Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
Vom Netzwerk:
immer abgelehnt, sich mit diesen wissenschaftlichen Details zu befassen. Er legte die Hand auf Sniders Unterarm und fuhr selbst mit der Erklärung fort.
    »Die Chromosomen bestehen aus einer Vielzahl von Faserschleifen, die wiederum Proteine enthalten. So genannte Histone. Um diese Histone wickelt sich der DNA-Strang genau zweieinhalb Mal. Unter dem Mikroskop sind die Histone wie Perlen auf einer Schnur zu erkennen. Histone und DNA-Faden sind das Nukleosom, die Grundeinheit des Chromosoms.«
    »Diese hoch organisierte Struktur macht es überhaupt erst möglich, den langen DNA-Strang in einem so kleinen Zellkern unterzubringen.« Snider lachte bewundernd auf. »Die Gene sind nichts anderes als Informationseinheiten auf dem DNA-Strang, so wie Wörter in einem Satz. Diese Informationen liegen in
    Form der Basenpaare vor. Jedes Gen hat eine bestimmte Position auf dem DNA-Strang, eine individuelle Struktur und Funktion. Es ist wie ein Code.«
    »Habe ich verstanden – weiter.« Zoe Purcell musterte die beiden Männer geringschätzig.
    »Ein Gen wiederum besteht aus codierten Abschnitten, den so genannten Exons. Die Abschnitte, die keine Informationen enthalten, nennt man Introns. Interessant ist: Die Mehrzahl der Basenpaare beim Menschen entfällt auf nicht codierte Bereiche.« Ned Baker sah Zoe Purcell zweifelnd an. Verstand sie es wirklich?
    »Die Gene auf den verschiedenen Strangabschnitten trennen sich durch leere Bereiche und vorgeschaltete regulatorische DNASequenzen, die den Genen ihre Aufgaben zuweisen. So viel zum Thema komplexer Strukturen«, ergänzte Snider mürrisch.
    »Auch das habe ich verstanden«, sagte Zoe Purcell nach einer Weile. »Dauert es noch lange?«
    Jasmin hatte das nach dem Zentrifugieren am Boden des Reagenzglases abgesetzte Zellsediment von der Nährlösung getrennt und in eine hypoosmotische Kaliumchloridlösung gegeben, in der die Zellkultur etwa zwanzig Minuten inkubieren musste.
    »Das Langwierigste haben wir mit der erfolgten Zellteilung schon hinter uns«, sagte Jasmin kalt und bewusst herablassend. Die Frau widerte sie von Sekunde zu Sekunde mehr an. Ihre Körpersprache war überheblich, ungeduldig, herrisch. »Man kann Chromosomen nur in der Zellteilung analysieren.«
    »Dann will ich es jetzt aber genau wissen.« Zoe Purcell musterte Jasmin rachsüchtig.
    »Sie meint, wir haben die Mitose bereits hinter uns«, griff Ned Baker ein, der die sich aufbauende Spannung zwischen den Frauen registrierte. »Erst wachsen die Zellen, dann findet die DNA-Verdopplung statt, danach wachsen und stabilisieren sie
    sich, und erst dann beginnt die Mitose. Dabei teilt sich die Zelle, und aus der zuvor verdoppelten Information in der Zelle wird eine neue, identische zweite Zelle.«
    »Verstanden«, murmelte Zoe Purcell, ihren düsteren Blick immer noch auf Jasmin gerichtet. »Was passiert in der Mitose?«
    »In der Mitose setzt die Spindelfaser die Zellteilung um. Sie besteht aus Tausenden von Proteinfasern und garantiert mit genialer Präzision die Weitergabe der Informationen der einen Zelle an die Chromosomen der neu geschaffenen Tochterzelle. Erst wenn das geschehen ist, sind die Chromosomen in der so genannten Äquatorialebene angeordnet und können nach Größe und Form unter dem Lichtmikroskop unterschieden werden. So komplex ist das«, murmelte Snider.
    Jasmin zentrifugierte erneut, bis sie ein Zellsediment der nächsten Stufe gewonnen hatte. Dieses Zellsediment vermischte sie mit einer Fixierlösung aus Methylalkohol und Eisessig im Verhältnis drei zu eins und zentrifugierte dieses wieder, um nun endlich das Zellsediment mit einer Pipette auf einen Objektträger zu tropfen.
    »Ich übernehme«, sagte Snider, als Jasmin den nächsten Schritt angehen wollte. Snider erhitzte das Präparat kurz und färbte es in einer Farbkuvette mit Fluoreszenzfarbstoff ein.
    »Das Verfahren der Vielfarb-Chromosomenidentifizierung basiert auf der Tatsache, dass bestimmte Eiweiße als Sonden die DNA schneiden und die DNA mit Fluoreszenz farblich gekennzeichnet werden können.« Ned Baker erklärte seiner Chefin die Schritte, die Snider mit absoluter Konzentration durchführte. »Dabei werden die individuellen Unterschiede in den DNASequenzen der einzelnen Chromosomen ausgenutzt und hierüber identifiziert.«
    Ned Baker verstummte, als Snider den Objektträger unter das Mikroskop schob.
    Zunächst untersuchte Snider im Mikroskop bei 100facher Vergrößerung die präparierten Metaphasen und filterte diejenigen

Weitere Kostenlose Bücher