Der Babylon Code
Richtung Frankreich auf.
Sie waren dem Transport gefolgt, und der Überfall hatte beginnen sollen, da meldete sich Berg am Telefon mit der Horrormeldung.
»Er begleitet den Transport zum Louvre nicht.«
»Ich habe ihn selbst in seinem Jaguar gesehen«, erwiderte Barry. »Zusammen mit seinem Leibwächter.«
»Das ist es ja. Ponti ist eine Ablenkung. Bewacht ein Double, sehr ähnlich, gut zurechtgemacht. Aber es ist nicht Forster.«
»Wie können Sie so sicher sein?«
»Ich habe soeben mit meinem Chef gesprochen. Er hat den Start des Transports in der Villa überwacht und ist vor ein paar Minuten ins Büro gekommen. Er hat das Double erkannt und Ponti darauf angesprochen. Forster ist mit den ganz wichtigen Sachen seit Stunden unterwegs nach Berlin.«
Der Anruf des Verräters paralysierte Barry minutenlang, bis er sich entschloss, Frederic Berg zu glauben. Er kehrte um und jagte Richtung Berlin, während Colin Glaser den Transport kurz hinter der französischen Grenze mit seinem Team überfiel.
Frédéric Berg hatte nicht gelogen, und Barry war froh, dem Mann ein paar Dollars mehr gegeben zu haben.
Von Antonio Ponti, dem treu ergebenen Bodyguard des Kunsthändlers, erfuhren sie Kennzeichen, Wagen-Typ und Aussehen, als Glaser ihm den Lauf der Pistole an die Stirn setzte.
Barry gab die Informationen an das Berliner Reserveteam weiter, das er inzwischen aufgescheucht hatte. Die Motorradcrew raste von Berlin aus gut zweihundertfünfzig Kilometer über die Autobahn zum Hermsdorfer Kreuz, wo die A4 aus Westen und die A9 aus Süden sich kreuzten. Egal, welche Strecke Forster gewählt hatte, ab hier ging es über die A9 nach Berlin.
Das Team entdeckte den Wagen dann an einer Baustelle gleich hinter dem Kreuz, wo die Crew eine Panne vortäuschte und mit Nachtferngläsern die vorbeifahrenden Fahrzeuge checkte, die in der unübersichtlichen Baustelle extrem langsam fahren mussten.
Die Meldung versetzte Barry für Minuten in Hochstimmung. Noel Bainbridge hatte alles gut vorbereitet, zwei Trucks gekapert. Doch dann musste Barry durch das eingeschaltete Handy das Fiasko in weiten Teilen miterleben, ohne eingreifen zu können. Er war Hunderte von Kilometern entfernt, als sein Team ausgelöscht wurde.
Dresden Donnerstagnacht
Wayne Snider verfluchte die verdammten Sicherheitsvorkehrungen der Firma, die sicherstellten, dass kein Mitarbeiter ein Ausgabemedium oder eine Einspielgelegenheit an seinem Rechner besaß. Wollte man Daten herunterladen, dann ging das nur mit Zustimmung des Admin, wie die Administratoren kurz genannt
wurden. Die erfassten genau, was kopiert wurde. Im Zweifel fragten sie sogar im Headquarter nach, wie sie sich verhalten sollten. Sie waren sich auch nicht zu fein, E-Mails und Datenströme zu kontrollieren.
Jeder Unternehmensstandort leistete sich mindestens einen Computerfreak, der der Zentrale unterstellt war, wo wiederum jede Auffälligkeit an den Sicherheitsdienst berichtet wurde. Aber eine offene Flanke bekamen sie nicht in den Griff: Papier. Sie konnten nicht auch noch kontrollieren, was da tagtäglich alles gedruckt wurde.
Snider startete den Druckjob und ließ sich die ganzen Informationen auf Papier ausdrucken. Der Drucker spuckte Formeln und Berechnungen aus. Snider legte drei Mal Papier nach. Dann packte er den Stapel in die mitgebrachte Tasche.
Er wollte bereits das Licht in seinem Büro löschen, als ihm Chris und seine Knochenanalyse einfielen. Bisher war nichts mit der Probe passiert. Die Zellen waren tot und mit ihnen ihre DNA. Das Wachstumsserum schlug nicht an. Snider ging nicht mehr davon aus, dass sich diese Tatsache noch änderte. Er hatte ein Starter-Kit mit einer starken Nährlösung benutzt – ohne Erfolg. Die Nährlösung enthielt verschiedene Vitamine, Zucker, Salze, essenzielle Aminosäuren, Glutamin, Cystein und Serum. Die Temperatur im Brutkasten lag bei genau 37 Grad. Damit hatte er den Herrschaften alles bereitgestellt, damit aus der untauglichen Knochenmasse eine untersuchungsfähige Zellkultur entstand.
Vielleicht war die Nährlösung trotz ihrer Stärke immer noch zu schwach. Wenn Zellreste alt und angegriffen waren, dann konnte die Anregung zur Zellteilung nicht stark genug sein. Falls überhaupt noch Leben in den Zellen steckte.
Er hatte in den letzten drei Tagen kaum über seinen Jugendfreund nachgedacht. Zu sehr war er mit seinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen. Er hatte die neuesten Informationen zu einem Memorandum zusammenstellen müssen, an das
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