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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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ten minutes, they promised me everything that I am asking for now for five days.«
     
    Die Lufthansa-Maschine mit dem ersten Kommando der GSG 9 war am Tag zuvor aus der Türkei nach Köln/Bonn zurückgekehrt. Am Sonntag hatte es einen neuen Einsatzbefehl aus Bonn für zwei andere Einheiten der Gruppe gegeben. Am Montag war die Maschine mit zunächst unbekanntem Flugziel gestartet, hatte auf Kreta getankt und kreiste nun über Dschibuti.
    Nachdem Bundeskanzler Helmut Schmidt in seinem Telefonat mit dem somalischen Ministerpräsidenten Barre die Genehmigung zum Einsatz der Truppe bekommen hatte, meldete sich die Einsatzzentrale über Funk in der GSG - 9 -Maschine: »… are you ready to copy … Message: Bundeskanzler an Staatsminister Wischnewski. Bundeskanzler an Staatsminister Wischnewski. Erstens: Staatsminister Wischnewski ist zu Verhandlungen mit jemenitischer Regierung bevollmächtigt ohne Einschränkungen. Die Handlungsvollmacht erstreckt sich auch auf Gespräche über Entwicklungshilfe an Südjemen.«
    »Wir haben verstanden, wir haben verstanden.«
    Als die Maschine mit den GSG - 9 -Männern den Luftraum über Somalia erreichte, meldete sich wieder die Einsatzleitung: »Okay, diesmal also keine Warteschleifen irgendwo. Flieg ’n bißchen sparsam, wir sind, es kommt nicht auf zehn Minuten an, sondern nur darauf, daß du sachte in die Dunkelheit kommst.«
    »Okay, verstanden.«
    »Landung möglichst diskret, Landung möglichst diskret.«
    Ein israelischer Amateurfunker schnitt den Funkverkehr mit. Aus der Zeitung erfuhr Bundeskanzler Schmidt davon: »Das Schlimme war, daß ein Amateurfunker in Israel technisch in der Lage war, mitzuhören. Und daß eine westdeutsche Zeitung mit einer großen Überschrift auf der Seite eins das veröffentlichte. Und ich hab den Chefredakteur, den damaligen Chefredakteur dieser Zeitung angerufen und habe ihm mit schlimmen Konsequenzen gedroht, ich weiß nicht mehr, mit welchen, wenn er nicht sofort sämtliche Zeitungen wieder einsammelt. Das hat er getan.«
     
    Nach Einbruch der Dunkelheit, um 19 . 30 Uhr Ortszeit, 17 . 30 Uhr deutscher Zeit, landete die Boeing 707 auf dem Flughafen der somalischen Hauptstadt, zwei Kilometer entfernt von der »Landshut«, in einem entlegenen Teil des Rollfelds. Alle Lichter waren ausgeschaltet. Niemand an Bord der entführten Maschine hatte die Ankunft des Flugzeugs bemerkt.
    Zwei Stunden dauerte es, bis die Männer der GSG 9 ihr Gerät und ihre Waffen entladen hatten.
    Ulrich Wegener erkundete in der Zwischenzeit das Gelände um die »Landshut«. Im Schutz einiger Sanddünen robbte er bis auf wenige Meter an sein Einsatzziel heran: »Das war überhaupt kein Problem, sich der Maschine zu nähern. Es waren sämtliche Shades unten, die Verdunklungsdinger da, mit der Maschine war alles in Ordnung, es lief die Klimaanlage in der Maschine. Und es war alles ruhig. Ringsum waren sehr gute Hügel, die wir benutzen konnten für unsere Aufklärungsteams und für die Scharfschützenteams. Und so hatte ich mir ungefähr schon meinen Plan gemacht im Verlaufe des Nachmittags.«
    Der deutsche Geschäftsträger und der Psychologe Wolfgang Salewski sprachen fast pausenlos mit den Entführern an Bord der »Landshut«, um sie abzulenken, aber auch, um Mahmud im Cockpit zu halten.
    Eine Gruppe der GSG   9 schlich sich von hinten an das Flugzeug heran. Die Männer hatten Leitern, Waffen und hochempfindliche Lauschapparaturen dabei. Ein Teil des Trupps postierte sich unter der Maschine und befestigte die Horchgeräte, um jede Bewegung im Flugzeug festzustellen.
    Die Entführer hatten der Chefstewardeß Briefbögen gegeben, auf denen sie schriftlich die Passagiere zu je sieben Leuten einteilen sollte. Jede dieser elf Gruppen sollte gegen einen der freigepreßten Häftlinge ausgetauscht werden.
    Oberstleutnant Wegener nahm seinen Stellvertreter zur Seite: »Wenn die Sache schiefgeht, dann können wir die GSG 9 zumachen.« Er ging zu Wischnewski und sagte: »Melden Sie dem Bundeskanzler, daß wir jetzt soweit sind.« Der Staatsminister telefonierte mit dem Krisenstab in Bonn und erhielt die Genehmigung zum Einsatz.
    Gemeinsam mit dem GSG - 9 -Chef legte er die Uhrzeit fest. Niemand anders erfuhr davon. Dann ließ Wischnewski von den Somalis Feuerwehr, Krankenwagen und Betten im Krankenhaus bereitstellen. Der Flughafen wurde zum Nothospital umgerüstet. »Das war in einem Entwicklungsland schwierig«, sagte Wischnewski später.
    Ulrich Wegener kletterte zurück in

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