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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Sprecher wie einen Verehrten Sprecher sprechen zu hören. Cuitláhuac fuhr fort:
    »Selbst wenn ich in aller Form von den Priestern und dem Staatsrat in meinem Amt bestätigt worden bin, muß ich noch das Vertrauen und die Zustimmung des Volkes erlangen. Es würde mir helfen, das Vertrauen des Volkes zu erringen, wenn ich ihm genau sagen könnte, wann der Capitán-General und sein Gefolge vorhat, Tenochtítlan zu verlassen.«
    »Nun …«, sagte Cortés und zog das Wort in die Länge, um klarzumachen, daß er darüber selbst noch nicht nachgedacht und es auch nicht eilig habe, das zu tun. »Ich habe Eurem Bruder versprochen, ich würde mich von hier verabschieden, sobald ich in der Lage sei, den Schatz mitzunehmen, welchen er uns zum Geschenk gemacht hat. Den habe ich jetzt. Aber ich brauche noch etwas Zeit, um alles einzuschmelzen, damit wir ihn an die Küste transportieren können.«
    »Das könnte Jahre dauern«, sagte Cuitláhuac. »Unsere Goldschmiede haben selten mit mehr als kleinen Mengen Gold auf einmal gearbeitet. Ihr werdet keine Anlagen in der Stadt finden, um all diese ungezählten Kunstwerke zu entweihen … einzuschmelzen.«
    »Und ich darf meinem Gastgeber nicht auf Jahre hinaus zur Last fallen«, sagte Cortés. »Dann werde ich das Gold aufs Festland bringen lassen und es meinen eigenen Schmieden überlassen, es einzuschmelzen.«
    Rüde wandte er sich von Cuitláhuac ab und Alvarado zu und sagte auf spanisch: »Pedro, laß ein paar von unseren Kompaniehandwerkern hierherkommen. Mal überlegen … sie können diese dicken Türen und all die anderen Türen im Palast herausnehmen. Laßt sie ein paar schwere Schlitten daraus bauen, mit denen wir das ganze Gold transportieren können. Und den Sattlern sage, sie sollen Geschirr für genug Pferde anfertigen, diese Schlitten zu ziehen.«
    Dann wandte er sich wieder Cuitláhuac zu: »Bis dahin, Verehrter Sprecher, gestattet, daß ich und meine Männer noch eine vertretbare Zeit in der Stadt bleiben. Der größte Teil meines Gefolges war, wie Ihr wißt, während meines letzten Besuches nicht hier und ist selbstverständlich begierig darauf, die Sehenswürdigkeiten Eurer großen Stadt kennenzulernen.«
    »Für eine vertretbare Zeit, also«, wiederholte Cuitláhuac und nickte. »Ich werde das dem Volk mitteilen und die Leute bitten, nachsichtig, ja freundlich zu sein. Jetzt werden meine Edelleute und ich Euch verlassen, um die Vorbereitungen für das Begräbnis meines Bruders und meine eigene Thronbesteigung zu treffen. Je schneller wir all dies hinter uns bringen, desto eher werde ich wirklich Euer Gastgeber sein.«
    Als wir alle, die wir von Motecuzóma herbeigerufen waren, den Palast verließen, waren die spanischen Schreinersoldaten bereits dabei, den Berg von Schätzen unten anzustaunen und abschätzen, wieviel es wohl sei und was es wiege. Durch die Schlangenmauer traten wir hinaus auf den Großen Platz und blieben stehen, um zu sehen, was hier vor sich ging. Die weißen Männer waren mit ihren verschiedenen Lageraufgaben beschäftigt und schienen nicht gerade erfreut, bis auf die Haut naß zu werden. Aber es regnete stark. Eine Menge von unseren Männern bewegte sich geschäftig unter den Spaniern oder tat so, als ob sie geschäftig wären. Alle waren bis auf das Schamtuch nackt, und so machte der Regen ihnen nichts weiter aus. Bis jetzt lief alles so, wie Cuitláhuac es geplant und uns erklärt hatte – bis auf den unvorhergesehenen aber keineswegs ungelegenen Tod Motecuzómas.
    Alles, was ich berichtet habe, ehrwürdige Patres, war von Cuitláhuac in jeder Einzelheit vorausgeplant worden, längst ehe wir vor Cortés erschienen. Auf seinen Befehl hin hatte die Menge der Mexíca-Männer und -Frauen sich versammelt, um vor dem Palast ihr Geschrei zu erheben. Und es war auch auf seinen Befehl geschehen, daß sie dann auseinandergingen, um Essen und Trinken für die weißen Männer herbeizuschaffen. Allerdings – und das hatte keiner der Spanier in der ganzen Aufregung bemerkt – es waren nur die Frauen, welche den Großen Platz auf seinen Befehl hin verlassen hatten. Als sie zurückkehrten, kamen sie nicht wieder ins Lager herein, sondern überreichten ihre Körbe und Krüge den Männern, welche zurückgeblieben waren. Also befanden sich keine Frauen mehr im Gefahrenbereich bis auf Malintzin und ihre Texcaltéca-Dienerinnen, um deren Sicherheit wir nichts gaben. Und unsere Männer kamen und gingen immer noch, in den Palast hinein und heraus, gingen hin

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