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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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weiterzugeben. Ich glaube, sie hielten mich für eine Journalistin. Unter diesen Umständen sah ich keine Veranlassung, diesen Leuten auch noch ein Geschenk zu machen und sie auf Priscil a Fletcher hinzuweisen. Bezüglich Louise verwiesen sie mich schlicht und einfach an Wil iam Burton zurück.
    Unser Freund Lovatt hat in den Archiven nichts gefunden und auch keine Kol egen aufgetan, die mit Howards Fall oder Cil s Verschwinden befasst waren. Constable Prentice, der in den Zeitungsberichten erwähnt wurde, ist 1982 in den Ruhestand gegangen und soll irgendwann in den Neunzigern nach einem Schlaganfall gestorben sein.
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    Da ich Wil iam Burton nicht »verschrecken« möchte, habe ich beschlossen, die Geschichte anders anzupacken. Die Schule, die die Mädchen vor Cil s Verschwinden besuchten, war beinahe mit Sicherheit die Highdown-Gesamtschule in der Wel ingborough Road. In den Siebzigerjahren wurde sie in die Gemeindeschule Highdown umgewandelt und zog in ein neues Gebäude auf größerem Gelände in der Glazeborough Road um (wo früher das abgerissene Fabrikgebäudes der Firma Brackham & Wright stand, bei der Wynne Stamp tätig war). An der Schule werden nur die Unterlagen ehemaliger Lehrer und Schüler aufbewahrt, die sich in das OH (Old Highdowners) Register eintragen. Aber ich habe Namen und Adresse der Direktorin, die von 1968 bis 1973 die Schule geleitet hat.
    Es handelt sich um: Miss Hilda Brett, 12 Hardy Mansions, Poundbury, Dorchester, Dorset. Ich habe mich erkundigt und erfahren, dass Hardy Mansions ein betreutes Wohnheim für
    »aktive Senioren« ist – das heißt, für Leute, die ihre fünf Sinne noch beisammen haben. Das ist eine erfreuliche Nachricht, denn Miss Brett ist zweifel os diejenige, die Cill damals vom Unterricht ausschloss, und sol te sich eigentlich an beide Mädchen erinnern. Ich kann natürlich versuchen, al ein mit ihr zu sprechen, aber es wäre mir lieber, wenn Jonathan mitkäme, nicht nur, weil er als Universitätsdozent und Autor dem Gespräch wissenschaftliches Gewicht verleihen würde, und Miss Brett dann wahrscheinlich eher bereit wäre, Auskunft zu geben, sondern auch, weil ich mir nicht sicher bin, wie ich das Gespräch strukturieren sol .
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    Sagen wir, dass wir auf der Suche nach Cill Trevelyan sind?
    Oder nach Louise Burton? Erwähnen wir Howard Stamp? Oder keinen der drei? Sagen wir einfach, wir interessierten uns für die Verhältnisse in Highdown in den Siebzigern und hätten ihren Namen von ihrer alten Schule bekommen? Bitte um Hilfe!
    Mit herzlichem Gruß
    George
    P.S. Al es in al em denke ich, wir sol ten einfach aufkreuzen und nicht erst versuchen, einen Termin mit ihr zu vereinbaren. Denn wenn sie Nein sagt, ist uns auch die Möglichkeit des plötzlichen Überfal s genommen.
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    12
    Dorchester, Dorset
    Mittwoch, 23. April 2003, morgens
    Diesmal hatte Jonathan sich für korrekte Kleidung entschieden und vermerkte, als George ihn am Bahnhof in Dorchester abholte, mit Erleichterung, dass sie das Gleiche getan hatte. »Was ist denn aus dem rollenden Aktenschrank geworden?«, fragte er, als er in ihren Wagen stieg. »Ich hoffe, Sie haben ihn nicht meinetwegen demon-tiert.«
    »Ich habe mal gründlich reinegemacht.« Sie ließ den Motor an. »Jetzt steht alles zu Hause ordentlich an seinem Platz.« Sie lächelte ihm kurz zu.
    »Ich dachte mir, Andrews Frau hat Recht: Kleider machen Leute.«
    Jonathan erwiderte das Lächeln. »Aber Andrew ist da anderer Meinung. Für ihn gilt eher: ›Es ist nicht alles Gold, was glänzt.‹«
    »Für mich eigentlich auch«, sagte sie vergnügt und fuhr los, »aber wir sind in der Unterzahl, also halt ich’s ausnahmsweise mit der anderen Seite –320

    sauberes Auto – sauberes Haus – saubere Kleider –
    saubere Gedanken.«
    Jonathan lachte. »Und wie lange soll das anhal-ten?«
    »Das hängt von meiner Entschlossenheit ab.« Sie bog nach rechts in die Weymouth Avenue ab, bevor sie sich links einreihte, um auf die Ausfallstraße nach Westen zu gelangen. Sie saß so tief über das Lenkrad gebeugt, als könnte sie nicht erkennen, wohin sie fuhr, und Jonathan schloss die Augen, um nicht bei jeder heiklen Situation zusammenzu-cken zu müssen.
    »Von Ihrer Entschlossenheit wozu?«
    »Von Anfang an den richtigen Eindruck zu machen. Mir ist klar, dass ich es nur mir selbst zuzuschreiben habe, wenn keiner mich ernst nimmt.«
    Jonathan hatte gewusst, dass es früher oder später zu diesem Gespräch kommen würde. Ungelöste Konflikte

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