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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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so als Normalbürger eine C14-Bestimmung durchführen lassen kann.«
    Sie lachte laut auf.
    »Was soll ich?«
    »Tu es einfach«, knurrte Chris.
    »Wofür?«
    »Für Knochen.«
    »Wäre es nicht sinnvoller, die Zeit darauf zu verwenden, einen neuen Auftrag anzunehmen?« Inas Stimme war kalt wie ein Gletscher. »Was für Knochen überhaupt? Deine eigenen?« Sie lachte höhnisch auf. »Wenn wir wenigstens Geld damit verdienen könnten…«
    »Können wir«, sagte Chris mit einem Unterton in der Stimme, an dem Ina immer erkannte, dass er es ernst meinte.
    »C14-Methode, sagtest du?«
    »Ja, damit kann man das Alter von Gegenständen bestimmen. Die Polizeischule war nicht ganz umsonst.«
    »Warte – eins nach dem anderen.«
    Er verstummte, ließ sie im Internet arbeiten.
    »Kiel«, sagte Ina nach einer Weile, in der sie sich mit verschiedenen Flüchen durch das Internet hangelte. »Christian-Albrecht Universität, Leibniz Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung. Da könntest du Knochen untersuchen lassen.«
    »Einfach so?«
    »Steht hier so. Man kann alles untersuchen lassen. Kostet dich rund achthundert Euro mit allem Drum und Dran. Was für Knochen überhaupt? Vorhin hast du ja nicht eben viel erzählt. Was ist überhaupt los?«
    »Später. Und die Uni will Geld haben?«
    »Ja – heute ist nichts mehr kostenlos.« Sie lachte wieder. »Die bieten sogar eine Schnellanalyse an… und du kannst sogar entscheiden, wie genau du es haben willst. Abweichung bis zu 80 Jahren oder 40 Jahren. Je genauer, desto teurer.«
    »Und? Wie schnell?«
    »Drauf warten kannst du nicht. Vier bis fünf Wochen.«
    »Das soll schnell sein?«
    Einen Augenblick war es still zwischen den beiden.
    »Üblicherweise garantieren sie die Ergebnisse innerhalb von drei Monaten – steht hier.«
    Er überlegte.
    »Es gibt aber noch eine Alternative«, sagte er dann.

    Dresden Montag
    Die Fahrt nach Dresden dauerte gut zweieinhalb Stunden. Chris fuhr an der Ausfahrt Wilder Mann von der Autobahn und hielt auf dem Weg in die Innenstadt an einem kleinen Bekleidungsgeschäft mit Billigwaren an. Dort kaufte er sich frische Unterwäsche, mehrere Shirts und zwei Jeans. Dann fuhr er zur nächsten Tankstelle, besorgte sich einen Stadtplan, ein Tuch und Fett lösendes Scheibenspray. Auf der einigermaßen sauberen Toilette zog er sich um.
    Seine alte Kleidung warf er in einen Container für Altkleider, dann stellte er das Motorrad ein paar Straßen weiter zwischen parkenden Fahrzeugen ab. Er sprühte das Scheibenspray auf die Griffe und Metallteile und wischte alles so gut es ging mit dem Tuch ab.
    Er hoffte, die Polizei würde die Maschine so schnell nicht finden, falls sie überhaupt nach dem Motorrad suchte. Wenn er Glück hatte, wurde das Motorrad gestohlen. Deshalb ließ er den Schlüssel stecken.
    Dann ging er zum nächsten Taxistand und ließ sich zum Büro der europaweit tätigen Autovermietung bringen, mit der er immer zusammenarbeitete, wenn er einen Wagen brauchte.
    Chris kannte Dresden nicht und verfuhr sich zwei Mal, bevor er sein Ziel nahe der Elbe in einer Gegend fand, die die Grenze zwischen renovierungsbedürftigen Mietskasernen und Straßenzügen mit alten Gründerzeitvillen bildete.
    Das Gebäude war ein reiner Zweckbau mit glatter Natursteinfassade und großer Freitreppe. Genau gegenüber begrenzte eine Friedhofsmauer die Straße.
    Chris marschierte die Treppe hinauf und meldete sich am Empfang. An der Firmenübersicht konnte er erkennen, dass hier ausschließlich Unternehmen der Gentechnologiebranche ihre Büros unterhielten. Ihm fiel auf, dass die Menschen, die kamen und gingen, fast alle im Studentenalter waren.
    Er selbst und auch Wayne Snider, der soeben grinsend aus dem Fahrstuhl trat, gehörten hier schon zum alten Eisen.
    »Wayne ›Diamond‹ Snider. Ewigkeiten! Mann o Mann – Ewigkeiten. Komm!« Chris strahlte.
    Sie umarmten sich.
    Den Spitznamen ›Diamond‹ hatten sie Wayne in der Schule verpasst, weil er eine Zeit lang ständig mit einer Lupe herumgelaufen war. Waynes Vater hatte eine Mineralien-und Edelsteinsammlung besessen, und Wayne hatte ihm nachgeeifert und sich bestens in der Bestimmung ausgekannt.
    Chris und er hatten sich zuletzt vor etwas mehr als einem Jahr auf dem Frankfurter Flughafen getroffen. Chris war gerade aus Japan zurückgekommen, wo er Blaupausen eines deutschen Autobauers im dortigen Werk eines Jointventure-Partners abgeliefert
    hatte. Snider wiederum hatte in den USA eine Tagung seiner

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