Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
die Unwahrheit als die Wahrheit zu sagen.«
    Sie entgegnete mit hörbarer Entrüstung: »Das ist ein sehr schwerer Vorwurf gegen einen Mann, den Sie nicht kennen.«
    »Aber nein«, versetzte Andrew ironisch. »Wie heißt es so schön: Was kann man von einem Schwein anderes erwarten als Grunzen?«
    Cill zündete sich eine Zigarette an und blies Roy den Rauch ins Gesicht. Er hatte sie in eine Ecke der Küche gedrängt und machte ihr nun schon seit Stunden, wie ihr schien, mit wild drohen-dem Finger wütende Vorhaltungen. Sie fühlte sich an ihre stürmische Ehe erinnert, bevor sie ihn Nicks wegen verlassen hatte. »Jetzt mach mal ’nen 224

    Punkt«, sagte sie verdrossen. »Es ist doch nichts passiert. Ich hab dir das blöde Ding doch gleich gebracht. Woher hätt ich wissen sollen, dass er zu den Bullen rennt, anstatt sich ans Telefon zu hängen?«
    »Das ist ’n Sambo. Die rennen immer gleich zu den Bullen. Warum hast du den Scheiß überhaupt gemacht?«
    »Ich fand die Idee gut.« Sie pustete ihm die nächste Rauchwolke entgegen, um ihn zum Rückzug zu zwingen. »Ich wollte seine Adresse, und auf den Briefen war nur die von seinem Agenten.«
    »Warum?«
    »Für den Fall, dass du mich angelogen hast.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Worüber?«
    »Was du dieser fetten alten Jungfer alles ver-klickert hast. Du bist mir viel zu dicke mit ihr.
    Ich dachte, sie hätte dir vielleicht ein schlechtes Gewissen eingeredet. Nick denkt, dass du langsam einknickst, Roy – es gab mal Zeiten, da wär dir ein liberales Weichei höchstens einen kräftigen Tritt wert gewesen.«
    Er lachte verärgert. »Ach, Nick denkt !« Er drehte sich dem Überwachungsbildschirm zu. »Du bist mit einem Gorilla verheiratet, Cill. Der denkt höchstens an Sex und Fressen. Du hast ein schlechtes Geschäft gemacht, mein Kind.«
    Sie beachtete ihn nicht. »Na gut, ich denke, dass du langsam einknickst. Was spielt es schon für 225

    eine Rolle? Nick ist immer meiner Meinung, wenn er von mir bekommt, was er will.«
    »Mann, bist du blöd! Was wolltest du denn mit seiner Adresse? Hattest du vielleicht vor, ihn umzubringen? Dank mir war er doch sowieso weg vom Fenster. George wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.« Wieder fuchtelte er ihr mit dem Finger vor dem Gesicht herum. »Der Typ ist ein Feigling
    – keinen Schneid. Ich hab ihn gesehen und sofort gewusst, dass er leicht kleinzukriegen ist. Ich hab ihn genervt, also hat er George genervt … das läuft immer so. Und dann musst du deine gottverdammte Nase reinstecken und mir seinen beschissenen Agenten auf den Hals hetzen.«
    Sie schlug seinen Finger weg. »Was will der denn schon tun?«, fragte sie unwillig. »Der Neger hat seine Brieftasche wieder, und es fehlt nichts.
    Wenn du bei deiner Story bleibst, gibt’s kein Problem.«
    »Ich kenne diese Typen wie diesen Spicer. Wenn die mal Lunte gerochen haben, lassen sie nicht mehr locker. Der weiß doch genau, dass Hughes seine Brieftasche nicht hier liegen gelassen hat.«
    »Ach, Mensch, dieser Liliputaner!«, sagte sie wegwerfend. »Seit wann hast du Schiss vor einem Zwerg?«
    »Seit ich ein bisschen Vernunft angenommen hab.
    Die dir leider fehlt, Schatz. Kleine Kerle gebrauchen ihren Verstand – große Kerle wie dein hirn-226

    toter Ehemann haben nichts andres im Sinn, als die nächste Schlampe flachzulegen.«
    »Was kann er denn schon tun?«, fragte sie mürrisch.
    »Mit George reden«, erwiderte Roy grimmig.
    »Da wett ich drauf.«
    »Na und?«
    »Dann wird sie wieder anfangen, mich zu lö-chern.« Er drückte ihr die Faust unters Kinn.
    »Wenn du Ruhe gegeben hättest, Cill, hätte sie schön mit ihren Nachforschungen weitergemacht und gar nichts erreicht, weil ich ihre einzige Quelle war.« Er bewegte seine Fingerknöchel sanft lieb-kosend über ihre Haut, bevor er sie hart an ihre Wangenknochen drückte. »Jetzt fängt sie garantiert an, nach dir zu suchen, und wenn du mich noch mal reinreitest …« – er verzog die Lippen zu einem gemeinen Grinsen –, »kriegst du’s mit der hier, dass dich nicht mal der Gorilla, den du geheiratet hast, wiedererkennt.«
    Auch jetzt schenkte Cill ihm keine Beachtung. Roys Drohungen waren nie mehr als Großmäuligkeit.
    »Nick geht’s schlechter. Dauernd fallen ihm Sachen runter, aber er will nicht zum Arzt. Ich glaube, die Lähmung breitet sich aus.«

Roy senkte seine Faust und wandte sich ab. »Na, du weinst ihm bestimmt keine Träne nach. Für dich ist er tot mehr wert als

Weitere Kostenlose Bücher