Der Babylon Code
lang ?«
»Da!«, rief Dufour, als sie am Hafen von Cannes das Congress-Zentrum passierten. Kurze Zeit begleitete sie der Sandstrand, dann brachen sich die Meereswellen an zerklüfteten Felsen. Rechts der Küstenstraße wuchs das rötliche
Massif de l’Esterel
empor.
»Sagen Sie mir, was Sie vorhaben?«, bat Dufour plötzlich mit fester Stimme. »Ich helfe Ihnen.«
Chris warf einen kurzen Seitenblick auf Dufour. »Kann ich Ihnen wirklich trauen? Sie wechseln schon wieder die Seiten. Erst Wissenschaftler, dann Knecht geldgieriger Profiteure und schließlich Vollstrecker eines dogmatischen Priesters. Und jetzt?«
Dufour griff sich an die Nase, dann fuhr er mit der Hand über sein Kinn, ehe er antwortete. »Zurück zur wahren Wissenschaft. Zu dem, was Wissenschaft bedeutet: forschen, Erkenntnis und helfen, den Menschen helfen. Zu dem, was mich ursprünglich getrieben hat, meinen Weg einzuschlagen. Würde Ihnen so ein Beweis genügen?«
»Wie könnte der aussehen?«
»Der Junge. Mattias. Die Testreihe, an der er teilnehmen sollte, schien seine letzte Überlebenschance.«
»Und diese Hoffnung gibt es nun auch nicht mehr.«
»Ja. Aber es gibt andere Testreihen, die sich mit Leberschäden beschäftigen. Erfolgreich. Ich habe in den letzten Tagen über eine Methode recherchiert, die ich auch sehr interessant finde, die aber in unserem Konzern nicht untersucht wurde.« Dufours
Gesicht war ernst und voll konzentriert, als Chris erneut zu ihm sah.
»In Süddeutschland gibt es ein kleines BioTech-Unternehmen, das die Idee eines findigen Arztes weiterentwickelt. Dabei werden in die erkrankte Leber über einen Katheter gesunde, lebende Leberzellen eingebracht, die sich dort vermehren und so die lebensnotwendigen Funktionen wiederherstellen. Die Leberzellen stammen aus Spenderorganen, die für Transplantationen nicht geeignet sind. Der große Vorteil des Verfahrens ist, dass so mehrere Patienten von einem Spenderorgan profitieren.«
»Das soll ich glauben?«, fragte Chris.
»Es leuchtet Ihnen doch sicherlich ein, dass wir beobachten, was andere Forscher tun, oder? Doch da es um viel Geld geht, hält natürlich jeder seine Ergebnisse unter Verschluss, bis er sich seiner Ergebnisse sicher ist und Patente angemeldet hat. Jedenfalls scheint es bei dieser Methode echte Fortschritte zu geben. Mehrere Todeskandidaten, darunter eine Frau mit einer ansonsten absolut tödlich verlaufenden Pilzvergiftung, sollen so gerettet worden sein.«
Chris schwieg lange.
»Sie wissen, was Sie da sagen?«
»Dass es Hoffnung gibt, weil die Wissenschaft forscht und entdeckt.«
»Wird es Mattias helfen?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich weiß zu wenig Details.«
Chris nickte nachdenklich.
»Falsche Hoffnungen zu wecken ist jetzt sicherlich nicht der richtige Weg.«
»Wenn das alles hier vorbei ist, dann sollten Sie…« Dufour brach ab, schwieg und räusperte sich nach einer Weile. »Nun, mein Hinweis scheint Ihnen kein ausreichender Beweis zu sein.«
»Was?« Chris kroch aus dem Gedankental, in das ihn Dufour gestoßen hatte. »Ach so. Was ich vorhabe – ich will jemanden
treffen. Und das muss vorbereitet sein. Dies alles hier ist nur ein kleiner Teil in einem viel größeren Spiel. Ich will den Grund für dieses ganze Theater wissen!«
»Den wird Ihnen keiner sagen können.«
»Sie täuschen sich.«
»Wer sollte das denn sein?«
Chris dachte an Fontainebleau, an Ponti und an Marvins Fragen.
»Der Papst.«
Kapitel 41
Sophia Antipolis nahe Cannes
Nacht von Dienstag auf Mittwoch
Papst Benedikt schlug nervös die Fingerknöchel gegen die Lippen. Hier im Forschungszentrum des Pharmakonzerns, so hatte Marvin gesagt, würde er das finden, dem er nachjagte.
Aber der Stall war leer. Trotz der Hubschrauber waren sie zu spät gekommen. Calvi hatte ihm von zwei Leichen berichtet und zum sofortigen Abzug geraten.
Doch vor wenigen Minuten war ein Mönch von der Gendarmerie am Eingang abgesetzt worden. Bruder Hieronymus! Konnte das sein?
Der Mönch war vor Stunden von hier entführt und gefesselt an der Autobahn nach Nizza liegen gelassen worden. Ein spanischer Tourist hatte ihn bei einer kurzen Pause entdeckt und den scheinbar verwirrten Priester, der immer wieder vom Papst in Rom sprach, zur nächsten Polizeistation gebracht.
Auch dort hatte der Priester ständig von seltsamen Vorgängen in Sophia Antipolis in der Klinik von
Tysabi
erzählt und verlangt, er müsse unbedingt den Papst sprechen.
Die Achtung vor dem Priester war der
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