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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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gefälscht, damit Antiken bei gutgläubigen Sammlern Höchstpreise erzielten.
    Lavalles frühe Sinnkrise hatte ihn in die Arme der
Prätorianer
getrieben, und so war Marvin auf den jungen Mann aufmerksam geworden.
    Er brauchte den jungen Franzosen noch. Dazu musste Justin Barry aber endlich das heranschaffen, was Marvin als Handelsware dem Papst anbieten wollte. Er würde als Gegenleistung die Anerkennung der
Prätorianer
als Orden, noch besser aber als Personalprälatur durchboxen. Damit würde er seine Wahl zum Präfekten der
Prätorianer
krönen.
    Dienstag sollte der große Tag sein. Auf Augenhöhe mit dem Opus Dei! Sein Verdienst! Und er an der Spitze des Ordens! Seine Herde aus mehr als hundertfünfzigtausend gläubigen Laienbrüdern in aller Welt, unerschütterlicher in ihrem Glauben und straffer geführt als der Opus Dei, würde ihm überallhin folgen, keiner würde seine Pläne in Frage stellen.
    Damit bekäme die Kampagne zusätzlichen Schub, würde prominente Anhänger aus der Deckung holen. Die lahmen Europäer würden endlich verstehen, warum der erbitterte Kampf, der in den USA zwischen Wissenschaft und Glauben tobte, auch hier als Feuersbrunst die gottlosen Tempel in Schutt und Asche legen musste. Die Wissenschaftler ahnten ja noch nicht, dass er bis zum Letzten gehen würde!
    Und jetzt hatte Lavalle versagt. Er hatte eine Broschüre herstellen sollen, die die Emotionen der Leser weckte und sie mitriss. Doch Lavalle war kein hemdsärmeliger Reißer, kein Macher mit Gespür für das, was die verunsicherten Schafe an seelischem Grün brauchten.
    »Abgesehen von den ganzen Verzögerungen bei der Druckvorbereitung ist besonders schlimm, lieber Lavalle, dass das Heft im Aufbau und in den Texten vollkommen danebenliegt. Viel zu
    sehr in Richtung Physik und Kosmologie aufgebaut, viel zu wenig über Fossilien, die Mikrobiologie und – den gesunden Menschenverstand! Warum haben Sie sich nicht an unsere bewährten Vorlagen gehalten?«
    »Ich wollte etwas Neues schaffen«, sagte der Franzose matt. »Ich meinte, dass durch die von mir gewählte Art der Argumentation die Überzeugungskraft noch erhöht würde.«
    »Ehrenwert!
Ehrenwert!
Aber glauben Sie mir, wir haben den bisherigen Text schon oft genug geändert, kennen ausgiebig seine Schlagkraft.« Marvin nahm eine der Druckfahnen in die Hand, las kopfschüttelnd ein paar Textzeilen. »Wir müssen zunächst auf den Streit mit der Wissenschaft eingehen, deutlich machen, dass es sich um zwei alternative Modelle über den Ursprung des Lebens handelt: Zufall oder Plan. Evolution oder Schöpfung.«
    Marvin sah den Franzosen mit der Milde eines väterlichen Freundes an, obwohl er ihn am liebsten der Inquisition übergeben hätte.
    »Und dann, lieber Lavalle, muss bereits eines unserer Kernargumente kommen. Wir dürfen die Menschen nicht zu lange im Unklaren lassen. Wir müssen ihnen gleich zu Anfang sagen, dass die Evolutionstheorie auch nur ein Modell ist, eben der Glaube der Wissenschaft. Während unser Glaube an die göttliche Schöpfung als Religion abgetan wird, gilt ihr Glaube als wissenschaftlich. Dabei sagt ihre Wortwahl schon, dass das Modell der Evolutionstheorie eben eine Theorie ist und nicht mehr.«
    Lavalle sah den amerikanischen Verleger irritiert an. »Sie wissen doch, dass in der Wissenschaft der Theoriebegriff ganz anders benutzt wird, der die höchste Form der Erkenntnis beschreibt.«
    »Lavalle – das ist es doch aber. Da müssen wir sie angreifen.«
    »Ich bin Geisteswissenschaftler. Auch für mich gilt dieser wissenschaftliche Theoriebegriff.«
    »Aber nicht in der Umgangssprache, Lavalle. Und da setzen
    wir an. Eben da liegt auch Ihr Fehler. Wir müssen auf und mit der Sprachebene der Leser argumentieren. Für die ist eine Theorie eine Hypothese, durch nichts bewiesen.«
    Lavalles zögerliches Mienenspiel zeigte, wie ablehnend er der Umdeutung des wissenschaftlichen Theoriebegriffes gegenüberstand.
    »Wir müssen uns doch nicht hinter solchen…« Er zögerte, um einen passenden Ausdruck zu finden.
    Henry Marvin legte den Kopf schräg und zog die Augenbrauen hoch. Er war gespannt, wie Lavalle den Spagat lösen würde. Marvin hatte oft genug erlebt, wie wissenschaftlich geprägte Laienbrüder hier in Zweifel verfielen.
    ». . . semantischen Auslegungen verstecken. Das haben wir nicht nötig.«
    »Lieber Lavalle, Sie haben recht. Aber die Welt ist nicht so fair, wie Sie es sich wünschen. Unsere Gegner erfanden die Mutation, weil sie bis heute

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