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Der Bademeister: Roman (German Edition)

Der Bademeister: Roman (German Edition)

Titel: Der Bademeister: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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Schwimmbecken, die Fliesen hatten all die Jahre unbeschadet überstanden. Das Material, mit dem sie verfugt sind, hält dem Wasser stand, aber Luft und Staub zerstören es, und die Fliesen lösen sich, klappern, wenn man darübergeht, und zerspringen. Sie müssen alle diese Einzelheiten kennen. Wenn nicht bald etwas geschieht, ist der Verfall unaufhaltsam.

    Heute früh ist ein zweiter Placken Putz aus der Wand gebrochen. Ich habe das Geräusch gehört. Als es – vor Wochen – zum ersten Mal geschah, war ich gerade einen Augenblick hinausgegangen, der Hausmeister allein in der Halle. An einen Zufall glaube ich nicht mehr.
    Erst gab es einen Aufprall, danach spritzte etwas auseinander. Das Geräusch klang nicht viel anders, als wenn ein großer, flacher Gegenstand ins Wasser fällt. Aber das Schwimmbecken ist leer.
    Als ich an die betreffende Stelle lief, sah ich aus den Augenwinkeln wieder Bewegungen oben auf der Galerie. Ich weiß nicht, was das bedeutet, doch es gehen hier seltsame Dinge vor. Mein ganzes Leben habe ich alles im Auge behalten und darauf geachtet, dass keiner ertrinkt. Jetzt huschen dort oben, und manchmal auch am Beckenrand, Gestalten hin und her, als wären die Badegäste zurückgekehrt. Mir ist das nicht recht, denn wenn ich rufe, antwortet keiner. Auf der Galerie sitzen sie, auf den Holzbänken mit den hohen Lehnen und beugen sich erwartungsvoll über die Brüstung, als wollten sie mich beobachten. Das Licht in der Halle ist schwach. Ich wage nicht, die Beleuchtung einzuschalten, und die Glasbausteine des Lichtbogens an der Rückseite sind verschmutzt, so wie die Milchglasscheiben im Heizungskeller. Selbst am Tag wird es nicht mehr hell. Der Erdboden unter dem Schwimmbad gibt nach, und das Becken sinkt allmählich tiefer.

    Die statischen Untersuchungen haben das ergeben, deswegen musste ich das Wasser ablassen. Ohne Widerrede habe ich es getan, obwohl die Beauftragten, die kamen, um die Statik zu prüfen, lange im Büro der Verwalterin Frau Karpfe blieben und nur einen Blick in die Schwimmhalle warfen. Ich kenne die Halle seit fast vierzig Jahren und habe nichts bemerkt, was man mit bloßem Auge bemerken könnte. Noch immer glaube ich nicht, dass sich das Becken abgesenkt hatte. Erst in letzter Zeit macht sich eine Veränderung bemerkbar. Das Gebäude senkt sich mit dem Erdboden.

    Es würden Irrtümer und Unregelmäßigkeiten von allein ans Licht kommen, glaubte ich. Aber die Jahre sind vergangen, und es wurde kein Bademeister eingestellt. Ich wollte nie Bademeister sein, ich hatte andere Pläne. Bis ein neuer Bademeister gefunden sei, müsste ich bleiben, ließ man mich wissen. In all den Jahren sagte ich nichts dazu.
    Ich habe Gründe, anzunehmen, dass Sie mich hören.
    Als ich heute das Geräusch hörte, begriff ich gleich, was es hervorgerufen hatte, und ich lief hin, sah den Placken Putz und Farbe, groß wie zwei Köpfe, und in der Mauer über dem Pfeiler klaffte ein Loch. Gerade oberhalb eines der Pfeiler, wie beim ersten Mal, da, wo die Wand nicht gefliest ist, wo ein kleiner Vorsprung den Pfeiler vom Bogen absetzt. Ich erinnerte mich daran, dass der Hausmeister damals den Dreck hinausgetragen hatte, obwohl er sonst mit seinen eigenen Händen nie etwas anrührte und immer mich oder eine der Putzfrauen rief, wenn eine Verschmutzung zu beseitigen war. Für einen Augenblick war ich nicht in der Halle, sondern im Heizungskeller, um Klaus ein Handtuch zu geben, das ein Badegast vergessen hatte, denn im Keller befindet sich der Schrank für Fundsachen. Während ich wartete, bis Klaus seine Hände vom Kohlenstaub gereinigt hatte, schaute ich auf seine zwei Aquarien und sah, dass in dem größeren nur noch sechs Fische hin und her schwammen. Ich habe gestern einen gegessen, sagte Klaus, der meinen Blick bemerkte, und grinste. Nur schade, dass es keine Karpfen sind. Er hat die Verwalterin Frau Karpfe und den Hausmeister nie leiden können. Spitzel sind sie alle beide, ich sage dir, sie haben noch immer Wanzen hier versteckt. Sie sitzen im Büro und hören sich an, was in der Schwimmhalle geredet wird, du solltest besser aufpassen.
    Aber ich hatte nie etwas zu verbergen. Warum sollten sie das tun? antwortete ich Klaus jedes Mal. Doch jetzt habe ich gesehen, dass über den Pfeilern die Wand anders gefärbt ist, als hätte sich jemand daran zu schaffen gemacht, und zweimal ist ein Placken Putz an gerade dieser Stelle herausgebrochen.

    In jahrelanger Übung habe ich gelernt, nicht nur zu sehen,

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