Der Azteken-Götze
sind.«
»Leider.«
Ich war wütend, als ich daran dachte, wie sie sich an uns herangemacht hatte und wir das Spiel auch noch mitgemacht hatten. Da konnte der Mann so alt werden, wie er wollte. Tauchte eine tolle Frau auf, flog der Verstand meist über Bord.
Dagegen war auch ich nicht gefeit, was Suko noch immerzu einem Grinsen veranlaßte.
Diesmal blickten wir öfter als gewöhnlich in den Rückspiegel und konnten beruhigt sein, denn ein Verfolger hatte sich nicht an unsere Hinterreifen gehängt.
»Bis Border Town werden wir wohl Ruhe haben«, sagte Suko.
»Und dann?«
»Müssen wir weitersehen.«
Ich nickte. »Ja, weitersehen«, wiederholte ich. »Wobei ich kein gutes Gefühl habe. Diese Inez wußte verdammt gut Bescheid, Alter. Sicherlich wird sie auch einiges von dem wissen, was im Vorfeld gelaufen ist. Ich könnte mir vorstellen, daß man auch in Border Town Bescheid weiß. Und das läßt mich nicht gerade jubeln.«
»Spekulationen, John.«
»Sicher, aber…« Ich verschwieg die weiteren Worte, weil wir beide doch unbelastet unser Ziel erreichen wollten. Die nahe Ortschaft machte bereits auf sich aufmerksam. Rechts und links der Straße sahen wir die Schilder, die auf einige Cantinas und Shops hinwiesen, auch auf ein Hotel, dem einzigen in Border Town und auf eine Spielhalle. In der Ferne sahen wir den Ort schon liegen. Das Sonnenlicht schien auf blitzende Antennen, die uns einen funkelnden Gruß entgegenschickten. Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Ich mußte grinsen, als ich eine alte Mexikanerin am Straßenrand auf einem Hocker sitzen sah. Neben ihr stand ein Verkaufstisch mit Gemüse und Obst. Hier würde wohl kaum jemand anhalten. Wer nicht unbedingt mußte, der blieb im Fahrzeug und ging nicht in die Hitze.
Die typischen Holzhäuser des amerikanischen Mittelwestens fehlten hier. Die meisten Bauten besaßen feste Mauern, aus Steinen oder aus hellem Adobe. Sie hielten die Glut der Sonne am besten ab. Der Highway führte durch Border Town und wurde in der Stadt zur Main Street. Es war der letzte Ort vor der Grenze. Wo die Straße dann endete, schaute man auf den Rio Grande, an dessen gegenüberliegendem Ufer bereits Mexiko lag, wobei es von der Landschaft her bestimmt keinen Unterschied gab.
Wir rollten in die kleine Stadt und schauten uns schon sehr bald verdutzt an.
Border Town wirkte leer, beinahe wie ausgestorben. »Halten die alle Siesta?« fragte Suko.
»Kann sein.«
»Oder ist mit denen das gemacht worden, was man auch mit uns vorhatte. Du weißt schon, das Blut…«
»Mal den Teufel nicht an die Wand.«
Wir wußten beide, wo unser Ziel lag. Im Office der einheimischen Grenzpolizei wollte uns Abe Douglas erwarten. Wie in fast allen Orten dieser Art mußte die Police Station an der Main Street liegen, und danach hielten wir Ausschau.
Es war bereits Nachmittag, eigentlich war die Siesta vorbei, hier aber ließ man sich Zeit.
Wir fuhren noch langsamer und konnten uns auf die Ränder der Straße konzentrieren, wo es sogar noch Stepwalks mit Holzdächern gab, und dort sahen wir dann Menschen, die sich im Schatten aufhielten und unseren Wagen mit ihren Blicken verfolgten.
Nur einmal lief ein bärtiger Mann über die Straße. Er hatte lange Haare, war aber schon älter und sah aus, als wäre er aus der Flower-Power-Generation übriggeblieben. Er schleppte einen Rucksack, dessen Träger er mit der rechten Hand hielt. Daß der Rucksack dabei über die Straße schleifte, störte ihn nicht.
Wir rollten an seinem Rücken vorbei. Suko stellte den Daumen hoch und drehte ihn dann nach rechts.
Auch ich hatte den Bau bereits gesehen. Das Schild mit der Aufschrift BORDER POLICE glänzte im Schein der Sonne. Vor dem Haus parkten zwei Polizeiwagen, geländetüchtige Fahrzeuge, die in der Sonne glühten. Eine Bewegung entdeckten wir an diesem Bau nicht. Uns fielen nur die zahlreichen Fliegen auf, die den Eingang umschwirrten, als gäbe es dort etwas Besonderes.
»Zu viele Fliegen«, sagte Suko.
Ich stoppte am Rand der Straße. »Meinst du, daß es dort Aas gibt?«
»Ab heute rechne ich mit allem«, sagte er und stieg als erster aus dem Wagen.
Ich folgte ihm langsamer und mußte zugeben, daß mir die Umgebung der Polizeistation auch nicht gefiel. Für meinen Geschmack war es zu still; der ganze Bau war von einer unnatürlichen Ruhe eingebettet worden.
Da Abe Douglas auf uns wartete, hätte er das Office eigentlich verlassen müssen, um uns zu begrüßen, aber niemand ließ sich blicken. Auch kein
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