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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Mistkerl«, sagte er vergnügt, »und ich glaube, ich habe eben deine dunkelhaarige Diebin gesehen.«
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    Jonathan sah ihn erstaunt an. »Du weißt doch gar nicht, wie sie aussieht.«
    »Nein«, stimmte Andrew zu, »aber sie hatte dunkle Stirnfransen, und Trent hat mich sofort weggeschleppt, als sie aufkreuzte.«
    Eine atemlose Stimme meldete sich über die Sprechanlage. »Hallo? Hier ist George Gardener.«
    »Andrew Spicer hier, Miss Gardener, Dr. Hughes’
    Agent. Sie erinnern sich vielleicht, dass Sie über meine Agentur mit ihm Kontakt aufgenommen haben.«
    »Mir wurde gesagt, es sei noch einmal der Sergeant.«
    »Es geht um dieselbe Sache. Ich war bei Sergeant Lovatt auf der Dienststelle, als Sie mit ihm gesprochen haben. Ich wollte Sie bitten, mir eine Kleinigkeit zu bestätigen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Dr. Hughes sagte, dass Sie gesehen haben, wie er sein Jackett ablegte und die Brieftasche mit dem Pass in seiner Aktentasche verstaute. Ist das richtig?«
    »Ja«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Er nahm es sehr genau.«
    »Hat er die Sachen irgendwann wieder herausgenommen?«
    »Nein – jedenfalls nicht, solange ich im Zimmer war. Was er getan hat, nachdem ich gegangen war, kann ich nicht sagen.« Einen Moment blieb es still.
    »Ich verstehe nicht, was los ist. Warum alle diese Fragen? Ist Dr. Hughes etwas zugestoßen?«
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    Andrew starrte durch die Windschutzscheibe nach draußen. Was zum Teufel … Beinahe mit Sicherheit würde die Lokalzeitung morgen etwas über den Zwischenfall bringen. »Er hat sich sehr aufgeregt, als er merkte, dass seine Brieftasche gestohlen worden war«, sagte er, »und leider wird – so wie die Dinge im Moment liegen – ein aufgeregter Araber sofort als Gefahr betrachtet. Er war sechs Stunden in Polizeigewahrsam und wurde erst auf freien Fuß gesetzt, nachdem ich aus London gekommen war und mich für ihn verbürgte.«
    Sie war hörbar verwundert. »Ich dachte, Roy Trent hätte die Brieftasche im Pub gefunden.«
    »Sagen wir, sie befand sich in seinem Besitz, Miss Gardener. Ich habe sie vor zehn Minuten bei ihm abgeholt. Ob Dr. Hughes sie tatsächlich dort liegen gelassen hat, steht auf einem anderen Blatt.«
    »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Wir auch nicht«, sagte Andrew. »Ich schlage vor, Sie bitten Mr. Trent um eine Erklärung. Die Brieftasche war ja nicht einmal einen Diebstahl wert.«
    »Fehlt etwas?«
    »Nein.«
    »Beschuldigt Dr. Hughes Roy Trent, die Sachen gestohlen zu haben?«
    »Nein«, antwortete Andrew wieder. »Er glaubt, es war eine dunkelhaarige Frau am Bahnhof Branksome, die ihm behilflich war, als ihm nicht gut war.«
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    Sie nahm sich Zeit, um das zu verarbeiten. »Es tut mir Leid, wenn es ihm nicht gut ging, aber ich verstehe immer noch nicht, was das mit Mr. Trent zu tun hat.«
    »Die Frau behauptete, eine Bekannte von Mr.
    Trent zu sein – und das stimmt offensichtlich, Miss Gardener, sonst hätte er mir nicht die Brieftasche zurückgeben können.«
    »Sie hat gesagt, sie wäre eine Freundin seiner Exfrau«, korrigierte Jonathan leise.
    »Haben Sie das gehört, Miss Gardener?«
    »War das eben Dr. Hughes, der gesprochen hat?«
    »Ja.«
    »Ach Gott, es tut mir wirklich Leid. Ich habe das Gefühl, es ist teilweise auch meine Schuld. Das alles wäre nicht passiert, wenn ich mich heute Mittag nicht verspätet hätte.«
    Jonathan schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.
    »Er sagte, die Frau habe behauptet, eine Freundin von Mr. Trents geschiedener Frau zu sein«, hakte Andrew nach. »Sie hat dunkle Stirnfransen und spricht mit hiesigem Akzent. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Nein, tut mir Leid. Ich habe seine Frau nie kennen gelernt und auch keine ihrer Freundinnen.
    Vielleicht hat die Frau gelogen.«
    »Wie ist dann die Brieftasche in Mr. Trents Hände gelangt?«
    Wieder Schweigen, während sie über dieses Rätsel nachdachte. »Vielleicht irrt sich Dr. Hughes«, sagte 223

    sie schließlich unglücklich. »Vielleicht hat er sie wieder herausgenommen, nachdem ich gegangen war. Wir waren beide ziemlich erregt.« Sie wartete auf eine Reaktion Andrews, und als die nicht erfolgte, sagte sie: »Ich muss sagen, ich finde das alles sehr merkwürdig.«
    »Ich auch. Wenn Mr. Trent Ihnen eine Erklärung liefern sollte, wäre ich sehr interessiert, sie zu hören.«
    Sie antwortete nicht gleich. »Wenn nichts fehlt, wird er sagen, es sei alles nur ein Sturm im Wasser-glas.«
    »Natürlich«, stimmte Andrew zu. »Er ist es offensichtlich gewöhnt, öfter

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