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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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machen!«
    Thornten sah wütend hoch. »Andrew, habe ich richtig gehört?«
    »Er hat gesagt, er will das nicht.«
    Hank Thornten sah seinem CEO in die Augen.
    »Andrew, du hörst schwer, was? Halte ihn fest!«
    Die Augen der beiden trafen sich. Nach einigen Sekunden schlug Folsom die Augen nieder und kniete über dem Kopf des Jungen.
    Anna schlug um sich, bäumte sich auf, bog ihren Körper in der Umklammerung wie ein Schlangenmensch. Sie biss, kratzte,
    spuckte ihren Peiniger an. Aus ihrer Kehle drangen Töne urzeitlicher Verzweiflung.
    Nichts half.
    Thornten hielt die Spritze vor seine Augen, drückte den Kolben, und ein Tropfen sammelte sich an der Nadelspitze.
    »Nein!« Chris ballte hilflos die Fäuste. Der Waffenlauf vor ihm zielte auf seine Nasenwurzel.
    Mattias schrie verzweifelt und wand sich unter den Händen Folsoms, der seine schmächtigen Schultern niederdrückte. Anna und Jasmin kreischten immer wieder Mattias’ Namen.
    Hank Thornten tastete den Arm des Jungen ab, dann setzte er die Spitze der Spritze auf die Haut.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und vier Gestalten in weiten weißen Baumwollgewändern betraten die Kapelle. Ihre Köpfe waren unter Kapuzen verborgen.

Kapitel 44
    Massif des Maures in Südfrankreich
Nacht von Dienstag auf Mittwoch
    Zuerst sah er den Krummstab. Er dachte sofort an einen Baculus pastoralis. Aber dieser war anders. Er war einfach, ohne den glänzenden goldenen Überzug, ohne Elfenbeinschnitzereien und ohne den typischen Schneckenkopf des Bischofsstabes.
    Er war gerade, aber nicht so gerade wie ein mit modernen Werkzeugen gefertigter Krummstab. Der Stab war glatt, seltsam glatt. Ganz besonders oben, kurz bevor die Krümmung begann.
    An der Stelle, wo die Hand ihn immer griff, millionenfach, war die Fläche so glatt wie bei einem geschliffenen Diamanten. Einem schwarzen Diamanten. Denn der Schmutz der Hände hatte den Stab dort schwarz werden lassen.
    Es konnte kein Bischofsstab sein. Die Hände eines Bischofs waren nicht schmutzig.
    Ansonsten war der Stab dunkelgrau eingefärbt von Licht und Regen und knochentrocken.
    Die Rundung des Stabes verbreiterte sich oben zu einer paddelförmigen Schaufel, mit der der Hirte bei Wassermangel den Boden bis zum Grundwasserspiegel aufgraben konnte, um seine Herde zu tränken.
    Dann sah er den Mann. Er hatte ihn schon gut zwei Dutzend Male gesehen. Oder noch häufiger?
    Der Mann war mittelgroß und trug dünnes, helles Tuch, gewoben aus der Wolle der Tiere. Goldgewirkte Verzierungen glänzten in der Sonne. Seine Schuhe waren aus trockenem Schilf
    kunstvoll geflochten, und auf dem Kopf trug der Mann ein einfaches Tuch.
    Das Gesicht des Mannes war kräftig wie seine Gestalt auch. Entbehrung und körperliche Anstrengung machten ihm nichts aus, seine kräftigen Armmuskeln zuckten kraftvoll bei jeder Bewegung. Die Gesichtshaut war von der Sonne ledern gegerbt und dunkel getönt, und es war unmöglich, das Alter des Mannes zu schätzen.
    Das Bild erweiterte sich, und er sah die Schafherde. Wie immer.
    Die Schafe und Widder grasten nach saftigem Futter. Der Hirte hatte eine gute Stelle ausgesucht. Der sandige Grund war mit saftigem Grün bedeckt, und Bewässerungsgräben durchzogen die Weide.
    Der Hirte lehnte auf dem Krummstab, das Gewicht seines Oberkörpers mit den Händen auf dem geraden Ende des Stabes abfangend, das runde Ende schräg nach vorn auf den Boden gestemmt. Sein Standpunkt war mitten in der Herde.
    Kraftvoll und entschlossen griff der Feind an. Wie immer. Eben noch ein Punkt am Himmel, warerplötzlich mächtig groß. Die tödlichen Krallen waren starr nach vorn gerichtet. Übergroß sah er den Schnabel und die gierigen Augen des todbringenden Jägers.
    Mit der Schaufel seines Krummstabes schleuderte der Hirte einen Stein, dann noch einen und noch einen.
    Doch der Adler wich den Steinen mit leichten Schaukelbewegungen aus, und seine Krallen bohrten sich tief in das Fleisch des Lamms.
    Der Adler überschlug sich, riss das Lamm mit zu Boden. Der Adler kämpfte mit langsamen und kraftvollen Flügelschlägen gegen das Gewicht zwischen seinen Krallen an, hob ab, sackte wieder zu Boden.
    Der Mann schleuderte weitere Steine, und die Hunde hetzten auf den Adler zu. Mit wütendem Pfeifen und heftigem Flügelschlag erhob sich der Räuber in die Luft, die Beute am Boden zurücklassend.
    Der Hirte eilte zum gerissenen Tier und tastete die Wunden ab. Seine Hände waren blutverschmiert, und die Hunde schnüffelten aufgeregt an den

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