Der Babylon Code
heranhüpfenden BMW zu.
»Was tun Sie?«, krächzte Forster auf der Rückbank.
»Rodeo!«, rief Chris.
»Sie sind verrückt!«
»Im Gegenteil. Angriff ist die beste Verteidigung. Der BMW ist auch nicht stabiler als unser Mercedes.«
Die beiden Wagen rasten aufeinander zu. Die Scheinwerferkegel des BMW hüpften wie Irrlichter über die Furchen.
Durch die zertrümmerte Frontscheibe schlug Chris der Fahrtwind ins Gesicht und zerrte an seiner Haut. Er beugte sich nach unten und tastete mit der rechten Hand im Fußraum herum, bis er Rizzis Pistole fand.
Er staunte, als er die Korth in der Hand hielt. Rizzi war offensichtlich ein Kenner gewesen. Eine reine Ganzstahlwaffe, kalt gehämmert und dadurch mit besonders dichter Stahlkonsistenz. Die Griffschalen waren aus Walnussholz. Die Pistole besaß innen liegende Sicherungssysteme, damit der Schütze in Stresssituationen nicht den Kopf verlor. In seiner Zeit beim Mobilen Einsatzkommando hatte Chris von solch einer Waffe geträumt.
»Nicht!«, schrie Forster.
Die Wagen waren keine hundert Meter mehr voneinander entfernt.
»Angst?«, schrie Chris zurück.
»Nein! Ich will meine Kunstgegenstände retten!«
»Wie das? Der Weg scheint hier zu Ende.«
»Ich schlage Ihnen einen Deal vor!«
»Cool!«, entgegnete Chris. »Noch so einen wie den hier?«
»Sie können es schaffen. Aber dafür müssen Sie entkommen und nicht sterben!«
Chris lachte wild auf und zog den Abzug durch. Dreimal.
»Festhalten!«, rief er.
Die Wagen waren nur noch wenige Meter voneinander entfernt, als der BMW aus der Kollisionsspur ausscherte und etwas nach rechts abdrehte.
»Feigling!«, schrie Chris.
Dann donnerte die Schnauze des Mercedes in den linken vorderen Kotflügel des BMW. Der schrille Ton des kreischenden Metalls drang in jeden Winkel seines Gehirns, und er brüllte seine Anspannung heraus.
Die Wucht des Aufpralls riss ihn hoch, aber der Gurt nagelte ihn im Sitz fest. Sein Kopf schleuderte vor und zurück und prallte gegen die Kopfstütze.
Der BMW neigte sich zur Seite, und der Fahrer kurbelte am Lenkrad, um dem Druck des Mercedes auszuweichen. Plötzlich rasten sie nebeneinander in Richtung Autobahn. Chris hob die rechte Hand und schoss an dem im Sitz baumelnden Rizzi vorbei aus dem Beifahrerfenster auf den BMW. Dann lenkte er den Mercedes wieder nach rechts gegen die Seite des BMW. Krachend donnerten die beiden Wagen gegeneinander. Der Fahrer des BMW bremste und war plötzlich ein Stück hinter dem Mercedes. Kurz danach fuhr er von hinten auf den Mercedes auf. Einmal. Zweimal.
Kreischend zerfetzte eine Kugel das Wagenblech. Sie rasten auf die Böschung der Autobahn zu. Wenn der Winkel stimmte, würde er es schaffen, dachte Chris. Die Böschung war vielleicht zwei Meter hoch und nicht zu steil.
Er klemmte die Pistole unter seinen rechten Oberschenkel und umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad.
Mit durchgetretenem Gaspedal jagte er den Mercedes halb schräg die Böschung hinauf. Das Heck begann zu tanzen, brach nach rechts aus, wieder die Böschung hinunter. Dann schoss das linke Vorderrad über den Böschungsrand, hing in der Luft, bis das rechte Rad über den Rand raste.
»Komm!«, schrie Chris. Der Mercedes schoss mit einem Satz über die Böschung und knallte auf den Asphalt.
Eine Festung versperrte die Standspur. Es war der Renault-Truck. Die Warnblinkanlage pumpte immer noch stoisch das Licht in die Nacht. Chris riss das Steuer nach rechts. Der Mercedes knallte mit der linken Vorderseite gegen den Anhänger und wurde wie ein Ball von einer Wand zur Seite geschleudert. Sekundenbruchteile später schoss er wieder in Richtung Böschung.
Ein dumpfer Aufprall, dann rutschte ein Männerkörper über die Motorhaube. Der Kopf drang durch die zertrümmerte Frontscheibe. Glaszacken rissen Gesicht und Halsschlagader des Mannes auf, und Blut spritzte Chris ins Gesicht, als der Oberkörper in den Innenraum flog und auf Rizzi prallte.
Der Fahrer des Trucks, schoss es Chris durch den Kopf.
Der Mercedes rutschte die Böschung hinunter. Jetzt sah Chris auch wieder den BMW, der unten an der Böschung parallel zur Autobahn fuhr.
Chris trat auf die Bremse und lenkte nach links. Doch die Kraft des Motors reichte nicht mehr aus. Die Räder links drehten in der Luft, der Wagen hob sich weiter, überschritt den kritischen Punkt und rollte über seine Längsachse.
Krachend kam der Mercedes am Rand der Böschung auf dem Dach zum Liegen. Pfeifend wühlten die Räder in der Luft, dann
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