Der Babylon Code
den Ausweg fand. ». . . aber das hier spielt keine Rolle mehr. Drei Mäuse sind verschwunden. Und die Mäuse tragen das Chromosom in sich.«
»Sie sind ein ahnungsloser Dummkopf!«, schrie Thornten dazwischen. »Diese Tiere haben vielleicht ein sehr langes Leben vor sich, falls sie nicht irgendwelchen Räubern zum Opfer fallen. Aber sie können ihre Fähigkeit nicht vererben. Ihre Stammzellen sind nicht verändert!«
Marvin lachte. »Sehen Sie, Zarrenthin, es hat sich nichts geändert.«
»Gib sie ihm endlich!« Jasmins Augen funkelten tückisch. »Gib sie ihm!«
»Nehmen Sie die Probe. Dem Jungen darf nichts passieren«, murmelte Chris und hielt dem Papst die Probe hin. Der Papst griff entschlossen zu.
»Ihr Idioten!« Hank Thornten zwang die Vikarin vor sich auf die Knie und setzte ihr den Lauf der Waffe auf den Hinterkopf.
»Es wird nichts ändern. Sie haben verloren.« Marvin lachte ihn aus. »Stehen bleiben!«
Anna hatte nach dem Sturz schweigend auf dem Boden gesessen. Sie war aufgestanden und ging nun Schritt für Schritt auf Marvin und Barry zu.
»Bleiben Sie stehen!«, brüllte Marvin erneut.
Anna achtete nicht auf sein Geschrei. Der faustgroße Stein in ihrer Hand war eine Quelle der Kraft. Ihr Arm bebte vor Spannung, und sie ging festen Schrittes auf Barry zu, der unsicher zu Marvin sah.
»Bleiben Sie stehen!« Marvins Waffenlauf schwenkte von Mattias zu Anna.
»Tu was!«, keuchte Jasmin zu Chris.
»Nicht schießen!«, rief der Papst.
Anna hob den Arm.
Chris griff in seinen Hosenbund, riss die Pistole heraus und zog den Abzug durch.
Annas Schlag traf Barry mitten auf die Stirn. Die Stirnplatte brach knirschend, und der Druck des nach innen stoßenden Knochens ließ ihn ohnmächtig werden.
Marvin blieb seltsam steif stehen, dann sackte sein Kopf auf die Brust. Mit den Fingern der linken Hand betastete er das Loch in seiner Brust. Schließlich brach er ächzend zusammen.
Anna ließ den Stein fallen und riss die Arme nach vorn. Sie fing ihren Sohn auf, der aus Barrys Armen glitt.
Thornten sprang auf den Papst zu. Trotignon und Calvi feuerten gleichzeitig. Aus Thorntens Brust schoss Blut, und über der Nasenwurzel klaffte ein zweites Loch. Zoe Purcell stieß schreiend die Vikarin um und drückte ab. Chris’ Schuss traf Zoe Purcell zu spät.
Der Chairman von
Tysabi
blieb kurz stehen, dann setzte er den rechten Fuß wie in Zeitlupe nach vorn. Seine Augen waren starr auf den Papst gerichtet. Er versuchte, sein linkes Bein nachzuziehen, aber die Kraft reichte nicht mehr.
Er schlug auf die rissigen Steinplatten, und seine Hand öffnete sich. Die Maus krabbelte aus seiner Hand und torkelte
benommen über den Boden. Dann verschwand sie hinter einem Stein.
»Hilfe ist angefordert. Aber es wird dauern.« Trotignon stand neben der Priorin, die auf den Steinen kniete und den Kopf der Vikarin in ihren Schoß hielt.
Der den Papst begleitende Arzt hatte getan, was er konnte. Er hatte die äußere Blutung des Bauchschusses gestoppt und der Vikarin eine schmerzstillende Spritze gegeben. Gegen die Blutungen im Körper der Vikarin war er machtlos.
Chris saß mit Jasmin wenige Meter entfernt. Anna hielt Mattias in den Armen und wiegte ihn sanft.
Chris starrte zur sterbenden Vikarin hinüber.
»Warum versucht er es nicht?« Chris dachte an den Mut der Nonne, mit der sie Mattias in der kleinen Kapelle geschützt hatte.
»Was?«
»Die Spritze. Wenn es bei der Maus gewirkt hat, vielleicht hat dann auch die Nonne eine Chance.« Er dachte an den Widersinn. Vor einer Stunde hatten sie versucht, die Injektion zu verhindern. Jetzt dachte er genau umgekehrt.
Jasmin schüttelte den Kopf. »Er denkt nicht einmal daran.«
»Wo ist er überhaupt?«
»Er betet in der Kapelle.«
»Wenigstens versuchen müssen wir es. Komm!«
Chris sprang auf und stapfte zusammen mit Jasmin an den Sicherheitsleuten vorbei in die Kapelle neben der Kirchenruine. Sie betraten einen mit einfachen Stühlen bestückten Vorraum und dann die eigentliche Kapelle, die nur den Bethlehem-Schwestern vorbehalten war.
Der hohe und schmale Raum war hell und asketisch gehalten,
und das einzige Mobiliar neben dem Altar war das buchefarbene Chorgestühl der Nonnen an den Seiten der Kapelle. Der Papst lag bäuchlings auf den Steinplatten vor dem Altar, seine Arme zur Seite ausgestreckt.
Hinter ihm kniete Hieronymus in gebührendem Abstand auf dem Boden.
Als sie die Kapelle betraten, drehte sich der Mönch um. Er hob abwehrend die Hand. Sie
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