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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Bedeutung einbüßen, welche ich bereits gewonnen habe. Doch wenn ich Euch nicht beseitigen lasse, muß ich ständig auf der Hut vor Eurem nächsten Anschlag auf mein Leben sein. Das würde mich ablenken und würde mich dabei stören, mich ganz auf meine eigenen Vorhaben zu konzentrieren.«
    Ich lachte und erklärte voll ehrlicher Bewunderung: »Ihr seid wahrhaftig kaltblütig wie ein Leguan.« Diese Vorstellung fand ich belustigend, und ich lachte so laut, daß ich ums Haar von meinem niedrigen Stuhl gefallen wäre.
    Sie wartete, bis ich mich wieder beruhigt hatte und fuhr dann fort, als wäre sie nie unterbrochen worden. »Laßt uns daher ein geheimes Abkommen miteinander schließen und, wenn auch gerade kein Bündnis, so doch jedenfalls Neutralität vereinbaren. Und laßt uns dieses Abkommen auf eine Art besiegeln, daß keiner von uns es brechen kann.«
    »Es wie besiegeln, Malintzin? Wir haben uns doch beide als verräterisch und vertrauensunwürdig erwiesen.«
    »Wir werden miteinander schlafen«, erklärte sie seelenruhig, und das warf mich nun dermaßen um, daß ich tatsächlich vom Stuhl herunterrutschte. Sie wartete, bis ich mich wieder hochgerappelt hatte, und als ich wie vor den Kopf geschlagen auf dem Boden sitzen blieb, fragte sie: »Seid Ihr betrunken, Mixtzin?«
    »Das muß ich wohl sein«, sagte ich. »Ich höre Unmögliches. Mir war, als hörte ich Euch vorschlagen, daß wir …«
    »Das habe ich getan. Daß wir heute Nacht zusammenliegen. Die weißen Männer sind eifersüchtiger auf ihre Frauen als selbst die Männer unserer Rasse. Hernán würde Euch dafür erschlagen und mich umbringen, daß ich eingewilligt habe. Die vier Wachen werden es stets bezeugen können – daß ich viel Zeit hier bei Euch verbracht habe, im Dunkeln, und daß ich Euer Haus lächelnd verlassen habe und nicht außer mir vor Zorn oder in Tränen aufgelöst. Ist es nicht wunderbar einfach? Und so bindend, daß keiner von uns es brechen kann? Keiner von uns kann jemals wieder wagen, dem anderen zu schaden, weil sonst der andere das Wort spricht, welches unser beider Schicksal besiegelt.«
    Selbst auf die Gefahr hin, sie zu erzürnen und sie zu früh fortgehen zu lassen, sagte ich: »Ich bin mit meinen zweiundfünfzig Jahren noch kein Greis, doch springe ich nicht mehr auf jede Frau an, welche sich anbietet. Ich bin nicht unfähig geworden, sondern nur wählerischer.« Ich hatte mit hochmütiger Würde sprechen wollen, doch die Tatsache, daß ich zwischen den Worten immer wieder einen Schluckauf hatte und dann noch auf dem Boden hockend sprach, war dieser Wirkung etwas abträglich. »Wie Ihr bereits bemerkt habt, mögen wir einander nicht. Ihr hättet stärkere Worte benutzen können. Abscheu träfe das, was zwischen uns herrscht, besser.«
    Sie sagte: »Ich möchte gar nicht, daß andere Gefühle zwischen uns herrschten. Ich schlage nur einen Akt der Vernunft vor. Und was Eure Empfindlichkeiten betrifft, so ist es nahezu dunkel hier drinnen. Ihr könnt mich für jede Frau halten, welche Ihr begehrt.«
    Muß ich es tun, fragte ich mich völlig verwirrt, um sie hierzubehalten und vom Großen Platz fernzuhalten? Laut erhob ich Einspruch: »Ich bin alt genug, Euer Vater zu sein.«
    »Dann tut so, als ob Ihr es wäret«, sagte sie gleichmütig, »wenn Inzest nach Eurem Geschmack ist.« Dann kicherte sie. »Was mich betrifft, könnt Ihr ohne weiteres mein Vater sein. Und ich, ich kann alles spielen.«
    »Dann tut das«, erklärte ich. »Laßt uns so tun, als ob unsere kleine verbotene Paarung stattgefunden hätte, wiewohl sie es nicht getan hat. Vertreiben wir uns die Zeit einfach durch Plaudern, dann können die Wachen bezeugen, daß wir lange genug beisammengewesen sind, es zu tun. Möchtet Ihr gern einen Schluck Octli?«
    Schwankend eilte ich in die Küche, und nachdem ich im Dunkeln etliche Dinge zerbrochen hatte, kam ich schwankend mit einem Becher zurück. Als ich ihr einschenkte, sinnierte Malintzin: »Ich erinnere mich … Ihr sagtet, Eure Tochter und ich hätten denselben Geburtsnamen und seien im selben Jahr geboren.« Ich nahm noch einen tiefen Schluck. Sie nippte an ihrem und legte den Kopf fragend auf die Seite: »Ihr und Eure Tochter, habt ihr jemals … Spiele zusammen gespielt?«
    »Ja«, sagte ich mit schwerer Zunge. »Aber keine solchen, die Ihr meint.«
    »Ich habe gar nichts gemeint«, sagte sie, ganz die Unschuld. »Wir plaudern doch nur, wie Ihr vorgeschlagen habt. Was für Spiele habt ihr gespielt?«
    »Eines

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