Der Bademeister: Roman (German Edition)
Stadt verlassen. Am Beckenrand verläuft ein Streifen aus Granit, der die Kacheln hält, aber wenn das Becken leer bleibt, wird es in sich zusammenstürzen, das Wasser wird das Gebäude, den Keller, die Eingangshalle, die Straße überschwemmen, es bedeckt die ganze Stadt, derselbe Staub, derselbe Geruch, das Chlor reicht nicht aus, um zu verdecken, dass von jedem Tag und jedem Badegast etwas zurückbleibt, so wie Tropfen über die Haut laufen, wenn einer aus dem Wasser steigt. Sie stehen nackt und mit gesenkten Köpfen, und selbst die Kinder hört man nicht, sie klammern sich an ihre Eltern, die Arme, Beine schon so müde, als wären sie alle Schritte mitgelaufen, hin und her, und auch am nächsten Tag, damit es anders wird, so wie ich gewartet habe, so wie man wartet, um die Tage zu vergessen, damit es endlich aufhört. Sie sollen gehen, es ist zu spät.
Ich habe auch gewartet. Dass sich der Irrtum aufklärt, dass man mir sagt, ich könne gehen, und dann vergehen Jahre, dann glaubt man, alles müsse sich ändern, die Kacheln trocknen aus und springen, man kann die feinen Risse sehen, und wer nicht hören will, muss fühlen, am Ende bleibt sich alles gleich, der Bademeister ist verschwunden, noch immer schwimmen die Badegäste hin und her, keiner hält sie auf, und wenn das Wasser fehlt, kriechen sie durch den Staub und warten oben auf der Galerie. Ich bin hierher zurückgekehrt, damit sie nicht ertrinken, doch sind schon alle tot, die Haut vertrocknet, es raschelt leise, und würde noch ein Ofen brennen, so könnte man verbrennen, was übrig ist. Die Kleider des Bademeisters sind verbrannt. Jetzt stinkt das Wasser. Ein Unglückstag, wollte ich sagen, die Grenzen sind nur eine Lüge, das Licht flackert noch eine Weile, dann ist es aus, es wird schon kalt, und schließlich sterben sogar die Fische, fressen sich satt am Staub, ich werde noch einmal in den Keller gehen, den Abfluss habe ich geschlossen, jetzt werde ich den Zufluss öffnen, die Fische bleiben hier, ich lege mich dazu, hören Sie nicht? Ich habe es laut gesagt, die Schilder sind noch angebracht, und wer nicht hören will, muss fühlen, ich laufe nicht noch einmal durch die Stadt. Nicht einmal Cremer würde mich erkennen. Das Wasser in der Halle ist abgestellt, aber der Zufluss für das Schwimmbecken kommt aus dem Keller. Ich wusste es die ganze Zeit. Die Wohnung meiner Eltern ist schon überschwemmt, und wenn Frau Karpfe und der Hausmeister zurückkehren, dann sollen sie ertrinken. Sie wollten nur vertuschen, dass sie uns eingeschlossen haben. Spitzel, hat Klaus gesagt, sie haben hier Mikrophone angebracht, über den Pfeilern. Ob ich den Rettungsring mitnehmen will, hat mich der Hausmeister gefragt. Ich bin seit Jahren nicht geschwommen, aber niemand ist ertrunken, und das war meine Arbeit. Ich kann beweisen, dass man ertrinkt, wenn hier kein Bademeister ist. Sie können mich nicht wegschicken. Man wird es in den Straßen sehen, zwei Drittel Wasser, ein Drittel Land; am Globus sieht man es genau, die Namen tun dabei nichts zur Sache, ich lasse mich nicht mehr zum Narren halten. Als Erstes werden die Bahnsteige überschwemmt, so wie der Gang im Keller, sie kriechen aus den Häusern, flüchten sich auf den Dachboden, auf die Dächer und haben Angst. Dass es ein Unglückstag ist, wollte keiner wissen. Man hat mich weggeschickt, das Schwimmbad ist geschlossen! Nun werden Sie sehen, was Sie davon haben. Hören Sie nicht?
Das Wasser frisst den Staub. Ich habe die Fische in einem Eimer hochgetragen. Es ging ihnen nicht gut, sie einzufangen war ganz leicht. Sie schwimmen hin und her, nicht anders, als die Badegäste all die Jahre. Aber wenn ich den Eimer ausleere, dann werden sie im flachen Wasser zappeln, und bis das Wasser hoch genug steht, sind sie erstickt. Klaus hat sie hier gelassen, die kleinen Fische sind verhungert. Können Sie mich hören, wenn ich hier im Becken bin? Das Wasser ist sehr kalt. Hören Sie mich? Ich bin jetzt müde, ich muss mich setzen. Die ganzen Jahre bin ich hin und her gelaufen und habe kein Wort gesagt. Springen vom Beckenrand verboten, hören Sie? Sie schlagen sich den Schädel ein, und wenn Sie ertrinken, wird Ihnen niemand helfen.
Es ist schon dunkel. Ich habe Sie gewarnt. Sieben Tage sind es jetzt, dass ich das Schwimmbad nicht verlassen habe. Das Wasser steigt sehr langsam. Im kalten Wasser ertrinkt man rasch. Es ist schon dunkel, die Fische kann ich nicht mehr sehen, aber das Wasser reicht mir bis zu den Knöcheln, sie
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