Der Azteke
hieß: Vulkan-Schluckauf – ich meine, Vulkan- Ausbruch .«
»Das ist ein Spiel, welches ich nicht kenne.«
»Es war nur etwas ganz Einfältiges. Wir haben es selbst erfunden. Ich legte mich auf den Boden, so wie jetzt.« Ich legte mich nicht hin, sondern fiel vielmehr krachend zu Boden. »Und dann hab' ich die Knie angezogen: Das sollte der Vulkan sein. Und Nochipa hat sich dort draufgesetzt.«
»So?« fragte sie und tat es. Sie war klein und schwerelos, und im dunklen Zimmer hätte sie alles sein können.
»Ja«, sagte ich. »Und dann hab' ich immer mit den Knien gewackelt – das Erwachen des Vulkans – und dann habe ich sie hüpfen lassen …«
Sie quietschte leise vor Vergnügen und rutschte herunter auf meinen Bauch. Ihr Rock fuhr dabei in die Höhe, und als ich hingriff, um sie festzuhalten, entdeckte ich, daß sie nichts darunter trug.
Leise sagte sie: »Und dann brach der Vulkan aus?«
Ich war lange Zeit ohne Frau gewesen, es tat gut, wieder eine zu haben, und meine Trunkenheit lahmte mich nicht. Ich kam so mächtig und so oft, daß ich meine, mit meinem Omicetl muß auch ein Teil meines Verstandes verlorengegangen sein. Beim erstenmal hätte ich schwören mögen, tatsächlich das Zittern und das Grollen eines Vulkanausbruchs zu hören. Vielleicht ist es ihr genauso ergangen – gesagt hat sie jedoch nichts. Doch nach dem zweiten Mal keuchte sie: »Es ist anders
– könnte fast Spaß machen. Ihr seid so – sauber – und riecht so gut.« Und nach dem dritten Mal, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, sagte sie: »Wenn Ihr kein Hehl aus Eurem Alter machtet – niemand würde es erraten.« Und zuletzt, als wir beide völlig erschöpft, nach Atem ringend und ineinander verschlungen dalagen, ging mir allmählich auf, daß es im Zimmer hell geworden war. Ich empfand eine Art Schock, und Unglaube kroch in mir hoch, als ich erkannte, daß das Gesicht neben dem meinen das Gesicht von Malintzin war. Die ausgedehnte Paarung war mehr als angenehm gewesen, doch schien ich in einer Art Raserei, ja Wahnsinn, daraus hervorgegangen zu sein. Ich überlegte: Was mache ich mit ihr? Das ist die Frau, welche ich sosehr und solange verabscheut habe, daß ich sogar die Schuld auf mich geladen habe, eine unschuldige Fremde zu ermorden …
Doch welche anderen Gedanken und Gefühle mich auch überschwemmten in dem Augenblick, da ich wieder zu Bewußtsein kam oder zumindest zum Teil wieder nüchtern wurde – das, was mich zuerst packte, war reine Neugier. Ich vermochte mir die Helligkeit im Raum nicht zu erklären, ganz gewiß hatten wir es doch nicht die ganze Nacht hindurch getrieben. Ich drehte den Kopf zur Quelle des Lichts und konnte sogar ohne meinen Topas erkennen, daß Béu in der Tür stand und eine brennende Ölfunzel in der Hand trug. Ich habe keine Ahnung, wie lange sie schon dagestanden und zugesehen haben mochte:
»Du kannst – so etwas tun – während deine Freunde abgeschlachtet werden?«
Malíntzin drehte sich nur träge um und blickte zu Wartendem Mond empor. Es erstaunte mich nicht daß es einer Frau wie ihr nicht viel ausmachte, in solch einer Situation überrascht zu werden; immerhin hätte ich erwartet, daß sie irgendwie Entsetzen bekundet, als sie hörte, daß ihre Freunde hingeschlachtet wurden. Statt dessen lächelte sie und sagte:
»Ayyo, gut. Dann haben wir noch einen besseren Zeugen als die Wachen, Mixtzin. Unser Pakt wird also noch bindender sein, als ich zu hoffen gewagt hatte.«
Sie erhob sich und machte sich nicht einmal die Mühe, ihre schweißglänzende Blöße zu bedecken. Ich griff nach meinem achtlos beiseite geworfenen Umhang, besaß jedoch selbst in dem Durcheinander von Scham und Verlegenheit und den letzten Nachwirkungen der Trunkenheit genug Geistesgegenwart, um zu sagen: »Malíntzin, ich glaube, Ihr habt Eure Zeit verschwendet und Eure Gunst umsonst verschenkt. Kein Pakt wird etwas nützen.«
»Und ich glaube, Ihr seid es, der irrt, Mixtzin«, sagte sie und lächelte weiter. »Fragt die alte Frau dort. Sie hat von Euren Freunden gesprochen, die sterben.«
Plötzlich fuhr ich in die Höhe und rief keuchend: »Béu?«
»Ja?« seufzte sie. »Unsere Leute am Damm haben mich zurückgeschickt. Es tue ihnen leid, sagten sie, aber sie könnten nicht das Risiko eingehen, daß irgend jemand mit den Fremden auf der anderen Seite des Sees Verbindung aufnähme. Infolgedessen bin ich umgekehrt und über den Großen Platz gekommen, um den Tänzen zuzusehen. Dann … es war
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