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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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kurzen »Ja«.
    Als Marvin den Namen des Anrufers hörte, stand er auf und ging in den Nebenraum. Lavalle war so etwas wie Marvins Assistent in Europa geworden. Er war dicht am Allerheiligsten, aber den letzten Test musste der junge Franzose erst noch bestehen. Bis dahin durfte er noch längst nicht alles wissen.
    »Erzählen Sie.« Marvins Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wer ist das Schwein?«
    »Rizzi nennt er sich«, sagte die männliche Stimme am anderen Ende des Telefons.

    Berlin Wenig später
    Das Telefonat hatte den Blutdruck von Justin Barry in die Nähe des Herzinfarktes getrieben und seine lederne Gesichtshaut tief gerötet. Auch wenn Marvin mit keinem Wort sein bisheriges Versagen angesprochen hatte, wusste er, dass dies seine letzte Chance war.
    Er strich sich mit den Händen über das dunkle, militärisch kurz geschnittene Haar, trank einen kräftigen Schluck Cognac und sah seinen Stellvertreter Colin Glaser kalt an.
    Colin Glaser konnte als Zwillingsbruder des jungen Alain Delon durchgehen. Marvin hatte ihn vor einem Jahr zum Security-Chef für Europa gemacht, ohne ihn vorher zu fragen, und noch einmal deutlich gemacht, dass er alles bestimmte.
    Barry war Sicherheitschef der
Prätorianer
und seit fünf Jahren dabei. Gott war für ihn ein Relikt gewesen, bis im ersten Golfkrieg eine irakische Granate dicht neben ihm einschlug, er aber wie durch ein Wunder überlebte.
    Damals, in den stillen und sternenklaren Wüstennächten, erinnerte er sich an die verschütteten Gebete seiner Jugend. Auf dem Feldbett, in einem im Wüstenwind knatternden Zelt, schloss er eines Nachts zwischen schnarchenden Kameraden seinen neuen Bund mit Gott und gelobte ewige Treue und Gefolgschaft.
    Nach dem Krieg führte ihn sein Weg zur Spionageabwehr auf
    dem Marinestützpunkt in San Diego, wo er Jahre später auf die
Prätorianer
traf und sich ihnen anschloss. Marvin und Barry verstanden sich sofort. Beide hatten im Krieg zu Gott gefunden. Marvin in Vietnam und Barry im Golfkrieg. Beide sahen im Krieg die notwendige Prüfung, um ihren wahren Weg zu erkennen. Marvin war zudem von Barrys Erfahrungen in der Spionageabwehr fasziniert, die gut in seine Pläne passten, und machte ihn zum Chef der Sicherheit.
    Barry schuf ein Sicherheitsteam, das Marvin und seinen Zielen voll und ganz ergeben war. Die Jagd nach den Antiken war ihr bisher wichtigster Auftrag, weil die Anerkennung der Laienbruderschaft als kirchlicher Orden daran hing.
    »Diesmal darf nichts schiefgehen«, murmelte Barry und warf sich in den Sessel. Sie logierten äußerst exklusiv in einem Berliner Nobelhotel. »Sonst bin ich am Arsch.«
    »Wird schon nicht.« Glaser starrte auf den Fernseher und stellte den Ton wieder laut, den er während Barrys Telefonat mit Marvin ausgeschaltet hatte.
    Darauf wartest du doch nur, dachte Barry, goss sich einen weiteren Cognac ein und rekapitulierte die letzten Tage.
    Zunächst konnten sie Forster monatelang nicht als den geheimnisvollen Museumsmäzen identifizieren, der da über immer andere Boten und Kanäle dem Museum in Berlin sein Angebot unterbreitet hatte. Erst vor anderthalb Wochen war es ihnen endlich gelungen, als sie den letzten Boten von Berlin bis nach Genf zu einem Sicherheitsunternehmen verfolgen konnten.
    Ihre Wahl fiel auf Frédéric Berg. Der Mann stand kurz vor der Rente, war untersetzt, dicklich, mit einem feisten Gesicht und Wieselaugen, die ständig schuldbewusst dreinblickten. Er arbeitete als Personaldisponent in der Sicherheitsfirma, die den letzten Boten gestellt hatte und war für einen Batzen Dollar bereit, alles zu verkaufen, was sie wissen wollten.
    Die entscheidenden Informationen erhielt Barry von Berg am Samstagmittag in der Kathedrale St. Pierre in der Genfer Altstadt.
    »Unsere Leute beladen seit heute früh den Transporter. Es geht los. Morgen Abend. Nach Paris. Louvre. Ankunft Montag früh. Ausladen. Übernachtung. Dienstag weiter nach Berlin. Mittwochnachmittag zurück.«
    Sie überwachten seit Tagen Forsters Villa im Genfer Vorort Collonge-Bellerive und beobachteten seine Ankunft am Samstagnachmittag. Der Greis hielt sie den ganzen Sonntag auf Trapp. Er fuhr in den Park de Malagnou und bewunderte im
Musee d’histoire naturelle
die Skelettkopie von Lucy, bevor er am späten Nachmittag im Gourmetrestaurant eines Nobelhotels ausgiebig speiste.
    Sein Leibwächter Antonio Ponti war immer dabei. Er fuhr den Kunsthändler in die Villa zurück, und am späten Abend brachen sie dann mit dem Transport

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