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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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nachts da im Auto saßen und die Bullen näherkamen, verlor Mahler die Nerven und sprang aus dem Auto. Gudrun Ensslin war darüber stinksauer und beschimpfte uns als ›unfähige Machos‹.«
    Die Gruppe fuhr zu einem Spätcafé am Kurfürstendamm. Am Nebentisch saß eine etwa dreißigjährige amerikanische Touristin, die ihre Handtasche neben sich auf einen Stuhl gelegt hatte. Die Frau stand auf und ging zur Toilette. Die Handtasche blieb liegen. Andreas Baader blickte Mahler an und sagte: »Horst, jetzt bringst du es.« Und der Anwalt »brachte« es. Er schaffte die Tasche beiseite, griff Geld und Papiere und stellte die Handtasche zurück. Bleich geworden, verließ er das Lokal. Die anderen blieben noch einen Moment sitzen und amüsierten sich.

26. Waffensuche auf dem Friedhof
    Die erste Waffenbeschaffungsaktion war gescheitert, aber Horst Mahler erschloß eine neue Quelle. Der ahnungslose Anwalt erklärte, sein alter Bekannter Peter Urbach könne die notwendigen Waffen besorgen. Auf einem Friedhof in Buckow habe Urbach eine Kiste mit Pistolen aus dem Zweiten Weltkrieg vergraben, rostfrei und gut verpackt. Baader sprang darauf an. Am Nollendorfplatz fand das erste Treffen mit dem Verfassungsschutzagenten statt. Dann fuhren Baader, Mahler und ein paar andere zusammen mit Urbach zum Friedhof. Der V-Mann deutete die Stelle an, wo die Waffen vergraben sein sollten. Doch trotz der nächtlichen Stunde war die Luft nicht rein. Einige späte Passanten verhinderten die Grabungsaktion.
    Am Nachmittag des nächsten Tages fuhr Andreas Baader mit stark überhöhter Geschwindigkeit durch Kreuzberg. Plötzlich merkte er, daß er von einem Polizeiwagen verfolgt wurde, den er aber abschütteln konnte. Seine Autonummer wurde allerdings notiert.
    Abends wurde erörtert, welches Fazit aus der vergeblichen Buddelei auf dem Friedhof zu ziehen sei. Man überlegte hin und her, ob Urbach wohl bloß angegeben habe; daß er ein Spitzel sein könnte, wurde noch nicht ernsthaft erwogen. Ihm solle noch eine Chance gegeben werden.
    Einige Tage später trafen sie sich spät in der Nacht zum zweiten Mal mit dem Verfassungsschutzagenten. Urbach hatte, wie schon bei der ersten Grabungsaktion, die notwendigen Gerätschaften, wie Spaten und Hacken, mitgebracht.
    Urbach deutete auf einen kleinen Erdwall. Dann begannen Baader und er zu graben, während einer mit einem Luftgewehr in der Hand Wache stand. Nach einer knappen halben Stunde stellte sich heraus, daß die Mühe vergebens war. Waffen waren, hier jedenfalls, nicht vergraben. Urbach konnte sich die Sache nicht erklären. Da müsse wohl jemand anders schon vor ihnen gegraben haben, versuchte er sich herauszureden. Die Truppe machte sich auf den Weg nach Hause.
    Mahler und Urbach stiegen zusammen in einen Wagen und fuhren vor, Baader und die anderen in einem zweiten Auto hinterher. Gegen 3 . 15 Uhr stoppte ein Streifenwagen der Polizei auf der Waltersdorfer Chaussee das Fahrzeug. Die Polizisten verhielten sich wie bei einer normalen Verkehrskontrolle. In Wahrheit war die Festnahme durch einen Einsatzbefehl der Polizeifunkzentrale angeordnet worden. Urbach hatte eine Falle gestellt.
    »Zeigen Sie bitte Ihre Papiere«, sagte der Polizist zu Baader. »Haben Sie Alkohol getrunken?« Baader verneinte. Der Beamte blätterte in Baaders Papieren, Führerschein und Personalausweis auf den Namen Peter C., geboren am 14 . Juni 1934 in Berlin. »Wo wohnen Sie denn?«
    »Rom, Via Addia  4 «, sagte Baader.
    »Verheiratet sind Sie auch?« fragte der Beamte.
    Baader nickte. »Wie viele Kinder haben Sie denn?«
    Baader mußte passen. Zwar war die Zahl seiner Kinder im Ausweis eingetragen, Baader aber hatte offenbar nie nachgesehen.
    Der Polizeibeamte forderte die Fahrzeuginsassen auf, zur Identitätsüberprüfung mit auf die Wache zu kommen.
    Als einziger blieb Baader in Polizeigewahrsam. Die anderen konnten wieder gehen. Mahler und Urbach hatten die Festnahmeaktion aus einer Nebenstraße heraus beobachtet. Der Verfassungsschutzagent nahm Mahler noch mit in die Stadt und setzte ihn dort ab.
     
    Am Vormittag des 4 . April 1970 , kurz nach 9 . 00 Uhr, rief Horst Mahler beim Polizeirevier 221 an: »In den heutigen Morgenstunden ist doch von Ihrer Dienststelle Herr Baader festgenommen worden«, erklärte der Anwalt dem Beamten. »Können Sie mir bitte sagen, wo er sich zur Zeit befindet und ob ich ihn dort sprechen kann?«
    Darauf hatte der Beamte gerade gewartet, denn bis zu diesem Zeitpunkt war Baader noch

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