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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Beinahe-Witz genügte, um das Interesse des Docs zu wecken, aber sie trat noch nicht beiseite.
    »Ich weiß, es ist spät«, sagte ich. »Und ich weiß auch, Sie wollen nicht, dass Patienten Sie außerhalb der Praxis behelligen, aber …«
    »Eigentlich, Mack, ist dies das erste Mal, dass jemals ein Patient vor meiner Wohnung gestanden hat.«
    Das ergab Sinn. Wie viele Notfälle konnten im Patientenverzeichnis einer kybernetischen Psychologin schon auftauchen? Roboter waren normalerweise höflich genug, auf die Öffnungszeiten zu warten.
    »Hübscher Anzug, Mack.«
    Sie führte mich in ihr Wohnzimmer und entschuldigte sich, um Kaffee zu machen.
    Der Doc hatte eine hübsche Wohnung. Sie war nicht so hübsch wie die von Lucia, aber auch nicht allzu schäbig. Das Wohnzimmer war groß genug für ein Sofa und ein paar Bücherregale. Es gab ein paar Bilder und Nippes, aber nichts, was meine Aufmerksamkeit geweckt hätte. Es war nicht besonders groß, doch ich nahm an, dass es noch andere Räume hinter den verschiedenen Türen gab.
    Doc Mujahid kam mit ihrem Kaffee zurück. »Warum sind Sie hier, Mack?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Ich muss mein elektronisches Gehirn überprüfen. Da drin ist etwas …«, ich tippte mir auf den Bauch, »… etwas, was man entfernen muss.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Eine Korruption?«
    »Ja.«
    »Und wie kommen Sie darauf? Haben Ihre Fehlersuchfunktionen nichts gefunden?«
    »Nein. Nichts gefunden.«
    »Haben Sie sich eigenartig verhalten?«
    »Irgendwie schon.«
    »Und wie?«
    »Ich kann es nicht erklären, Doc. Sie müssen nachsehen, es finden und entfernen. Dann kann ich es erklären.«
    Der Doc musterte mich ruhig.
    »Ich würde Sie nicht damit belästigen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Folgen Sie mir, Mack.«
    Sie führte mich in einen weiteren Raum, der von einem großen, schwarzen Plastikschreibtisch und einer ganzen Reihe blinkender Konsolen eingenommen wurde. Die Möbel beanspruchten fast den gesamten Raum, und ich nahm Sechsundsechzig Prozent des Rests ein. Der Doc musste sich an ihren Schreibtisch setzen, um in den Raum zu passen. Sie drückte einen Knopf. Die Maschinen kamen summend in Gang. Ein Monitor ging knisternd an.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Das ist ein Computer«, antwortete sie.
    »In Ihrer Wohnung?«
    »Eines Tages wird jede Wohnung einen haben. Vielleicht mehr als einen.«
    »Sicher doch, Doc.«
    Das klang wie Meinungsmache für mich. Selbst in der Stadt von morgen konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemand die Kohle ausgeben und seine Ellbogenfreiheit für einen eigenen Computer opfern wollte, ein Gerät, das im Großen und Ganzen schließlich nichts anderes sein konnte als eine teure Rechenmaschine. Für den Doc konnte es das allerdings wert sein.
    Sie öffnete eine Schublade, blätterte eine Sammlung Datenröhren durch und zog eine mit der Aufschrift »Persönlichkeitsentschlüsselungsprogramm« heraus, schob sie in einen Schlitz auf dem Schreibtisch und ließ sie mit einer Drehung einrasten. Die Computer schienen das zu mögen, denn sie begannen, eine Menge Pieps- und Surrgeräusche zu machen.
    Sie reichte mir eine Buchse. »Stecken Sie sich ein, Mack. Ich nehme nicht an, dass Sie mir sagen können, wonach ich suche?«
    »Wünschte, ich könnte es, Doc.«
    »Also ein Mysterium«, sagte sie. »Na gut, sehen wir mal, was wir hier haben.«
    Sie drückte ein paar Knöpfe, und mein digitales Bewusstsein strömte über ihre Monitore. Sie wandte den Blick drei ganze Minuten lang nicht davon ab, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und trommelte mit den Fingern auf ihren Schreibtisch. Manchmal drückte sie ein paar Tasten und nickte.
    »Also, Mack, gibt es etwas, worüber Sie gern sprechen wollen, während wir warten?«
    »Nein, Doc. Alles in Ordnung.«
    »Nichts?«
    »Nein.«
    »Nichts, was Lucia Napier betrifft?«
    Ich spielte die Frage noch ein paar Mal ab, um sicherzugehen, dass ich sie richtig verstanden hatte.
    »Sie rief mich heute an«, sagte Doc Mujahid, »und erwähnte, dass Sie sie besucht hätten.«
    Es hätte mich nicht überraschen sollen, dass der Doc und Lucia sich kannten. Beide waren kluge Ladys. Kamen vermutlich jeden Samstag zum wöchentlichen Supergenie-Tanztee zusammen.
    »Sie erwähnte, Sie suchten jemanden.«
    »Ja«, antwortete ich unbestimmt. »Persönliche Angelegenheit.«
    »Aha.«
    Ich wartete darauf, dass sie das Thema weiterverfolgen würde, aber sie ließ es fallen. Es war nicht so, dass sie Fragen stellen musste. Meine

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