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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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verwirrt. Ich bin nämlich hergekommen, um dich um die Erlaubnis zu bitten zu heiraten.«
    »Zu heiraten? Aber das ist ja eine genauso herrliche Neuigkeit wie meine!« Ich schüttelte den Kopf. »Man stelle sich vor … der Knabe Cozcatl, und jetzt ist er schon so alt, daß er sich eine Frau nehmen kann. Manchmal merkt man gar nicht, wie die Zeit verfliegt. Aber was soll das heißen – mich um Erlaubnis zu fragen?«
    »Die Frau, die ich heiraten möchte, ist nicht frei, zu tun, was sie möchte. Sie ist eine Sklavin.«
    »So?« Ich begriff immer noch nicht. »Aber du kannst es dir doch gewiß leisten, sie freizukaufen.«
    »Das kann ich«, bestätigte er. »Aber wirst du sie auch verkaufen? Ich möchte Quequelmiqui heiraten, und sie mich.«
    »Was?«
    »Durch euch habe ich sie kennengelernt, und ich gestehe, daß viele meiner Besuche bei euch so etwas wie ein Vorwand waren, damit sie und ich eine kleine Weile Zusammensein konnten. Der größte Teil meiner Werbung hat sich in eurer Küche abgespielt.«
    Ich war wie vom Donner gerührt. »Kitzlig? Unser kleines Hausmädchen? Aber sie ist doch fast noch ein Kind!«
    Sanft machte er mich darauf aufmerksam: »Das war sie, als ihr sie kauftet, Mixtli. Die Jahre sind wirklich geflogen.«
    Ja, in der Tat, dachte ich. Kitzlig konnte nur ein oder zwei Jahre jünger sein als Cozcatl, und der war – mal sehen –, nun ja, er war immerhin schon zweiundzwanzig. Großmütig sagte ich daher:
    »Du hast meine Erlaubnis – und meine Glück- und Segenswünsche dazu, Cozcatl. Aber warum sie kaufen? Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sie soll das erste unserer Hochzeitsgeschenke für dich sein. Nein, nein – keine Widerrede! Ich bestehe darauf. Wäre sie nicht durch deine Schule gegangen, wäre sie nie wert gewesen, als mögliche Ehefrau in Betracht gezogen zu werden. Ich weiß noch, wie sie war, als sie zu uns kam. Dieses ewige Gekicher!«
    »Dann danke ich dir, Mixtli, und sie wird das gleiche tun. Und außerdem möchte ich noch sagen« – abermals schien er zutiefst verwirrt , »daß ich ihr selbstverständlich gesagt habe, was mit mir los ist und ihr von der Wunde erzählt habe, die ich davongetragen habe. Sie ist sich also darüber im klaren, daß sie nie Kinder bekommen kann, so wie du und Zyanya.«
    Erst da ging mir auf, wie meine völlig unvermutete Eröffnung ihn in seinem eigenen Hochgefühl getroffen haben mußte. Ohne etwas davon zu ahnen und völlig unabsichtlich, war ich grausam gewesen. Doch ehe ich Worte der Entschuldigung dafür fand, fuhr er fort:
    »Quequelmiqui schwört, daß sie mich liebt und mich so nehmen will wie ich bin. Ich muß mir nur sicher sein, daß sie sich über das Ausmaß meiner – nun ja, das Ausmaß – meiner Behinderung im klaren ist. Bei den Liebkosungen, die wir in der Küche ausgetauscht haben, sind wir nie soweit gegangen …«
    Er wand sich vor Verlegenheit, und so versuchte ich, ihm zu helfen. »Du meinst, du hast sie noch nicht …«
    »Sie hat mich noch nicht einmal unbekleidet gesehen«, platzte es aus ihm heraus. »Und sie ist eine Jungfrau und nicht eingeweiht in das, was für eine Beziehung zwischen Mann und Frau bestehen kann.«
    Ich erklärte: »Das wird Zyanya übernehmen. Schließlich ist es ihre Pflicht als ihre Herrin, sich von Frau zu Frau mit ihr zu unterhalten. Ich bin sicher, Zyanya wird sie über die intimeren Seiten des Ehelebens gründlich aufklären.«
    »Das wäre sehr freundlich«, sagte Cozcatl. »Aber hinterher – würdest du bitte auch noch mit ihr sprechen, Mixtli? Du kennst mich länger und – hm, besser als Zyanya. Du könntest Quequelmiqui genauer sagen, wo meine Grenzen als Ehemann liegen. Würdest du das für mich tun?«
    Ich sagte: »Ich werde mein Bestes tun, Cozcatl, aber ich warne dich. Ein jungfräulich unschuldiges Mädchen wird schon von Zweifeln und Ängsten geplagt, wenn es darum geht, einen Burschen mit den selbstverständlichsten körperlichen Attributen zum Mann zu nehmen. Wenn ich ihr unverblümt sage, was sie sich von dieser Ehe erwarten kann – und was nicht – könnte sie das noch weiter verängstigen.«
    »Sie liebt mich«, bekannte Cozcatl aus vollem Herzen. »Sie hat mir ihr Wort gegeben. Ich kenne ihr Herz.«
    »Dann bist du einzigartig unter den Männern«, erklärte ich trocken. »Ich weiß nur soviel: für eine Jungfrau ist eine Ehe gleichbedeutend mit Blumen, Vogelgesang und Schmetterlingsgegaukel. Wenn ich Kitzlig gegenüber plötzlich anfange, von Fleisch, Organen und Geweben

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