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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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gemeinsamen Nachtprogramms der ARD : »Die von Terroristen in einer Lufthansa-Boeing entführten 86  Geiseln sind alle glücklich befreit worden …«
    Rudolf Springer stellte sich an die Gittertür des Terroristentraktes und lauschte. Alles war still.
     
    In seine Nachtdienstmeldung schrieb Springer:
    » 23 . 00 Uhr Medikamentenausgabe an Baader und Raspe.
    Sonst keine Vorkommnisse!«

46. Die Befreiung
    (Dienstag, 18 . Oktober 1977 )
    An Bord der »Landshut« entspannte sich, in der Hoffnung auf den angekündigten Gefangenenaustausch, die Atmosphäre. »Der Anführer hat ab und zu noch mal ein bißchen rumgebrüllt«, erinnerte sich Gabi Dillmann. »Wir sollten uns beeilen bei dem … was weiß ich. Er hat dann die Pässe und die Geldbörsen, Wertsachen und Handtaschen zurückgegeben. Es war auf einmal so eine verquere Normalität, mit einem kleinen Knick versetzt, fast normal.«
     
    Bei der GSG 9 meldete sich über Funk die Einsatzleitung in Deutschland: »Wir warten hier auf Ihren Bericht, wir warten auf Ihren Bericht.«
    »Okay.«
    »Dann«, so Wegener später, »begann die Annäherung an die Maschine, und zwar gegliedert nach Angriffsteams, Reserve und Unterstützung. Ich habe mich hinter dem ersten Team an die Maschine angenähert. Es war eine ziemlich mondhelle Nacht. Es war nicht gerade stockdunkel, aber es war ziemlich dunkel. Wir konnten uns nur so langsam bewegen. Es war furchtbar warm, auch nachts noch. Es war furchtbar feucht, uns klebten die Sachen am Leibe, und wir mußten ja so einiges anbehalten, weil wir ja alles mögliche Gerät mitschleppten. Dann waren die Reservetrupps in Position unter der Maschine, die Sanitäter waren in Position und die Sprengstoffspezialisten.«
    Vom Tower aus meldete sich der deutsche Vertreter im Cockpit der »Landshut«: »Nach unseren Informationen ist die Lufthansa-Maschine um 19 . 20 Uhr GMT in Deutschland gestartet. Die Maschine soll nach unseren Berechnungen um 4 . 08 Uhr GMT in Mogadischu landen. Wir erwarten nun von Ihnen konkrete Vorschläge über den Austausch der Geiseln. Ende.«
    »Das ist nach Ablauf des Ultimatums«, sagte Mahmud. Der deutsche Vertreter erklärte ihm, daß es Schwierigkeiten bei der Zusammenführung der Häftlinge gegeben habe.
    Mahmud vergewisserte sich beim somalischen Polizeichef, ob die Angaben des Deutschen zuträfen. Dann gab er die Modalitäten für den Austausch durch:
    »Erstens: Wir wollen keine Presse oder Fernsehkameras beim Austausch. Zweitens: Was ist mit den Genossen, die aus Deutschland kommen? Drittens: Wir wünschen, daß der Vertreter Somalias das Flugzeug, das jetzt auf dem Rollfeld in Mogadischu steht, untersucht und sicherstellt, daß dort niemand an Bord ist.«
    »Verstanden, verstanden.«
    »Niemand darf der von der ›Halimeh‹-Einheit befehligten Lufthansa-Maschine nahe kommen – es sei denn mit vorheriger Erlaubnis.«
    »Verstanden.«
    »Wenn die Deutschen landen, um unsere Genossen zu bringen, müssen Sie uns darüber vorher informieren.«
    »Ja, verstanden.«
    »Also los«, sagte Mahmud, »sie sollen einzeln auf das Flugzeug zugehen, sie sollen vom somalischen Vertreter durchsucht werden.«
    »Verstanden.«
    »Weiterhin soll das Flugzeug, das die Genossen bringt, den Flugplatz sofort nach unserer Aufforderung verlassen, hier verschwinden … Der Befehlshaber der Einheit ›Martyr Halimeh‹ wird einen der Genossen auffordern, an unser Flugzeug zu kommen zur Identifizierung, um damit der anderen Genossen sicher zu sein.«
    »Verstanden.«
    »Nach dieser Untersuchung wird der Genosse zu den somalischen Stellen zurückgehen auf den Flughafen.«
    »Verstanden.«
    »Wir werden weitere Vorkehrungen treffen mit den Genossen, die aus der Türkei kommen.«
    »Wiederholen Sie das«, wurde Mahmud vom Tower her aufgefordert. Mahmud wiederholte seinen Satz.
    »Verstanden«, kam die Antwort vom Tower, »wenn die kommen …«
    In diesem Augenblick gab Oberstleutnant Wegener seinen Leuten den Befehl zum Sturm der Maschine: »Springtime Magic Fire!« Es war 2 . 03 Uhr somalischer, 0 . 03 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
    Die Blendgranaten detonierten vor den Cockpitfenstern und machten »Martyr Mahmud« einen Moment lang handlungsunfähig. Die GSG - 9 -Leute hatten sich kurz die Hände vor die Augen gehalten. Wegener öffnete in Sekunden die vordere Tür. Über die Tragflächen stürzten zwei andere Trupps zusammen mit den Notausgangstüren in die Maschine. Vom Heck her drang eine weitere Gruppe von Männern mit

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