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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Grund gewesen, dass die Meldung weitergegeben worden und irgendwann beim französischen Begleitschutz gelandet war. Calvi war informiert worden, hatte mit dem Mönch telefoniert und veranlasst, dass er hierhergebracht wurde.
    Als die Tür aufging, wurde der Verdacht des Papstes Gewissheit.
    Bruder Hieronymus fiel auf die Knie.
    »Heiliger Vater, ich habe alles getan, was in meiner Macht stand. Ich habe versucht, Eure Heiligkeit anzurufen, aber Rom hat mich nicht ernst genommen. Ich danke Gott, dass Sie jetzt doch noch gekommen sind. Ich bin zu gering für diese Prüfung.«
    Der Papst packte den Mönch an den Schultern und zog ihn hoch.
    »Setzen Sie sich.«
    Sie setzten sich an den Tisch, und Hieronymus stellte im Stillen fest, dass der Papst genau den Stuhl wählte, auf dem Hank Thornten gesessen hatte.
    »Erzählen Sie mir alles!«, sagte der Papst und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    Hieronymus sprach stockend, verhaspelte sich immer wieder in Details und senkte schuldbeladen den Kopf, als er endete.
    »Und es ist kein Irrtum möglich?«
    Hieronymus schüttelte den Kopf.
    »Ich habe versucht, der Prüfung zu entgehen.«
    »Gott lenkt unsere Wege, nicht wir«, antwortete der Papst. »Erinnern Sie sich an meine Worte, als Sie um Entbindung von Ihren Pflichten gebeten haben? Das war, als Marvin das erste Mal im Vatikan erschien und von den Tafeln berichtete. Wir beide wussten, dass die Zeit der Prüfung gekommen war. Wie konnten Sie annehmen, durch Ihren Rückzug ins Kloster Gottes Willen zu entgehen? Sie haben die Tafel im Archäologischen Archiv gefunden. Gott hatte Sie auserwählt. Nehmen Sie die Prüfung endlich an – so wie ich!«
    »Ich bin ihr nicht gewachsen! Ich habe versucht, einem anderen die Entscheidung aufzubürden.« Hieronymus senkte den Kopf.
    »Das brauchten Sie nicht. Bruder Hieronymus! Diese Bürde hat Gott mir aufgeladen. Die Zeit ist nah. Ich spüre es.« Der Papst fuhr sich müde durch das Gesicht. »Aber sagen Sie mir, ist es wirklich…«
    Hieronymus nickte zitternd. »Ich habe es gesehen. Sie haben es an Mäusen ausprobiert.«
    »Dann hat Marvin also die Wahrheit gesagt.«
    Hieronymus sah überrascht auf.
    »Ja, ja, er ist auch hier. Gott hat ihn benutzt, um mir den Weg hierher zu weisen.«
    »Aber Gott scheint uns verlassen zu haben! Sie sind damit geflohen!«
    »Sie vertrauen Gott zu wenig!«, zischte der Papst. »Es ist noch nicht zu Ende.« Er spürte plötzlich wieder diese seltsame Leere in seinem Kopf. »Wenn wir sie erreichen könnten…«
    Hieronymus starrte den Papst unsicher an. Dann plötzlich kam ihm ein Gedanke.
    Der Papst hörte nichts mehr, so stark und heftig überfiel ihn die Vision.

    Es begann wie immer – und doch war es diesmal anders.
    Zuerst sah er den Hirtenstab. Diesmal war es ein Baculus pastoralis, aber auch wieder ohne glänzenden goldenen Überzug, ohne Elfenbeinschnitzereien und ohne den typischen Schneckenkopf des Bischofsstabes.
    Der Hirtenstab war gerade, aus glattem Metall und glänzte silbrig.
    Auf die Erde gestellt, würde er einem mittelgroßen Träger bis zur Stirn reichen. Er lief unten in einer Metallspitze aus.
    Der fünfte Teil des Stabes am oberen Ende war ein kunstvoll geschnitztes Kreuz, das den gekreuzigten Jesus Christus abbildete.
    Dann sah er den Mann, der den Stab in der Hand hielt.
    Der Mann trug ein helles Scheitelkäppchen aus Moiréseide, eine weiße Soutane mit dreiunddreißig Knöpfen und Brustkreuz
    und die roten Lederschuhe, wie sie bereits die römischen Kaiser getragen hatten.
    Die Gesichtshaut war rosig und die Haare schlohweiß. Der Mann war weit über siebzig, das Gesicht war freundlich und die Gestalt schmal. Am rechten Ringfinger trug der Mann den goldenen Fischerring mit dem Ebenbild des Kirchengründers Petri und den Namenszug Benedikt.
    Er sah sich selbst.
    Das Bild erweiterte sich, und er sah die Schafherde. Wie immer.
    Die Tiere standen nicht dicht beieinander, sondern grasten auf der Suche nach saftigem Futter in Gruppen oder versprengt in dem hügeligen Felsgebiet.
    Seine linke Hand hielt den Stab dicht unter der Schnitzerei mit dem Kreuz, die metallene Spitze fest in den Boden gestemmt.
    Er stand auf einem kleinen Felsvorsprung oberhalb der Herde mit gutem Überblick über das Gelände. Trotzdem sah er nicht alle seine Tiere, denn große Felsbrocken im Gelände versperrten ihm die Sicht.
    Er hörte den Flügelschlag. Kraftvoll, mächtig, nicht hektisch, sondern ruhig und entschlossen. Wie immer.
    Sein Ebenbild

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