Der Babylon Code

das ist.«
    Der Scania auf der Überholspur wurde noch langsamer. Die Haube des Mercedes war mittlerweile auf halber Höhe des Sattelschleppers, dessen Plane sich im Fahrtwind beulte.
    Der Renault-Truck war plötzlich dicht hinter ihnen. Chris sah auf den Tacho. Sie fuhren keine achtzig Stundenkilometer und wurden langsamer. Die Bremslichter des BMW leuchteten auf, Chris stieg ebenfalls auf die Bremse.
    »Verdammt!«, fluchte Forster, als er überrascht nach vorn kippte.
    »Sorry.«
    Chris starrte angestrengt nach draußen. Die Lücke für den BMW tat sich auf. Der Scania blieb zwar links auf gleicher Höhe, und hinter ihnen hing der Renault an ihrer Stoßstange, aber der Volvo zog davon und gab den Weg frei.
    Ein weiterer Lichtkegel tanzte heran, und Chris drehte den Kopf. Hinter ihnen türmte sich die Fahrerkabine des Renaults auf. Der neue Lichtschein kam von rechts. Plötzlich sah Chris ein Motorrad aus dem Schatten des Renault auftauchen. Noch ehe er verstand, was da passierte, brach das Lichtgewitter über sie herein.
    »Alte Sau!«, brüllte Chris.
    Der Renault direkt hinter ihnen blendete alles an Scheinwerfern auf, was er hatte. Helle Blitze durchzuckten den Innenraum des Mercedes. Das gleißende Licht brannte in Chris’ Augen, und er riss den Kopf nach vorn.
    Für einen Moment war alles schwarz.
    Das Motorrad machte einen Satz nach vorn und tauchte neben dem Mercedes auf.
    Chris starrte immer noch nach unten. Nur langsam löste sich die Watte in seinen Augen, und der Tacho bekam wieder feste Konturen.
    Sie wurden immer noch langsamer. In diesem Moment schrie Rizzi und griff mit der rechten Hand unter die Jacke.
    Das Glas der Scheibe zersplitterte. Rizzis Kopf wurde nach links geschleudert. Chris sah das Loch mit den zerfransten Rändern aus verbrannter Haut in Rizzis Stirn.

Kapitel 10
    Ostdeutschland
Nacht von Sonntag auf Montag
    Keith Broad fuchtelte wild mit seiner Walther-Pistole herum. Der Fahrer des Scania-Trucks befolgte seine Befehle nur widerwillig und starrte ihn an, als sei er Lebendfutter für einen Riesenalligator.
    Sie hatten die beiden Trucks auf einem Rastplatz gekapert, die Falle vorbereitet und dann gewartet, bis das Motorradteam sie über den sich nähernden Mercedes informiert hatte.
    Sein Freund Leo Arrow war besser dran. Der kannte sich im Gegensatz zu ihm mit Trucks aus und fuhr den Renault Kerax, der das hintere Ende der Falle bildete, selbst. Der Fahrer des Kerax lag verschnürt in der Koje, während er sich hier herumärgern musste.
    »Langsamer!«, brüllte Keith Broad. »Noch langsamer!«
    Er war noch nicht lange dabei und hochnervös. Es war sein zweiter Einsatz, und sein Teamleader Noel Bainbridge hatte ihn auf der Liste, weil er beim ersten Einsatz in L. A. nicht richtig zugeschlagen hatte.
    Sie hatten einem Professor, der gegen die
Prätorianer
gestänkert hatte, einen Denkzettel verpasst. Irgendwann hatte er »Aufhören« geschrien. Noel hatte das gar nicht gemocht. Sogar Barry, dem Chef der
Prätorianer
-Security, war sein Patzer gemeldet worden. Er durfte sich heute keinen Fehler erlauben.
    Da der Fahrer des Scania nicht sofort reagierte, drosch Keith ihm den Knauf der Waffe gegen die Stirn.
    Der Fahrer stöhnte nicht einmal auf.
    »Noch langsamer!«, schrie Broad und beobachtete den Volvo vor ihm auf der rechten Spur. Den Truck hatten sie nicht gekapert, aber er war Teil des Spiels und bildete den vorderen Teil der Falle.
    Sie mussten noch langsamer werden, um auf der Überholspur die linke Flanke der Falle zu sichern.
    »Warnblinkanlage!«
    Na also, der Tartarentyp spurte plötzlich.
    Keith starrte wieder in den Außenspiegel. Sie hatten den Mercedes auf der rechten Spur in der Mangel.
    »Scheiße!« Broad sah, wie der Mercedes plötzlich ausscherte und gegen das Motorrad prallte.
    In diesem Moment raste die linke Hand des Fahrers auf ihn zu, die rechte Hand am Lenkrad kreuzend. Die kurze Klinge war geschwärzt und an manchen Stellen schartig und rissig.
    Broad wunderte sich über den Schmerz in seiner Brust. Die Faust machte vor seiner Brust eine drehende Bewegung, und der Schmerz wurde zum Höllenfeuer.
    Broad wurde schwarz vor Augen. Ihm war plötzlich egal, dass der Fahrer den Scania nach rechts in die Lücke lenkte, die der davonziehende Volvo-Truck hinterließ. Es war alles so taub! Der Scania rollte aus. Leerlauf.
    Der Fahrer beugte sich an Keith Broad vorbei, stieß die Beifahrertür auf.
    Broad bekam einen Stoß. Dann spürte er einen Tritt im Rücken und