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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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ist mir gelungen, ihren Bruder aufzutun, und er …«
    Andrew unterbrach sie. »Jetzt handeln Sie gegen meinen Rat, George. Jon sollte diese Informationen nur bekommen, wenn Sie sich auf einen Vertrag mit ihm geeinigt haben.«
    Sie seufzte schuldbewusst. »Tut mir Leid, aber es liegt doch auf der Hand, dass er das nicht will –und wir drehen uns ja wirklich im Kreis. Ich habe Ihnen vor einer halben Stunde erklärt, dass ich gern mit Dr. Hughes zusammenarbeiten würde, aber er ist schließlich nicht dazu verpflichtet, wenn er keine Lust dazu hat. Ich bin keine Schriftstellerin …«, sie sah Jonathan mit einem entschuldigenden Lächeln an, »und auch keine große Wissenschaftlerin vor dem Herrn. Ich verstehe Ihr Widerstreben. Aber wenn wahr ist, was William Burton mir erzählt hat, dann war Roy Trent einer der Jungen, die Cill Trevelyan vergewaltigt haben. Ich hatte eigentlich gehofft …« Sie schwieg unglücklich.
    Jonathan zog die Schultern hoch. »Gut, ich bin mit fifty-fifty einverstanden.«
    Kluge Frau, dachte Andrew, den Blick auf seine Hände gerichtet.
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    »Ich weiß, es ist verlockend, aus dem zeitlichen und örtlichen Zusammentreffen der Ereignisse eine Verbindung herauszulesen«, sagte Jonathan, »aber es ist auch gefährlich. Zufälle kommen vor. Darum wurden das PACE und das CPIA, die beiden Gesetze zur polizeilichen Ermittlungsarbeit und zum Strafverfahren, erlassen, darum ist die DNA-Untersuchung zu einer der Grundlagen des polizeilichen Ermittlungsverfahrens geworden. Man möchte den unglücklichen Zufall möglichst ausschließen.«
    »Aber wenn Howard unschuldig war, dann ist genau der unglückliche Zufall schuld daran, dass er verurteilt wurde«, wandte George ein. »Das Haar in der Badewanne hat die Geschworenen von seiner Schuld überzeugt, nachdem die Anklage nachgewiesen hatte, dass es nur vom Mörder stammen konnte. Aber Howard war nicht der Mörder.«
    »Umso mehr Grund, sich nicht wieder auf einen rothaarigen Verdächtigen zu fixieren. Ein ansehnlicher Teil der Bevölkerung trägt diese Anlage.«
    Er lächelte, um seinen Worten den Stachel zu nehmen. »Was natürlich nicht heißen soll, dass wir Ihren möglichen Vergewaltiger außer Acht lassen werden – er ist zweifellos der richtige Typ –, aber wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Es ist jammerschade, dass dieser William Burton sich nur an den Namen Roy erinnerte – das war in den Fünfzigern und Sechzigern ein beliebter Vorname, 311

    es wird also eine ganze Menge Männer dieses Namens geben.«
    »So beliebt auch wieder nicht«, entgegnete George.
    »Es kann doch eigentlich nur Roy Trent sein?«
    »Roy Rogers – Roy Orbison – Roy of the Rovers –
    Roy Castle …«
    »Mindestens einer davon war eine Comicfigur«, warf Andrew ein.
    »Na und? Bill Clinton und David Beckham haben ihren Kindern die Namen von Orten gegeben.
    Ich will damit nur sagen, dass wir von Roy nicht automatisch auf Roy Trent schließen können.«
    »Aber nachvollziehen lässt sich diese Vermutung ganz gut«, meinte Andrew. »Der Mann ist ja der reinste Gorilla.«
    »Das macht ihn noch lange nicht zum Vergewal-
    tiger. Versuchen wir es anders – wer von euch beiden ist bereit, ihm das ins Gesicht zu sagen, ohne den kleinsten Beweis dafür in der Hand zu haben
    – und was glaubt ihr wohl, wie seine Antwort aus-fallen wird?« Er blickte von einem zum anderen.
    »Genau! Wir müssen Louise finden oder, besser noch, die Eltern Burton. Die werden uns vielleicht einen Nachnamen liefern können.«
    »Immer vorausgesetzt, sie reden überhaupt mit uns«, bemerkte George zweifelnd. »So wie ich William verstanden habe, legen sie nicht den geringsten Wert darauf, in die Geschichte hineingezogen zu werden.«
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    Jonathan blätterte zum Ende ihres Protokolls.
    »Haben Sie dieses Gespräch auf Band aufgezeichnet, oder haben Sie sich Notizen gemacht?«
    »Über das erste habe ich mir hinterher im Auto Notizen gemacht, das Telefongespräch habe ich in groben Zügen mitstenografiert. Ich habe beide Protokolle unmittelbar danach abgetippt, ich bin sicher, dass sie korrekt sind.«
    Er las die Beschreibung William Burtons, die sie zum Schluss angefügt hatte. »›Anfang vierzig, ca.
    1,80 m, kräftig, tätowierte Arme, lichtes dunkel-blondes Haar, graue Augen, angenehmes, freundliches Gesicht, Feuerwehrmann. Verheiratet, zwei Töchter.‹ Er war Ihnen auf Anhieb sympathisch«, stellte er fest.
    »Ja. Er war sehr offen und entgegenkommend, jedenfalls zu Beginn. Wir

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