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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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elektronische Psyche lag offen vor ihr auf den Monitoren. Sie konnte jederzeit ein paar Speicherordner öffnen und alles erfahren, was sie wissen wollte. Der Doc tat es wahrscheinlich nicht. Es widerspreche ihrem Moralkodex, hatte sie einmal erklärt. Die Grundprogrammierung, die inneren Arbeitsabläufe studierte sie zwangsläufig. Die Speichermatrix aber hielt sie nach der ärztlichen Schweigepflicht für tabu.
    »Sie haben ziemlichen Eindruck auf Lucia gemacht«, sagte sie.
    »Sie steht einfach auf Roboter«, sagte ich.
    »Glauben Sie das, Mack?«
    »Es stimmt, oder nicht?«
    »Mmhmmm«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu mir.
    Ich filterte dieses Geräusch durch meine Analyseroutinen und konnte mit nichts Interessantem aufwarten.
    »Und was halten Sie von ihr?«, fragte sie.
    »Ich bin nicht zur Analyse hier, Doc.«
    Sie drückte ein paar Knöpfe, und noch mehr Daten ergossen sich über ihre Monitore.
    »Zumindest nicht für diese Art von Analyse«, sagte ich. »Können wir das Thema fallen lassen?«
    »Wenn Sie darauf bestehen.«
    »Das tue ich. Ich bestehe darauf.«
    Fünfundvierzig Sekunden vergingen, bevor ich feststellte, dass ich meinen Vokalisierer nicht deaktiviert halten konnte. Ich bin im Klappehalten normalerweise unübertroffen, aber irgendein Zwang ergriff mich. Ich schob es auf die ganze Zeit, die ich mit Biologischen verbrachte.
    »Es ist gar nichts. Ich bin eine Maschine. Würde zu nichts führen.«
    »Haben Sie keine biologischen Freunde?«, fragte der Doc.
    »Schon.«
    »Und gibt es irgendeinen Grund, warum Sie nicht noch eine biologische Freundin haben sollten?«
    Ich nahm meinen Bowler ab und drehte ihn zwischen den Fingern, um meine Hände zu beschäftigen. Noch eine schlechte biologische Angewohnheit. »Nein.«
    »Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb Sie nicht mit Lucia Napier befreundet sein können?«
    »Sie ist technophil«, antwortete ich. »Jedenfalls bin ich mir da ziemlich sicher.«
    »Inwiefern sollte das ein Hindernis sein, Mack?«
    Das war eine gute Frage, und ich hatte keine gute Antwort darauf. Diesmal schaffte ich es, den Mund zu halten.
    »Wollen Sie meine Meinung hören, Mack?«
    »Eigentlich nicht, Doc.«
    »Zu schade, ich werde sie Ihnen nämlich trotzdem sagen. Ich denke, Lucia könnte Ihnen gut tun. Sie könnte in der Lage sein, Ihnen bei Ihren Assimilierungsproblemen zu helfen.«
    »Ich habe keine Assimilierungsprobleme.«
    »Dennoch isolieren Sie sich fortgesetzt selbst durch Kategorisierungen. Sie bestehen zum Beispiel darauf, sich selbst eine ›Maschine‹ zu nennen.«
    »Ich bin eine Maschine.«
    »Ja, das sind Sie. Aber Sie sind auch ein intelligentes Wesen.«
    »Ich bestehe nur aus Codes, Doc.« Ich deutete auf den Monitor. »Einsen und Nullen, das ist alles.«
    »Mack, wenn Sie ein menschliches Gehirn entnehmen und öffnen würden, wissen Sie, was Sie dann fänden?«
    »Pampe.«
    »Genau. Das Bewusstsein, die Persönlichkeit, die Träume, Wünsche und Phobien sind alle da in dieser Pampe, aber letztlich ist es nur ein großer Haufen Fett. Die Seele befindet sich nicht im Fleisch.«
    »Was, Doc? Wollen Sie mir jetzt sagen, dass ich eine Seele habe?«
    »Ich weiß nicht einmal, ob es so etwas gibt, Mack. Aber ich weiß, dass Denken Denken ist und dass niemand es wirklich versteht.«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Oder vielleicht schnappe ich eines Tages über und töte alle.«
    »Passiert jeden Tag, und nicht nur Maschinen.«
    Der Computer des Docs machte leise »Ping« und sie tippte los.
    »Was gefunden, Doc?«
    »Interessant. Da scheint ein fremder Code mit Ihren Verhaltensroutinen vermischt zu sein. Ist es das, was Sie suchen?«
    »Vielleicht«, sagte ich, obwohl ich sehr genau wusste, dass es das sein musste. »Können Sie es bereinigen?«
    Sie beugte sich zu den Monitoren vor und verbrachte vier Minuten und sechs Sekunden damit, schnell zu tippen. Der Computer piepte im Durchschnitt alle elf Sekunden gereizt.
    »Es ist zwar da, aber ich habe nie so etwas gesehen«, sagte sie. »Es ist ein Wurm, aber er ist geteilt und auf verschiedene Ordner verteilt. Er dürfte keinen großen Einfluss haben.«
    »Er tut etwas, Doc. Glauben Sie mir.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich kann ihn nicht entfernen. Nicht ohne das Risiko, Ihre Kernprogrammierung zu beschädigen.«
    »Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen«, sagte ich.
    »Ich nicht.« Sie drückte ein paar Knöpfe. »Ich habe aber eine gute Nachricht für Sie. Ihre Wartungsprotokolle scheinen ihn selbst zu

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