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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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gibt Leute, die Knochen magische Kräfte zusprechen. Daran muss man dann allerdings schon wirklich glauben.« Sie lachte wieder. »Ein Götterknochen hätte erst recht einen Unterhaltungswert. Die gibt es nämlich kaum.«
    »Die katholische Kirche ist doch das beste Beispiel…«
    »Eben.« Sie sah Chris belustigt an. »In der katholischen Kirche wimmelt es nur so von Reliquien, verehrten Fußnägeln von Heiligen, Kreuzigungsnägeln, Wollfetzen von Kutten, angeblichen Holzsplittern vom Kreuz Christi. In meinen Augen eine besondere Form des Fetischismus.«
    »Gut, dass Ihr Priester nicht dabei ist.« Chris kicherte. »Sie meinen also…«
    »Ich meine gar nichts. Wenn es Knochen gibt, werden wir ihr Alter bestimmen. Dann können wir sie auch ausstellen und dazu sagen, dass sie möglicherweise von einem König oder einem sumerischen Gott stammen. Wenn Sie das Vorderasiatische Museum besuchen, werden Sie sehen, dass wir bereits heute ein ganzes Grab ausstellen.«
    Sie verstummte, als links vor ihnen in der rot sinkenden Sonne der Koloss aufragte. Von Ost nach West spannte sich das gut dreihundert Meter lange Glasdach des neuen Berliner Hauptbahnhofs. Die Sonne brach sich auf den zehntausend einzelnen, maßgeschneiderten Glasscheiben.
    »Sehen Sie das«, sagte Ramona Söllner und deutete auf vier gut siebzig Meter hoch aufragende Stahlträger. »Unser Babylon. Unser Turmbau. Die Stahlträger halten die beiden Bürotürme, die zunächst als Stahl-und Betonskelette in der Senkrechten gebaut werden und dann wie eine Zugbrücke über den Bahndamm abgesenkt werden. Die Stahlseile sollen dreißig Zentimeter dick sein. Noch nie da gewesen. Einfach unglaublich.«
    »Gigantomanie und Geldverschwendung, meinen Sie.«
    »Milliarden. Allein der Bahnhofsbau soll siebenhundert Millionen kosten – geplant waren zweihundertfünfzig.«
    Chris sah nur kurz zur Baustelle, an der zwei Bürotürme hoch aufragten, die später das lang gezogene Glasdach unterbrechen würden.
    »Vorne an der Kreuzung links kommen wir zum Regierungsviertel und zum Tiergarten. Dann geht es weiter nach Wilmersdorf«, sagte sie, und er fuhr in die Mitte der Fahrbahn auf die Abbiegerspur.
    Ein Ford Mondeo zog rechts mit aufheulendem Motor vorbei. Der Wagen beschleunigte und schleuderte plötzlich herum.
    Chris bekam einen heftigen Schlag in den Rücken und wurde nach vorn geworfen. Der Sicherheitsgurt fing seinen Oberkörper auf und riss ihn zurück. Ramona Söllner presste die Hände gegen die Ablage und schrie entsetzt.
    Der Mondeo raste auf sie zu. Ein weiterer Schlag hinten! Chris sah im Rückspiegel das glänzende Gestänge eines Geländewagens.
    Er trat das Gaspedal durch, riss das Lenkrad nach links und jagte das Cabrio in den Gegenverkehr hinein. Die beiden Wagen rasten schräg aneinander vorbei, dann krachte der Mondeo auf ihrer Seite in Höhe der Rückbank in das Cabrio. Gleichzeitig gab es einen Schlag vorn. Ein entgegenkommender Kleinlaster schrammte an der Schnauze des Mercedes vorbei, während ein dahinter fahrender Kastenwagen sie vorn endgültig einkeilte.
    Der Geländewagen hinten knallte erneut gegen das Cabrio. Sekundenbruchteile später bohrte sich der Kleinlaster mit dem Sandberg auf der offenen Ladefläche in die Seite des Geländewagens.
    »Raus! Los – schnell!«
    Chris stieß die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Er ging sofort in die Hocke und riss die Korth aus dem Hosenbund.
    Dann zog er den Rucksack aus dem Fußraum. Die Professorin sah auf die Rückbank, wo ihr Blazer lag, zögerte kurz, dann krabbelte sie fluchend vom Beifahrersitz auf den Fahrersitz. Chris packte sie an den Schultern und zerrte sie auf die Straße.
    »Passen Sie bloß auf!«, brüllte sie, da der Lauf der Pistole in seiner Hand vor ihrem Gesicht tanzte.
    Chris warf sich den Rucksack über die Schulter, sprang auf und rannte um das Heck des Kleinlasters. Links von ihm brüllten Männerstimmen. Bremsen quietschten. Der trockene Knall weiterer Zusammenstöße hallte herüber.
    Chris sprang auf die Haube eines Wagens, landete wieder auf dem Asphalt.
    »Warten Sie!«
    Die Wissenschaftlerin war hinter ihm auf die Wagenhaube geklettert und rutschte in ihrem Rock unbeholfen über die Haube. Wieder rief sie nach ihm.
    »Schneller! Schneller!«, schrie Chris.
    Sie rannten über die Straße und erreichten den Gehweg, der von einem hohen Drahtzaun begrenzt wurde. Dahinter türmten sich die Wohncontainer der Bauarbeiter.
    Gemeinsam rannten sie los. Chris’ Blicke hetzten über

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