Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
Vom Netzwerk:
heraus, die bereits bei dieser Vergrößerung erkennen ließen, dass sie aufgrund von Fehlern in der Präparation zur weiteren Analyse offensichtlich nicht taugten.
    Seine Erfahrung sagte ihm, dass er etwa zehn Zellen untersuchen musste, um ein gesichertes Ergebnis zu erhalten. Aber bei komplexen Fragestellungen und Untersuchungen von besonderen Abschnitten auf einzelnen Chromosomen hatte er auch schon mehr als einhundert Metaphasen in einer Analyse verbraucht, bevor er am Ziel gewesen war.
    Snider arbeitete mit einem Epifluoreszenz-Mikroskop und zeichnete die Ergebnisse mit einer angeschlossenen Kamera auf, die die Bilder auf einen Bildschirm warf.
    »Wie werden sie unterschieden?« Zoe Purcell musterte den krummen Rücken von Snider.
    »Chromosomen des Menschen lassen sich in der Teilungsphase mikroskopisch anhand bestimmter Merkmale unterscheiden. Jedes Chromosom hat in dieser Phase eine individuelle Struktur. Sehen Sie.« Baker deutete auf den Bildschirm. »Zunächst einmal sind Chromosomen nicht gleich groß. Beispielsweise ist das Y-Chromosom ein auffällig kleines Chromosom.«
    »Habe ich es doch immer gewusst!« Zoe Purcell kicherte böse. »Männer. Kleineres Geschlechtschromosom, kleineres Gehirn, geringere Intelligenz…«
    Ned Baker deutete auf eine Stelle des Bildschirms. »Sehen Sie. Chromosomen besitzen zudem jeweils lange und kurze Arme. Verbunden werden diese Arme durch den Centromer, der das Chromosom an einer bestimmten Stelle zusammenschnürt wie das Korsett die Taille einer Frau. Das Centromer ist die Stelle, an der bei der Zellteilung die Spindelfaser zur Chromosomenteilung ansetzt. Da das Centromer jedes Chromosom an einer anderen Stelle zusammenschnürt, ist dies ein weiteres Unterscheidungsmerkmal.«
    Snider sah sich mittlerweile die ausgewählten Zellen bei 1250facher Vergrößerung an. Die Chromosomen bildeten unter dem Mikroskop eine stäbchenförmige Struktur und waren bereits gut erkennbar.
    Er steigerte die Vergrößerung auf das 3000fache.
    »Schön, sehr schön«, knurrte Baker, als die Hell-Dunkel-Bandenmuster auf den einzelnen Chromosomen aufgrund der Färbung auch auf dem Bildschirm erkennbar wurden.
    Die Chromosomen waren immer noch ein ungeordneter Haufen unter dem Mikroskop. Baker hatte die Bandenmuster der einzelnen Chromosomen nicht im Kopf, aber er erkannte allein schon aufgrund der geringen Größe das Chromosomenpaar 22 mit seinem verdickten Anhängsel am kurzen Arm und die Chromosomen 1 und 2 anhand ihrer Größe.
    »Erste Hürde genommen. Mensch, eindeutig Mensch!«, sagte Snider lauernd. »Keine hundertdreizehn Chromosomen. Kein Saurierwassermolch mit Riesenknochen.«
    »Nun machen Sie schon! Wir wollen hier nicht festwachsen!«
    Baker ahnte es, bevor er es sah. Mit dem auf dem Objektträger fixierten und zerplatzten Zellkern stimmte etwas nicht. Er suchte das Bild ab.
    Als er die Abweichung entdeckte, fiel er in seinen Stuhl zurück. »Ist es genau so wie an jenem Abend…?«, fragte er.
    »Genau so«, murmelte Snider.
    »Sollten wir das Karyotyp des Chromosomensatzes nicht durch den Computer analysieren lassen? Um sicherzugehen?«
    Snider setzte sich wortlos an die Tastatur und gab eine Reihe von Befehlen ein. Auf einem weiteren Bildschirm erschien das Ergebnis einer Computeranalyse. »Das ist die Computeranalyse von Donnerstagnacht. Es ist identisch.«
    »Chromosomenaberration«, murmelte Ned Baker. »Trisomie.«
    »Was heißt das?«, fragte Zoe Purcell unruhig.
    »Eine Chromosomenabweichung«, erklärte er nachdenklich. »Aber das ist zunächst nicht wirklich ungewöhnlich. Numerische Genommutationen kommen bei einem von einhundertsechzig Neugeborenen vor. Trisomie macht dabei den Hauptanteil aus.«
    »Die häufigsten Trisomien betreffen die Chromosomen 21, 18 und 13. Sie machen krank.« Snider wartete einen Moment, bevor er fortfuhr. »Eins von sechshundertfünfzig Neugeborenen leidet unter dem Down-Syndrom, ausgelöst durch die Trisomie auf Chromosom 21. Die Folge sind verzögerte motorische Entwicklung und Intelligenzminderung, häufig angeborene Herzfehler und Anfälligkeit für Infektionen. Betroffen sind insbesondere Mütter über fünfundvierzig.«
    »Noch schlimmer ist das Edwards-Syndrom aufgrund der Trisomie auf den Chromosomen 18 und 13«, sagte Jasmin. »Die Hälfte der Betroffenen stirbt bereits im ersten Vierteljahr, die Häufigkeit liegt wohl bei eins zu fünftausend.«
    »Aber das hier ist eine andere Trisomie.« Snider richtete sich auf, sein Körper

Weitere Kostenlose Bücher