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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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aus meiner Brusttasche herausgenommen und in meine Aktentasche gesteckt, als ich mein Jackett ausgezogen habe. George Gardener hat es gesehen. Ich habe den Pass in die Brieftasche gesteckt und die Brieftasche in die Seitentasche mit der Klappe.«
    »Dann ist sie eben rausgefallen«, meinte Andrew.
    »Nein. Ich habe nachgesehen, als ich die Briefe wieder in die Aktentasche gesteckt habe. Es ist mir zur Gewohnheit geworden. Meine letzte Brieftasche wurde mir auf einer Party gestohlen, wo ich meine Jacke herumliegen ließ. Seitdem nehme ich sie 213

    immer heraus und bringe sie irgendwo unter, wo sie sicher ist. Und ich gehe nirgends ohne meinen Pass hin.«
    »Okay.«
    Jonathans Mundwinkel hoben sich zu einem schwachen Lächeln. »Glaubst du mir nicht?«
    »Ich bin zu müde, um mir darüber Gedanken zu
    machen«, entgegnete Andrew schroff und hielt den Wagen hinter einem schwarzen BMW an. »Es ist auch völlig egal. Der Sergeant hat gesagt, ich soll die verdammten Sachen im Crown and Feathers abholen, und das tue ich jetzt – ich , wohlgemerkt, Jon. Du kannst inzwischen im Wagen warten.«
    In der Bar waren einige Gäste mehr als am Mittag bei Jonathans Besuch, doch Andrew gewann keinen besseren Eindruck von dem Pub als sein Freund. Er wandte sich an die junge Frau hinter dem Tresen. »Ist Roy Trent da?«
    »Er ist hinten. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«
    »Ein Freund von mir hat heute Mittag seine Brieftasche hier liegen gelassen. Ich wollte sie holen. Ich glaube, Mr. Trent erwartet mich.«
    »Ah ja.« Sie sah unsicher aus. »Er hat mir gesagt, dass ein Polizist kommt.«
    »Sergeant Lovatt hat mit ihm telefoniert und gesagt, er würde einen Wagen vorbeischicken – aber er hat nicht ausdrücklich gesagt, wer darin sitzen 214

    würde. Er hat mir den ehrenvollen Auftrag zuge-teilt.« Er nahm seine Karte heraus. »Mein Name ist Andrew Spicer, ich bin Literaturagent. Die Brieftasche gehört einem meiner Autoren, Jonathan Hughes. Würden Sie Mr. Trent freundlicherweise bitten, sie herauszurücken?«
    »Na gut, ist wahrscheinlich okay.« Sie hob eine Klappe im Tresen. »Wenn Sie da drüben durchgehen, kommen Sie am Speiseraum vorbei in die Küche. Sie hat eine weiße Tür. Da ist er.«
    Andrew fragte sich, wie der Laden überlebte, als er den Gang hinter dem Tresen hinunter an dem dunklen Speiseraum vorüberging. Die laufenden Kosten mussten drückend sein, und einen Raum von dieser Größe nicht zu nutzen war finanzieller Selbstmord. Und völlig unvernünftig. Der Wirt brauchte doch nur einen anständigen Koch anzu-heuern. Er durchquerte das Vestibül, in dem Jonathan gestanden und Georges Ausbruch belauscht hatte, klopfte an die weiße Tür und öffnete sie.
    An einem Tisch saß ein Mann, den Blick auf zwei Fernsehbildschirme in der Ecke des Raums gerichtet. Er schaltete das eine Gerät aus, als Andrew eintrat, und sprang gereizt auf. »Sie haben sich in der Tür geirrt, Meister. Das hier ist privat.«
    »Die Bedienung an der Bar hat mir gesagt, ich soll einfach durchgehen. Sind Sie Roy Trent?«
    »Ja.«
    Andrew reichte ihm seine Karte. »Mein Name 215

    ist Andrew Spicer, ich bin der Agent von Jonathan Hughes. Sergeant Lovatt hat mich gebeten, seine Brieftasche und seinen Pass bei Ihnen abzuholen.«
    Trent warf einen Blick auf die Karte, dann nutzte er seine Körpermasse, um Andrew aus der Küche zu drängen. »Die ist so was von dämlich da drau-
    ßen«, sagte er verdrossen. »Ich hab die Sachen extra hinter den Tresen gelegt und ihr gesagt, sie soll sie rausgeben, wenn der Wagen kommt. Am besten gehen Sie wieder zurück und richten ihr aus, dass es mir recht ist, wenn Sie die Sachen mitnehmen.«
    Er schaute die Treppe hinauf, als oben Schritte er-klangen.
    Andrew blickte ebenfalls nach oben. »Sie kann nichts dafür. Sie hat jemanden von der Polizei erwartet.«
    Eine Frau erschien auf dem oberen Treppenabsatz und blieb abrupt stehen, als sie bemerkte, dass Roy Trent nicht allein war. Die Beleuchtung war schlecht, aber Andrew gewann einen flüchtigen Eindruck von einem blassen Gesicht unter einem dunklen Pony, bevor Trent ihn anstieß und zum Weitergehen zwang. »Ich komme am besten mit«, sagte er plötzlich sehr freundlich. »So wie ich Tracey kenne, muss sie erst ewig suchen, bis sie das Zeug findet. Sie ist ein hübsches Ding – macht sich gut hinter der Bar –, aber das ist auch alles.«
    Andrew, den das Geschubse ärgerte und der merkte, dass Trent nur redete, um zu reden, be-216

    schloss, sich nicht

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