Meister, aber das ist nicht die Frau, die Ihrem Freund geholfen hat. Die hier ist gerade erst gekommen.« Mit einer ungeduldigen Handbewegung forderte er Andrew auf weiterzu-gehen.
    »Also – wollen Sie jetzt die Brieftasche haben oder nicht?«
    Andrew ging in den Schankraum zurück und wartete, während Trent hinter der Kasse die schmale schwarze Lederbrieftasche hervorholte, zwischen deren Klappen ein Pass steckte. »Prüfen Sie den Inhalt ruhig nach«, sagte der Wirt, »aber ich hab dem Polizisten, der angerufen hat, schon gesagt, dass kaum Geld drin war. Wenn was fehlt, war’s schon weg, bevor Dr. Hughes hier ankam.«
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    Andrew klappte die Brieftasche auf und sah den Inhalt durch. »Es fehlt nichts«, bestätigte er.
    »Die Frage ist nur, wie ihm die Sachen aus der Aktentasche fallen konnten.«
    Die Gespräche auf der anderen Seite des Tresens versiegten, als die Gäste neugierig die Ohren spitz-ten.
    »Hören Sie, Meister, ich hab die Sachen nur gefunden«, sagte Trent in gutmütigem Ton. »Wenn sie nicht in seiner Aktentasche waren, dann eben in seiner Jackentasche. Ich seh nicht ein, was das für eine Rolle spielt – Hauptsache, er hat sie zurückbekommen. Sagen Sie ihm, ich bin froh, dass alles gut ausgegangen ist.«
    Andrew lächelte. »Miss Gardener hat gesehen, wie er Brieftasche und Pass aus seiner Jacke genommen und in der Aktentasche verstaut hat … und Dr. Hughes hat sich vergewissert, dass die Sachen noch da waren, bevor er hier weggegangen ist.«
    Trent zuckte mit den Schultern. »Dann hat er sich eben geirrt. Wozu der ganze Wirbel? Sie haben doch eben selbst gesagt, dass nichts fehlt.« Er warf einem seiner Gäste einen Blick zu und schnitt eine drollige Grimasse. »Was soll aus dieser Welt noch werden, hm, Tom? Da bewahrt man jemandem die Brieftasche auf und schaut drauf, dass nichts wegkommt, und dann machen sie einem dafür die Hölle heiß. Ich hab eigentlich ein bisschen Dank erwartet, aber na ja … Dankbarkeit kannst du ver-218

    gessen.« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Andrew. »Heutzutage geht’s ja nur drum, dass was rausspringt.«
    Andrew steckte mit einem leisen Lachen die Brieftasche ein. »Seien Sie wenigstens ehrlich
    – äh –, Meister. Die Polizei hat Ihnen doch schon gesagt, dass da nichts rausspringt.« Seine Augen blitzten herausfordernd auf. »Ich bin sicher, Sie wissen so gut wie jeder andere, dass die Wahrheit im Detail liegt – und ich gehöre zu den langweiligen Leuten, die diese Details interessant finden.«
    Er bot Trent die Hand. »Danke. Mein Freund wird sehr froh sein, alles heil wiederzubekommen.« Er ergriff Trents Hand und mit einer Kraft, die für so einen klein gewachsenen Mann erstaunlich war, drückte er, ähnlich wie Jonathan früher an diesem Tag, die Mittelhandknochen zusammen. »Es war interessant, Ihre Geschäftsmethoden kennen zu lernen.«
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    Andrew stieg in seinen Wagen und griff an Jonathan vorbei zum Handschuhfach, um sein Handy herauszunehmen. Er tippte die Nummer der Auskunft ein. »Ja, bitte, ich brauche eine Nummer in Bournemouth. The Birches in der Hathaway Avenue
    – das ist ein Pflegeheim.« Der Sergeant ist nicht der Einzige mit einem guten Gedächtnis, dachte er, als er die Nummer des Pflegeheims eingab. »Ja, guten Abend, entschuldigen Sie, dass ich so spät noch anrufe, aber ich hätte gern George Gardener gesprochen, nur kurz … nein, es ist nicht persönlich … es hat mit dem Anruf von der Polizei zu tun, den sie heute Abend erhalten hat.« Er ließ den Unwillen vom anderen Ende über sich ergehen. »Es tut mir wirklich Leid. Sie können sich darauf verlassen, dass ich Miss Gardener höchstens ein, zwei Minuten aufhalten werde. Ja, ich warte – vielen Dank.«
    Er schloss das Handy an die Freisprechanlage an, zog dann Jonathans Brieftasche heraus und reichte sie dem Freund. »Dieser Trent ist ein

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