Der Babylon Code
befindest dich hier in einem Haus des Herrn. Schwöre bei Gott, dass du Frieden hältst, dann können die Männer ihre
Waffen einstecken. Die haben in einem Gotteshaus überhaupt nichts zu suchen.«
Sie wandte den Kopf wieder zu Thornten.
»Ist er ein gefährlicher Dieb? Warum die Waffen?«
»Nun – er ist verantwortlich für den Unfall. Er hat gestohlen und schreckt vor nichts zurück.«
»Er lügt!«, rief Anna. »
Er
ist der Verbrecher.«
»Mama, Mama!« Mattias rief mit schwacher Stimme und richtete den Oberkörper auf. Folsom presste ihm die Hände auf die schmalen Schultern. Mattias sackte unter dem Druck schluchzend zusammen.
Die Nonne schien zu wachsen. Ihr Kopf reckte sich steif empor. Chris sah, wie ihre linke Hand ein Zeichen formte und die anderen Nonnen ebenfalls vortraten.
»Menschen, die mit Waffen vor den Altar Christi treten, traue ich nicht.« Die Vikarin drückte die zwei Stühle vor sich zur Seite und ging auf Thornten zu.
»Bleiben Sie stehen – das geht Sie nichts an!« Thorntens Gesicht gefror zu einer eisigen Maske. Da die Nonne weiter auf ihn zukam, brüllte er: »Sullivan!«
Der Sicherheitschef trat durch die Gittertür aus dem anderen Raumteil der Kapelle, wo er die ganze Zeit abwartend gestanden hatte.
»Ja?«
»Halten Sie sie auf!«
»Wie?«
»Tun Sie es einfach!«
»Ich kann es nicht!« Sullivan stand hilflos da.
Die Nonne stand dicht vor Thornten und hielt die Hand auf. Thornten schüttelte den Kopf.
»Sie glauben doch nicht im Ernst…«
»Es reicht wirklich«, sagte Zoe Purcell neben Thornten und drückte ihre Hände gegen die Brust der Nonne.
Ihre Augen trafen sich für nur eine Sekunde. Zoe Purcell
sträubten sich die Haare. Sie hatte noch nie so harte und mitleidslose Blicke gesehen. Erschrocken zog sie die Hände zurück und wich mit gesenktem Blick nach hinten.
»Hank – vielleicht…«
Die anderen drei Nonnen traten vor und drängten sich an Thornten und Zoe Purcell vorbei zur Liege. Dort drehten sie sich um und bildeten eine Mauer.
»Glauben Sie nicht, dass wir uns erschrecken lassen. Wir wissen: Der Herr ist mit uns, sein Wille geschieht.« Die Vikarin schob sich noch näher an Thornten heran. Fast berührten sich ihre Körper.
Thornten hielt den Arm mit der Spritze hoch. Als er die kraftvolle Hand der Nonne an seinem Handgelenk spürte, brüllte er los.
Die Wachen vor Chris hatten schon längst die Köpfe gedreht und sahen sich unsicher an, als der Chairman schrie. Dann sprang einer los und prallte von hinten gegen die Nonne, die immer noch Thorntens Handgelenk umklammerte.
Chris riss seine Hand nach oben. Seine Handkante traf den ungeschützten Hals des anderen Schergen. Der Körper erschlaffte und knickte ein. Chris’ Hand stieß nach unten und riss ihm die Waffe aus der Hand.
Thornten stand immer noch mit erhobenem Arm da. Die Spritze in seiner Hand zitterte. Er spürte den weichen Körper der Nonne, die gegen ihn fiel, und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Thornten kippte und schrie nach Sullivan, während Zoe Purcell zitternd neben Folsom am Kopf der Liege stand.
Die Hand der Nonne umklammerte weiter Thorntens Handgelenk. Zusammen stürzten sie zu Boden, der Wachmann obenauf. Sullivan sprang von der Gittertür weg und beugte sich über das Menschenknäuel, griff nach Thorntens ausgestrecktem Arm mit der Spritze.
Die anderen Nonnen bildeten eine Front gegen die Männer, die Jasmin und Anna bewachten und nach vorne drängten. Anna
hinter ihnen war aufgesprungen und drängelte sich an allen vorbei zur Liege, zog Mattias nach oben und hob ihn hoch.
Chris sprang zu Sullivan und drosch ihm den Waffenlauf über den Kopf. Der Sicherheitschef sackte zur Seite weg und fiel neben Thornten auf den Boden.
Anna wandte sich mit Mattias auf dem Arm zur Flucht. Zoe Purcell löste sich aus ihrer Erstarrung und griff ihr in die Haare. Anna bog den Kopf weit nach hinten, während ihre Hände den schmächtigen Jungenkörper wie auf einem Tablett nach vorn streckten.
Mattias’ Körper rutschte in Chris’ Arme, und Anna stürzte unter Purcells brutalem Griff nach hinten. Chris wirbelte herum und sprang zur Gittertür, hetzte in den anderen Teil der Kapelle.
Er sah über die Schulter, seine Augen suchten Jasmin.
Ich hol euch hier raus…
Der Jungenkörper in seinen Armen war seltsam leicht, das Gesicht voller Tränen. Chris hetzte die kleine Treppe hinauf.
Er trat die Holzbank zur Seite und schlüpfte in den Gang.
Hinter ihm schrie Jasmin
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